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"Schnappschuss mit Che" - Interview mit dem Dokumentarfilmer Wilfried Huismann - WDR.de - Kultur
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Samstag, 12.04.2008

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"Ein Werk der Konterrevolution"

Interview mit dem Dokumentarfilmer Wilfried Huismann

"Schnappschuss mit Che" heißt ein WDR-Dokumentarfilm, den das Erste zum 40. Todestag von Che Guevara zeigt. Im Mittelpunkt: Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Che-Vertrauten und einem CIA -Agenten, der den Revolutionär in den Tod getrieben haben will.

Dariel Alarcón und Félix Rodríguez; Rechte: WDRBild vergrößern

Dariel Alarcón (links) und Félix Rodríguez

Félix Rodríguez spürt im Oktober 1967 Che Guevara in Bolivien auf, verhört ihn, verbringt nach eigener Aussage die letzten Stunden mit ihm und will schließlich den Befehl zur Ermordung gegeben haben. Auf der anderen Seite steht Dariel Alarcón: Ein Kampfgefährte Che Guevaras und sein MG-Schütze. Er kann Rodríguez entkommen. Nach seiner Flucht gehört er einem Killerkommando an, das den vermeintlichen Mörder Guevaras weltweit jagt. Doch Rodríguez überlebt den Rachefeldzug. Jahre später hat sich aus der Feindschaft eine Freundschaft entwickelt. WDR.de sprach mit dem Regisseur und Autor Wilfried Huismann, der die beiden Männer getroffen und mit der Kamera begleitet hat.

WDR.de: Eine Freundschaft zwischen einem CIA-Agenten, der Che Guevara jagt und einem Kampfgefährten des Revolutionärs. Wie sind Sie auf dieses reale wie ungleiche Paar aufmerksam geworden?

Dokumentarfilmer Wilfried Huismann; Rechte: WDRBild vergrößern

Dokumentarfilmer Wilfried Huismann

Wilfried Huismann: Bei den Arbeiten zu meinem vorangegangenen Film bot mir jemand an, er könne mich mit dem Mörder Che Guevaras, dem in Miami lebenden Félix Rodríguez, bekannt machen. Kann ja nicht schaden, dachte ich und willigte ein. Dieser Mann genießt in der Gemeinde der Exilkubaner als mutmaßlicher Mörder von Che Guevara sehr hohes Ansehen, weil Guevara dort eigentlich noch verhasster ist als Fidel Castro. Félix Rodríguez hat sich zudem immer gebrüstet, Che Guevara gejagt, gestellt, verhört und schließlich den Mordbefehl gegeben zu haben.

WDR.de: Wie erfuhren Sie von der Freundschaft zwischen Rodríguez und Alarcón?

Huismann: Als ich ihn kennen lernte, erzählte mir Rodríguez, einer seiner besten Freunde sei die ehemalige rechte Hand Che Guevaras - bekannt unter dem Namen Benigno. Das wollte ich nicht ganz glauben. Aber eine Woche später bekam ich eine E-Mail von einem Dariel Alarcón, der bestätigte, er sei dieser Benigno. Er schrieb mir, dass er sich sehr freuen würde, wenn ich gemeinsam mit ihm und Félix Rodríguez einen Film machen würde.

WDR.de: Ihnen kamen dann aber Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Félix Rodríguez.

Félix Rodríguez und Che Guevara nach der Festnahme 1967; Rechte: WDRBild vergrößern

Fotomontage oder echt?

Huismann: Ich bin, wie auch alle Historiker, erstmal auf das hereingefallen, was Rodríguez erzählt hat. Er erzählt ja sehr detailliert, wie er die letzten Stunden mit Che Guevara verbracht hat. Überzeugt hat mich auch das berühmte Foto, das die beiden Seite an Seite zeigt. Das zeigt Rodríguez sehr gerne herum und es schmückt ja auch unzählige Bücher, unter anderem auch das Cover seiner Autobiographie.

Erst am zweitletzten Drehtag bin ich in Bolivien auf einen ehemaligen Militär gestoßen, der mir erzählte, Rodríguez sei gar nicht mehr vor Ort gewesen, als Guevara erschossen wurde. Ich habe daraufhin die Dreharbeiten um eine Woche verlängert und bin der Sache auf den Grund gegangen. Ein Augenzeuge bestätigte mir, Guevara habe Rodríguez bereits kurz nach seiner Gefangennahme als Kubaner erkannt, bespuckt und gesagt, mit Verrätern rede er nicht. Und letztlich hat dann auch der bekannteste Fotoanalytiker in den USA das Foto als Fälschung identifiziert.

WDR.de: Wie hat Rodríguez auf die für ihn wenig schmeichelhafte Wendung Ihres Films reagiert?

Huismann: Félix Rodríguez fürchtet jetzt natürlich um seinen guten Ruf. Er ist ein sehr wichtiger und mächtiger Mann innerhalb der exilkubanischen Gemeinde von Miami. Er hat versucht, mich massiv zu beeinflussen. Inzwischen hat er über einen Rechtsanwalt mitteilen lassen, dass er uns alle wegen Verleumdung verklagen wird, wenn wir im Film behaupten, dass das Foto eine Fälschung ist.

WDR.de: Wie heikel ist denn überhaupt die Arbeit an einem Dokumentarfilm, in dem der amerikanische Geheimdienst, Kuba und militärische Kommandoaktionen eine Rolle spielen?

Che Guevara; Rechte: WDR/dpaBild vergrößern

Was hätte Che gesagt?

Huismann: Befürchtungen hatte ich, was die Dreharbeiten in Bolivien angeht. Die dortige Regierung ist ja sehr eng mit der kubanischen verbunden und auch der bolivianische Geheimdienst wird inzwischen vom kubanischen Geheimdienst kontrolliert. Aber andererseits ist der bürokratische Schlamassel in Lateinamerika immer noch sehr groß. Das heißt, die haben es nicht schnell genug gemerkt, was wir dort vor Ort gedreht haben.

Schwierigkeiten gab es aber in anderer Weise: In meinem letzten Film, der ARD-Dokumentation über den Tod von John F. Kennedy, hatte ich behauptet, dass Fidel Castro hinter der Ermordung Kennedys steht. Und aufgrund dessen darf ich nicht mehr nach Kuba einreisen. Das ist natürlich eine Einschränkung, denn beim Thema Che Guevara hätte es sicherlich auch einige Gesprächspartner in Kuba gegeben.

WDR.de: "Was würde Che zu dieser Freundschaft sagen?" fragen Sie im Film Dariel Alarcón. Was glauben Sie denn, was Che Guevara zu Ihrem Film gesagt hätte?

Huismann: (lacht) Von seinem damaligen Bewusstseinsstand aus betrachtet, würde er den Film natürlich für ein Werk der Konterrevolution halten.

Das Gespräch führte Stefan Domke

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Stand: 09.10.2007, 21:47 Uhr


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