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12.10.2011, 07:56
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Drohende Vertragsfallen:
Vorsicht vor falschen Franchise-Freunden!
In einigen Franchisesystemen lauern versteckte Gemeinheiten. Gründer sollten jeden Vertrag genau prüfen - und sich nicht von luftigen Versprechen und schönem Firmenbesitz blenden lassen.
von Anna Gentrup
Ein Unternehmer startet mit einer Franchisingfiliale in die Selbstständigkeit. Er hat sich für ein System entschieden, das Grillspezialitäten anbietet. Er prüft den Standort, findet ihn vielversprechend und unterschreibt den Vertrag. Doch kurz darauf fällt der Gründer aus allen Wolken. Dort, wo er Burger und Steaks servieren will, fehlt etwas nicht ganz Unwesentliches: der Grill.
Der Gründer hatte sich auf das Wissen des Franchisingunternehmens verlassen und Vorschläge nicht kritisch genug überprüft. Die Folgen muss er nun selbst ausbaden und die fehlende Küchenausstattung aus eigener Tasche bezahlen.
Wie viele auf die Systeme bauen - Zahl der Franchisenehmer in Deutschland
Rechtsanwalt Jan Martenstein kennt viele solcher Fälle. Der Anwalt der Frankfurter Kanzlei Franke und Zdarsky hat sich auf Franchiserecht spezialisiert. "Der Franchisingmarkt ist kein per se gefährlicher Raum", sagt Martenstein. "Aber auf einem stark wachsenden Markt tauchen immer auch schwarze Schafe unter den Anbietern auf", sagt Martenstein.
Das Modell Franchising klingt verlockend: Nach einer Einstiegsinvestition können Gründer direkt ein vielfach erprobtes Vermarktungskonzept nutzen. Der Erfolg gibt dem Konzept Recht.
Nach Untersuchungen des Deutschen Franchising-Verbands ist der Umsatz der Branche von 2000 bis 2010 um 150 Prozent auf 55 Mrd. Euro gestiegen. Doch auch wenn viele Systeme wie ein gemachtes Nest wirken, sollten Gründer die Vertragsdetails vor dem Sprung in die Selbstständigkeit kritisch hinterfragen.
Die Zahlen unterfüttern die Empfehlung: Trotz starken Marktwachstums scheitern 13 Prozent der Franchisinggründer in den ersten vier Jahren - das ist fast jeder Achte.
"Die Begriffe Franchisegeber und -nehmer suggerieren ein falsches Verhältnis"
Bernd-Rüdiger Faßbender, Präsident und Vorstandsvorsitzender des Deutschen und Österreichischen Franchise-Nehmer Verbands (DFNV), sieht ein grundlegendes Problem in der falschen Wahrnehmung des Franchisings. "Die Begriffe Franchisegeber und -nehmer suggerieren ein Anstellungsverhältnis.
Das ist völlig falsch, bewirkt aber, dass sich Gründer oft zu stark auf die Anbieter verlassen", sagt Faßbender. "Der Franchisinggründer wird nämlich zum eigenständigen Unternehmer. Für seine Tätigkeit ist er voll verantwortlich und trägt das Geschäftsrisiko", erklärt der Experte. Die Franchisegeber stellen lediglich Konzept, Markenbekanntheit und Erfahrungswerte zur Verfügung.
Teil 2: Laien fallen Vertragslücken nicht auf
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FTD.de, 12.10.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
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