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  Schmetterlinge und Wein
Erfolgreicher Schutz des Apollofalters an der Mosel

von Helge May

 
  Mit gut sieben Zentimetern Spannweite ist der Apollofalter einer unserer größten heimischen Tagfalter. Dank seiner auffälligen Zeichnung mit schwarzen Flecken und rot gefüllten Ringen sowie seiner relativen Seltenheit war er schon in früheren Jahrhunderten der Liebling der Schmetterlingskundler und der Sammler. Heute gilt der Apollo als Inbegriff einer gefährdeten Schmetterlingsart schlechthin. Dabei hat der Falter ein großes Verbreitungsgebiet von Spanien über fast ganz Europa bis weit nach Osten noch hinter den Baikalsee. Außerdem genießt er praktisch überall höchsten gesetzlichen Schutz und als einziger nicht-tropischer Schmetterling ist er durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES mit einem Handelsverbot belegt.

Rückgang an den Rändern
Tatsächlich verfügt der prächtige Apollo in den Kernbereichen wie den Alpen, Skandinavien und im asiatischen Teil über große Vorkommen. Prekär ist die Lage an den Verbreitungsrändern, so Otakar Kudrna, Sprecher der NABU-Bundesarbeitsgruppe Schmetterlinge. Zwar sind an diesen Rändern Rückgänge während „schlechter Zeiten“ und natürliche Wiederbesiedlungen zu „guten Zeiten“ bei allen Tier- und Pflanzenarten Normalität. Der Apollo hat aber in den ihm zusagenden Gebirgsgegenden zahlreiche Formen oder Unterarten ausgebildet, schlechte Zeiten führen hier leicht zu deren komplettem Erlöschen. Eine natürliche Wiederbesiedlung aus anderen Vorkommen ist zudem der abgelegenen, isolierten Lagen wegen ausgesprochen schwierig.

Wiederansiedlungsversuche durch Schmetterlingskundler hat es deshalb schon einige gegeben, am erfolgreichsten vor einigen Jahren in Tschechien. Als unverzichtbare Basis für alle Anstrengungen plädiert Otakar Kudrna jedoch für einen konsequenten Lebensraumschutz und die Schaffung von speziellen Schutzgebieten. „Nur umgesetzt müssen die Gesetze halt werden. Negativbeispiele gibt es leider viele. In der spanischen Sierra de los Filabres etwa flogen die Apollofalter vor zwanzig Jahren noch zu Tausenden – ohne gesetzlichen Schutz. Heute sind sie offiziell geschützt, aber Kiefern-Aufforstungen unter dem Patronat der Naturschutzbehörden in Verbindung mit intensiver Schafbeweidung an anderen Stellen haben die Apollo-Lebensräume fast vollständig vernichtet."

Nahrungsspezialist am Steilhang
Nachdem vor allem in den letzten rund hundert Jahren zahlreiche Standorte erloschen sind, kommt der Apollofalter in Deutschland heute nurmehr an wenigen Orten vor, darunter im Blautal bei Blaubeuren und im Altmühltal. Etwas größere Bestände gibt es noch an der Mosel. Der Apollofalter nutzt dort neben den felsigen Südhängen auch alte Weinbergsmauern als Lebensraum. Auf den Mauerkronen und in den natürlichen Steilhängen oberhalb der Mosel gedeiht noch in großen Mengen die Weiße Fetthenne. Diese niedrigwüchsige Pflanze mit ihren kleinen fleischigen Blättchen ist bei uns die mit Abstand wichtigste Nahrungsquelle der Apollofalter-Raupen. In anderen Regionen fressen die Raupen auch an der nah verwandten Großen Fetthenne, bekannt als „Tripmadam“.

Die Falter dagegen ernähren sich während ihres kurzen Lebens vor allem von Disteln, Flockenblumen und Wildem Majoran. Hauptflugzeit des Falters ist Mitte Juni bis Mitte Juli, letzte Tiere lassen sich noch bis in den August hinein beobachten, so Helmut Kinkler, Moselapollo-Experte aus Leverkusen. Die Eier werden ab Juni abgelegt, oft unter überhängenden Steinen oder an trockene Stängel. Die Raupe schlüpft aus dem überwinterten Ei ab Ende Februar. Je nach Witterungsverlauf verpuppt sich die Raupe gegen Mitte Mai bis Mitte Juni, um nach etwa zwei bis drei Wochen als fertiger Falter zu entschlüpfen. In anderen Regionen sind die zeitlichen Abläufe etwas verschieden.

Der Tod kam per Hubschrauber
Anfang der achtziger Jahre stand der Mosel-Apollo kurz vor der Ausrottung. Damals wurden per Hubschrauber noch große Mengen Insektengifte versprüht. Dabei traf die Giftdusche meist nicht nur die Weinberge, sondern genauso die dazwischen liegenden Trockenrasen und Felshänge. Für die Schmetterlingsraupen war das der sichere Tod. Damit nicht genug, verschwanden durch die Weinbergs-Flurbereinigung zahlreiche Trockenmauern und mit ihnen die Wuchsorte der Fetthenne.

Umgekehrt gaben die Winzer bei allzu steilen Weinbergen die mühsame Nutzung auf. Die Flächen verbrachten und verbuschten, Humus reichert sich an, der Felsenspezialist Fetthenne wurde auch dort verdrängt. Selbst der zunehmende Straßenverkehr im engen Moseltal hatte seinen Anteil am Rückgang des Apollo. Bei Zählungen am Straßenrand werden immer noch jedes Jahr 200 bis 300 tote Apollofalter gefunden, berichtet Helmut Kinkler.

Öko-Weinbau und Entbuschung
Viele Naturfreunde fanden sich um 1980 zusammen, um den Mosel-Apollo zu retten. So starteten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft rheinisch-westfälischer Lepidopterologen eine Kampagne, um über die Zusammenhänge zwischen Weinbau und Apollofalter aufzuklären. Den Schmetterlingskundlern gelang es, in Dieter Bourquin von der Trierer Lehr- und Versuchsanstalt für Weinbau und Franz Dötsch, dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Untermosel, entscheidende Verbündete zu gewinnen. Bourquin setzte ein Verbot der Giftflüge durch und warb bei den Winzern für umweltschonenden Weinbau, Dötsch setzte ab 1987 eine Pflegetruppe ein, um verbrachende Flächen offen zu halten und Weinbergsmauern wiederherzustellen. Rund 200 Hektar wurden so bereits optimiert. Die Verbandsgemeinde Cochem folgt seit einigen Jahren dem guten Beispiel. Zwischen Valwig und Cochem wurde sogar ein naturkundlicher „Apolloweg“ geschaffen.

Erfolgreich wehrte sich Bürgermeister Dötsch auch gegen weitere Flurbereinigungen. Zusammen mit gleichgesinnten Winzern gründete er die „Erzeugergemeinschaft Deutsches Eck“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, unter Ertragsbeschränkung nur qualitativ hochwertige Weine zu erzeugen – wobei die seit Jahrhunderten gewachsene Kulturlandschaft mit den typischen Weinbergsterrassen erhalten bleiben soll. Auch hier zeigt sich: „Landschaft schmeckt!“

Neben dem Apollo profitieren davon Zippammer, Smaragdeidechse, Sattelschrecke, Segelfalter und viele andere wärmeliebende Bewohner trockener Offenflächen. Heute werden 80 Prozent aller Weinberge an der Untermosel zwischen Winningen und Burgen ohne Insektizide bewirtschaftet und die Apollofalter haben sich um ein vielfaches vermehrt. „Früher sah man an den besten Flugplätzen fünf bis zehn Falter, heutzutage kann man an sonnigen warmen Tagen weit über 100 Falter beobachten“, freut sich Helmut Kinkler.

„Der Apollofalter ist nicht verloren, er kann sogar ziemlich leicht langfristig erhalten werden“, ist sich auch Otakar Kudrna sicher. „Dazu müssen wir aber schleunigst geeignete Lebensräume schaffen beziehungsweise wiederherstellen. Ideal hierfür wären zum Beispiel alte Kalksteinbrüche, wie man sie unter anderem in Bayern in der Umgebung von Regensburg und Eichstätt findet.“

Vertiefende Hintergrundinfo „Der Mosel-Apollofalter: Vorkommen, Gefährdung und heutiger Schutz“ von Helmut Kinkler
 

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