Plagiatsaffäre des Ministers: Guttenberg, das Anti-Vorbild
Es ist ein Trauerspiel: Schon wieder hatte eine Aussage von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nur eine Halbwertszeit von wenigen Tagen. Am Freitag noch hatte er gesagt, er wolle seinen Doktortitel nur ruhen lassen, bis die Sachverständigen der Universität Bayreuth die Qualität seiner Dissertation geprüft haben.
Ihm seien Fehler unterlaufen, aber die seien nicht so schlimm. Er gehe fest davon aus, seinen Doktortitel schon bald wieder dauerhaft zu führen. Bis zu dem Ergebnis der Untersuchung werde er öffentlich schweigen.
Am Montagabend dann die Kehrtwende: Guttenberg bricht sein Schweigen und gibt bekannt, dauerhaft auf seinen Doktortitel zu verzichten. Ihm sei "Blödsinn" unterlaufen. "Blödsinn" ist für ihn offensichtlich die Steigerung von "Fehlern". Mit "Blödsinn" kann aber nur gemeint sein, was Guttenberg Anfang vergangener Woche noch als "abstrus" bezeichnet hatte - nämlich dass seine Doktorarbeit ein Plagiat sei, also gefälscht.
Dem Minister sind also nicht nur Fehler unterlaufen. Vielmehr hat er gelogen. Dabei wäre die Fälschung seiner Dissertation sogar noch zu verzeihen gewesen - hätte er sich konsequent entschuldigt und reumütig gezeigt.
Die Kommunikationsstrategie, mit der sich Guttenberg aus der größten Krise seiner Politikerkarriere zu befreien versucht, macht genau das unmöglich. Sie macht diesen Mann nachgerade gefährlich. Dabei geht es nicht nur darum, dass er als Vorbild für Ehrlichkeit versagt. Noch bedenklicher: Guttenberg verhöhnt die Wähler. Schamlos setzt er auf deren löchriges Gedächtnis und Empfänglichkeit für populistische Huberei. Seine Eingeständnisse im Zweitagestakt versucht er mit einem simplen Trick zu kaschieren, seinem einzigen. Es ist der Trick eines Angebers: Kraftstrotzendes Auftreten, geradlinige Rhetorik.
Seine Hoffnung ist, dass die kleinen Dosen Geständnisse und Eingeständnisse vormaliger Lügen, die er wie beiläufig unter das Wahlvolk streut, daran zerschellen. So arbeitet ein Populist im Internetzeitalter: Er hofft, dass die Flut an täglich neuen spektakulären Meldungen den Unrat wegspült. Die Wähler vergessen. Der Eindruck verbleibt, da halte jemand Kurs.
Natürlich sind feste Überzeugungen und Geradlinigkeit wunderbare Eigenschaften für Politiker. Bei Guttenberg allerdings, das hat sein unwürdiger Umgang mit seiner angeblichen wissenschaftlichen Arbeit deutlich gemacht, verkommt Haltung zur lächerlichen Pose. Wenn die Kanzlerin schon nicht den Mut aufbringt: Es wäre wunderbar, wenn die Wähler Guttenberg bei der nächsten Gelegenheit selbst Lügen strafen würden.
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FTD.de, 21.02.2011
© 2011 Financial Times Deutschland
Kommentare
- 23.02.2011 18:43:09 Uhr
Ragnar: @conforma
Was ist denn mit Ihnen los? Da fordern Sie Sachlichkeit von Anderen und wenn Ihnen die Meinung nicht passt, dass rasten Sie vollständig aus. Machen Sie das öfter?
Aber jetzt mal Butter bei die Fische. Sie haben Angst vor den Nordafrikanern, die jetzt D überschwemmen werden, Ihnen ihr gliebtes Leben rauben werden. Es reicht nicht eine angebliche Gefahr zu benennen ohe eine Lösung zu nennen. Was ist Ihre Lösung?
Machen wir es wie Bild, Sie dürfen wählen:
1. Nichts tun.
2. Die Bundesmarine mit dem Auftrag ins Mittelmeer schicken die Boote mit aller Härte zu versenken.
3. Wenn Sie mit machen wollen, Sie müssen sich nur freiwillig beim "attraktivsten Arbeitgeber" (Anzeige BW) melden. Es fehlt jede Hand!
- 23.02.2011 15:55:48 Uhr wschira: Umfragewerte
- 23.02.2011 15:39:41 Uhr Steuerzahler: Hat Deutschland keine anderen Sorgen?
- 23.02.2011 14:16:59 Uhr lebowski: Gute Idee!
- 23.02.2011 13:29:18 Uhr conforma: "Dissertation" zu Guttenberg
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