Peptidhormone
wurden erstmals 1989 auf die Dopingliste gesetzt, wobei Choriongonadotropin
(CG), Adrenocorticotropes
Hormon (ACTH), Erythropoietin (EPO) und Wachstumshormon
(HGH) die wichtigsten Wirkstoffe dieser Gruppe sind. Das Interesse dieser
Substanzen in der Öffentlichkeit ist mit EPO und HGH aufgrund der
bisher ungenügenden Nachweisbarkeit besonders hoch. Bei den Peptidhormonen
handelt es sich um Hormone, die auch vom menschlichen Organismus produziert
werden.
Peptidhormone sind physiologische Wirkstoffe, die aus Aminosäuren
aufgebaut sind und sich deshalb eindeutig in Ihrer Struktur von den
Steroidhormonen unterscheiden. Sie gehören zur Gruppe der Proteine,
die auch als Eiweißmoleküle bezeichnet werden.
s.a.
Eigenschaften Peptidhormone
Die WADA
verbietet außerdem als Analoge alle entsprechenden Releasing Faktoren
(Hypothalamus-Hormone) der oben genannten Substanzen und Analoge. Erstmals
seit Januar 1999 hatte das IOC auch die Anwendung von IGF-1 und
Insulin verboten, wobei Insulin allerdings für Diabetes
Patienten über eine TUE beantragt werden muss.
Nachweis von Insulin
Zur Physiologie
von Insulin und Sport s.a. Übersichtsartikel PH
Sönksen in J Endocrinol 2001 Jul;170(1):13-25
Choriongonadotropin
Choriongonadotropin
(CG, auch HCG = human chorion gonadotropin) das sogenannte Schwangerschaftshormon
der Frauen wird während der Schwangerschaft, im besonderen zu Beginn,
in hohen Mengen produziert und in die Blutbahn abgegeben. Es wirkt auf
die Gebärmutter und fördert hier die Bildung von Estradiol
und Progesteron. Diese beiden Substanzen steuern während der Schwangerschaft
die Ausreifung der Gebärmutter und somit die Entwicklung des Fötus.
Bei Männern dagegen stimuliert HCG aufgrund seiner hohen Ähnlichkeit
mit LH (lutenisierendes Hormon) anders als bei Frauen die Synthese von
Testosteron. HCG ist deshalb nur bei Männern verboten.
Die Stimulierung der Testosteronproduktion führt allerdings zu
keinem deutlichen Anstieg des T/E-Quotienten über sechs, so dass
die T/E-Messung eine HCG-Manipulation nicht erfassen kann. Da HCG aber
in den Urin ausgeschieden wird und Männer so gut wie kein HCG selber
produzieren, kann eine HCG-Anwendung anhand der HCG-Bestimmung im Urin
bei Männern sehr gut nachgewiesen werden.
s.a. Fachinformation
Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Präparate Choriomon®,
Pregnyl®
Wachstumshormon
(Somatotropin oder HGH = human growth hormone)
Über
den Missbrauch von Wachstumshormon im Sport wurde in den letzten drei
Jahrzehnten immer wieder berichtet und spekuliert. Mit der Anwendung
von Wachstumshormon erhoffen sich Sportler Leistungsgewinne, wobei auf
anabole Effekte des Hormons gesetzt wird.
Wachstumshormon ist ein Peptidhormone, das aus insgesamt 191 Aminosäuren
aufgebaut ist. Es wird in der Hypophyse in großen Mengen gebildet
und dann ins Blut ausgeschüttet. Über die Blutbahn erreicht
HGH die verschiedenen Zellen des Körpers, wo es seine Wirkungen
entfalten kann. Die Tatsache, dass es in großen Mengen in der
Hypophyse gebildet wird, führte dazu, dass HGH zur therapeutischen
Anwendung früher aus den Hypophysen von Toten isoliert wurde. Es
wurde in den letzten Jahren auch auf die Gefahr hingewiesen, dass entsprechende
HGH-Produkte aus der ehemaligen Sowjetunion auf dem Schwarzmarkt kursieren.
Hierbei wird auf eine mögliche Infektionsgefahr durch Verunreinigungen
der Produkte hingewiesen.
Die technische Produktion wird heutzutage über gentechnische Verfahren
gewährleistet, wobei Bakterienzellen wie Escherichia Coli verwendet
werden. Durch die gentechnische Produktion ist die gesundheitliche Sicherheit
der Produkte (keine bakteriellen Verunreinigungen) aber auch die wirtschaftliche
Bereitstellung des Hormons in großen Mengen gesichert. (s.a.
Gentechnik
in der Medizin: Prof. W. Schaffner, Universität Zürich)
HGH wirkt direkt, bzw. über sogenannte Somatomedine (IGF-1 und
IGF-2; IGF = insulin like growth factor), die in der Leber gebildet
werden. Im Fettgewebe stimuliert es den Abbau von Fetten (Lipolyse),
während es im Kohlenhydratstoffwechsel zu einer erhöhten Freisetzung
von Glucose aus Glycogen führt (Hyperglycämie). Die abbauende
Wirkung auf das Fettgewebe macht diese Verbindung allerdings für
Sportarten wie Bodybuilding besonders interessant. Dagegen werden alle
anabolen Effekte wie z.B. Stimulation der Eiweißsynthese zur Verbesserung
des Muskelwachstums und Stimulation des Skelettwachstums gößtenteils
indirekt über IGF-1 bewirkt.
Für die therapeutische Anwendung von HGH kommen derzeit nur zwei
wesentliche Krankheitsbilder in Frage: Zwergwuchs bei Kindern und HGH-Mangel
beim Erwachsenen.
Ein Nachweis von Doping mit HGH wird derzeit in keinem IOC-Kontrolllabor
vorgenommen. Der Grund hierfür ist, das derzeit noch kein wissenschaftlich
abgesicherter HGH-Nachweis möglich ist.
Die Wirksamkeit
von HGH bei Sportlern muss allerdings bisher stark in Frage gestellt
werden, da bisher keine wissenschaftliche Studie zeigen konnte, dass
eine zusätzliche HGH-Applikation bei Personen, die eine normale
HGH-Produktion aufweisen, zu Leistungssteigerungen führen kann.
Übersichtsartikel
zu Insulin, HGH und Sport s.a. PH
Sönksen in J Endocrinol 2001 Jul;170(1):13-25
Nachweis
von Doping mit HGH
Methode
von Christian Strasbuger
Eine effketive Methode zum Nachweis von HGH wurde bereits 1999 Strasburger
et al. vorgestellt. Bei dieser Methode wird die Konzentration von 22
kD Wachstumshormon (Molekulargewicht 22.000) zu einem 20 kD Wachstumshormonanalogen
(Molekulargewicht 20.000) bestimmt (Literatur s.weiter unten). Da das
gentechnische HGH nur aus dem HGH mit einem Molekulargewicht von 22
kD besteht, erhöht sich nach HGH-Applikation nur die 22 KD-Anteil,
während der 20 kD-Anteil relativ konstant bleibtl. Eine Differenzierung
zwischen Dopinganwendung und Körperproduktion wäre demnach
möglich, da bei einer natürlichen Stimulation der HGH-Produktion
(wie nach körperlicher Belastung) auch das 20kD-HGH erhöht
produziert wird. Das Verhältnis von 22kD zu 20 kD bleibt dabei
relativ konstant.
mehr
Bidlingmaier M, Wu Z, Strasburger CJ.: Doping with growth hormone. J
Pediatr Endocrinol Metab. 2001 Sep-Oct;14(8):1077-83.ff
mehr
Bidlingmaier
M, Wu Z, Strasburger CJ.: Test method: GH. Baillieres
Best Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2000 Mar;14(1):99-109.
Wu
Z, Bidlingmaier M, Dall R, Strasburger CJ: Detection of doping with
human growth hormone. Lancet, 353 (1999) 895.
Strasburger, Christian Prof. Dr.
Telefon: (030) 450-514152
Fax: (030) 450-514952
E-Mail: christian.strasburger@charite.de
Methode
von Peter Sönksen
Ein
weitere möglicher Nachweis von HGH, wobei indirekte Parameter favorisiert
werden, wurde bereits im Jahr 2000 von Sönksen et al. im Rahmen
eines von der EU und IOC geförderten Projektes "GH-2000"
ermittelt. Der Nachweis, der die Parameter IGF-1 und Präkollagen
III favorisiert, ist aber noch nicht als endgültige Methode anerkannt.
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Longobardi S, Keay N, Ehrnborg C, Cittadini A, Rosen T, Dall R, Boroujerdi
MA, Bassett EE, Healy ML, Pentecost C, Wallace JD, Powrie J, Jorgensen
JO, Sacca L. Growth hormone (GH) effects on bone and collagen turnover
in healthy adults and its potential as a marker of GH abuse in sports:
a double blind, placebo-controlled study. The GH-2000 Study Group.J
Clin Endocrinol Metab. 2000 Apr;85(4):1505-12.
mehr
Dall R, Longobardi
S, Ehrnborg C, Keay N, Rosen T, Jorgensen JO, Cuneo RC, Boroujerdi MA,
Cittadini A, Napoli R, Christiansen JS, Bengtsson BA, Sacca L, Baxter
RC, Basset EE, Sonksen. The
effect of four weeks of supraphysiological growth hormone administration
on the insulin-like growth factor axis in women and men. GH-2000 Study
Group. J Clin Endocrinol Metab. 2000 Nov;85(11):4193-200
.zum
HGH-Nachweis (7.Juni 2000)
Erythropoietin (EPO)
Blutdoping
wurde erstmals 1988 auf die IOC-Liste der verbotenen Methoden gesetzt.
Mit dieser Methode wurde versucht, die Gesamtzahl an roten Blutkörperchen
(Erythrozythen) zu erhöhen, um eine größere Menge an
Sauerstoff transportieren zu können. Damit einher gehend soll die
Ausdauerleistung verbessert werden. Mit dem gentechnisch produzierten
EPO können die gleichen Effekte erreicht werden wie mit dem Blutdoping,
so dass die aufwendige und auch gefährliche Methode der Bluttransfusion
vermieden werden kann.
EPO gehört zur Gruppe der Glycoproteine. Hierunter werden Eiweißmoleküle
(Proteine) verstanden, die mit Kohlenhydratketten verknüpft sind.
EPO hat ein Molekulargewicht von ca. 30.000, wobei die Proteinkette
aus insgesamt 165 Aminosäuren besteht. An vier stellen des Proteins
erfolgt eine Bindung mit komplex aufgebauten Kohlenhydraten. Diese Kohlenhydratketten
sind unbedingte Voraussetzung für die biologische Aktivität
der Verbindung. Der Kohlenhydratanteil beträgt ca. 40% des Gesamtmoleküls.
EPO wird vorwiegend in der Niere gebildet und stimuliert in den Knochenmark-Stammzellen
die Ausreifung der Erythrozyten.
Dieses
führt zu einer Erhöhung der Bildungsrate an Erythrocyten,
die in ihrer ersten Zeit noch als Reticulozyten bezeichnet werden. Die
medizinische Anwendung von EPO erfolgt bei Patienten, die selber nicht
mehr genügend EPO produzieren und somit zu wenig rote Blutkörperchen
aufweisen, z.B. bei renaler Anämie
oder bei Dialysepatienten. Seit 1988 wird EPO gentechnisch hergestellt,
wobei gentechnisch veränderte Säugetierzellen (Ovarienzellen
chinesischer Hamster) verwendet werden. Das so produzierte EPO ist 100%ig
identisch mit dem menschlichen EPO bezüglich der Aminosäuresequenz
der Eiweißkette. Geringfügige Unterschiede bestehen aber
in den Kohlenhydratanteilen, so dass hier eine Möglichkeit zur
Differenzierung zum humanen EPO gesehen wird.
EPO wird kommerziell für medizinische Zwecke z.B. von der Firma
Amgen als EPOGEN®
(Epoetin alfa) gehandelt.
Weiterhin
steht seit 1.Juni 2001 eine neue von Erythropoeitin abgeleitete Substanz,
die die Erythropoese stimuliert, für die Behandlung der renalen
Anämie zur Verfügung: Darbepoetin
alfa (NESP, Novel Erythropoiesis Stimulating Protein, Aranesp®),
ebenfalls von der Firma Amgen. Dieses neue Produkt unterscheidet sich
vom bisherigen rekombinant hergestellten EPO dadurch, dass 5 Aminosäuren
ausgetauscht und zusätzliche Zuckerketten in das Molekül eingefügt
worden sind. Damit erhöht sich die relative Molekülmasse von
30.400 auf 38.500 und der Zuckeranteil des bisherigen EPO von 40 auf
52% des gesamten Molekulargewichtes. Die Halbwertszeit von Darbepoetin
(NESP) liegt bei ca. 21 h nach intravenöser Injektion während
Erythropoietin eine Halbwertszeit von 8,5 h aufweist. Nach subkutaner
Injektion (Injektion ins Hautgewebe) verlängert sich die Halbwertszeit
auf ca. 49 h (27-89h) bzw. 16-24 h für Epoetin.
weiteres
Info zu Darbepoetin
Urin-EPO-Test
(17.2.2002)
IOC beschließt Blut-Urin EPO-Test
(7.11.2001)
zum EPO-Nachweis (Stand Juli 2000)
Dynepo
(23.8.2002)
CERA
(9.7.2004)
Repoxygen
(30.1.2006)