Eigentlich will Karl-Theodor zu Guttenberg in den USA gegen die Rezession und für das Überleben von Opel kämpfen. Doch schon beim ersten Stopp in New York mimt der neue Wirtschaftsminister den Popstar.
Drei Fotografen, sechs Kameras und Dutzende Menschen um ihn herum. Kameras surren, Blitzlichter, "Herr Minister, hierher", "Herr Minister, die Hände". Der Minister lächelt, dreht sich und hebt die Hände. "Who is that guy", fragt eine Amerikanerin, die sich über den abendlichen Auflauf am Times Square wundert. "The German Minister of Economics." "Oh", staunt die Frau. Der Einzige, der sich an diesem Abend in New York über gar nichts wundert, ist Karl-Theodor zu Guttenberg. Mal kerzengerade, mal lässig mit den Händen in den Hosentaschen posiert der junge Wirtschaftsminister vor den blinkenden Reklamefassaden der New Yorker Hochhäuser. Politik meets Pop - das hat es so in der deutschen Politik bisher nicht gegeben.
Es ist seine erste große Reise als Minister ins Ausland - und eigentlich geben die Motive seiner Reise kaum Anlass für große Posen: Im Halbstundentakt trifft Guttenberg in New York die Chefs der großen Banken, um mit ihnen über Wege aus der Finanzkrise zu diskutieren. Hinzu kommt die schwere Rezession, die die ganze Welt inzwischen in Atem hält. Und dann ist da noch das Schicksal des deutschen Autobauers Opel, dessen Zukunft und die von Zehntausenden Arbeitsplätzen am seidenen Faden des US-Mutterkonzerns General Motors hängt. Aus all diesen Gründen ist Guttenberg in die USA gereist.
Doch all die Sorgen und Nöte im Gepäck hindern Guttenberg nicht daran, Haltung zu wahren. Im Gegenteil, es ist das, was einem als erstes bei dem Neuen auffällt - die Haltung, die Pose: Seht her, selbst in New York biete ich der Krise die Stirn.
Nicht umsonst hat Guttenberg fast 40 Journalisten aus Deutschland mitgebracht, die dieses Bild in die Heimat senden sollen. Selbst bei der Kanzlerin sind es selten mehr als 20. Und nicht von ungefähr plant Guttenberg für Pressegespräche in den USA beinahe so viel Zeit ein wie für die Treffen mit Managern und Politikern.
Es ist ein schmaler Grat, auf dem der junge Minister da wandelt. Nicht nur die mitreisenden Journalisten, auch seine engsten Mitarbeiter warten inzwischen täglich darauf, dass irgendwo der große Verriss erscheint, die Abrechnung mit der Pose.
Kursinformationen + Charts
2,87 USD | 8,71 % | [0,23] |
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GENERAL MOTORS.. | 2,87 USD | 8,71 % |
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FIAT S.P.A. AZ.. | 4,46 EUR | 1,59 % |
HYPO REAL ESTA.. | 0,82 EUR | -4,65 % |
COMMERZBANK AG.. | 2,88 EUR | 4,16 % |
Gut möglich aber, dass es noch eine ganze Weile gut geht: Denn was für eine Lücke klafft zwischen ihm und seinem Vorgänger Michael Glos, der auch nach drei Jahren im Amt nie in seine Rolle fand. In New York benimmt sich Guttenberg, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
So auch am Abend im University Club, einem edlen Treffpunkt für die New Yorker Wirtschaftselite. Guttenberg hat geladen, die Außenhandelskammer hat organisiert, und selbst die Finanzmarktlegende George Soros ist gekommen. Es ist nicht das, was er sagt an diesem Abend: Es ist seine Art, die Unternehmer, Lobbyisten und Legenden wie Soros beeindruckt.
Ohne Notizen hält Guttenberg seine Tischrede, frei und in einwandfreiem Englisch, auch nach einem 18-Stunden-Tag und fünf Stunden Zeitverschiebung. Er redet über die G20, den Streit zwischen Europa und den USA über die staatlichen Rettungspakete für die Konjunktur, über Freihandel, die Gefahren des Protektionismus und die "typical German" Ordnungspolitik. Nichts Neues, aber geschickt und souverän. Und er hört jeder der vielen folgenden Reden aufmerksam zu.
Als er noch mal mit jedem Ehrengast über die deutsche Politik diskutieren muss, kämpft selbst Guttenberg gegen seine schweren Augenlider. Bis die Fotografen kommen: "Herr Minister, jetzt die Fotos?" Guttenberg grinst: "Am Times Square?", fragt er. "Dann mal los."
Kursinformationen
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GENERAL MOTORS CORP... | 2,87 USD | 8,71 % | 0,23 |
Aus der FTD vom 17.03.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: ddp
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