22.10.2011
Direkt zu ...
Wenn in den Bierzelten das letzte Lied der Wiesnkapellen erklingt, weicht der Trubel für einen Moment der Sentimentalität: Wunderkerzen glimmen und Bedienungen liegen sich in den Armen. Das Oktoberfest ist beendet, es war eine erfolgreiche und friedliche Wiesn.
Stand: 04.10.2011
In allen großen Bierzelten werden die letzten Wiesnminuten besonders zelebriert: Die Wiesnkapellen spielen melancholische Lieder und das gesamte Personal reiht sich in eine Polonaise quer durch das Festzelt. Auf einen Schlag macht sich Erleichterung breit, 17 arbeitsreiche Wiesntage sind überstanden.
Sogar die Jubiläumswiesn des Vorjahres wurde getoppt. 6,4 Millionen Festbesucher besuchten 2010 das Oktoberfest. Dieses Jahr kamen eine halbe Million mehr. "Diese Wiesn ist golden", sagte Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl zum Abschluss. Die Besucherzahl für das Oktoberfest 2011 schätzt die Festleitung auf insgesamt 6,9 Millionen. Damit wurde die magische Sieben-Millionen-Marke nur knapp verfehlt. Die meisten Besucher kamen bisher im Jahr 1985 mit 7,1 Millionen.
Ein Grund für den Ansturm war das nahezu durchweg warme und sonnige Herbstwetter. Dabei hatte es zu Beginn der Wiesn 2011 gar nicht so rosig ausgesehen: Beim Trachten- und Schützenzug am ersten Sonntag mussten die Teilnehmer dem Regen trotzen. Es schüttete wie seit rund 30 Jahren nicht mehr. Auch am darauf folgenden Montag war es nicht besser. Dann aber sorgte ein Hoch nach dem anderen für gute Laune. "Ich habe in einem Vierteljahrhundert nicht ein so stabiles Wetter während der Wiesn erlebt", jubelte Weishäupl.
Einen weiteren Schub brachte dem Volksfest auch die Oide Wiesn. Die Besucherzahl stieg im Vergleich zur Historischen Wiesn im letzten Jahr um 100.000 Besucher an. Insgesamt lockte das Konzept mit Volksmusik und historischen Fahrgeschäften 600.000 Menschen an. Vor allem bei Münchnern, älteren Besuchern und Familien konnte dieser Bereich des Oktoberfests punkten.
Zur Wiesn-Halbzeit nach der ersten Festwoche sah es so aus, als könnte es beim Bierkonsum keinen erneuten Rekord geben: Nach damaliger Einschätzung der Wiesn-Chefin werde er bei insgesamt 5,8 bis 6 Millionen Litern liegen - weit weg vom Rekordwert des Vorjahres, als sieben Millionen Mass Bier konsumiert wurden. Doch in der zweiten Woche stieg der Bier-Durst rapide an: Insgesamt tranken die Gäste 7,5 Millionen Mass Bier und somit 400.000 Liter mehr als im Vorjahr. Die warmen Temperaturen sorgten auch für einen acht Prozent höheren Absatz an nichtalkoholischen Getränken. 118 Ochsen, 53 Kälber und jede Menge Wiesnhendl wurden in diesem Jahr verspeist.
Einen eindeutigen Wiesnhit gibt es in diesem Jahr laut Festleitung nicht. Weishäupl habe zwar häufig den "Gefangenenchor" aus der Verdi-Oper Nabucco gehört. Außerdem seien zahlreiche Klassiker gut gelaufen, von "Fürstenfeld" über "Hey Baby" bis zum unvermeidlichen "Ein Prosit der Gemütlichkeit". Erst zum Ende der Wiesnzeit hat sich dann doch ein Favorit herauskristallisiert: "Schatzi, schenk mir ein Foto" von Mickie Krause.
Masskrugschlägereien, Streit und Vergewaltigungen: Auch 2011 kam es wieder zu kriminellen Vorkommnissen auf oder am Rande der Theresienwiese. Trotz insgesamt 1.422 Delikte sprachen die Polizei und das Bayerische Rote Kreuz von einer "normalen Wiesn". Die Zahl der Masskrugschlägereien sank von 62 auf 58, die Zahl der Sexualstraftaten verringerte sich von 23 auf 17 gemeldete Fälle. Allerdings kam es zu 497 Diebstählen. Das sind 36,9 Prozent mehr als im Vorjahr. 42 Diebe konnten festgenommen werden. Die Branddirektion und das Gesundheitsamt meldeten keine besonderen Vorkommnisse.
Für die Tourismusdirektorin der Landeshauptstadt München ist die Wiesn 2011 die Abschiedswiesn: Das Oktoberfest leitete Weishäupl zum 26. und letzten Mal. Mit ihrem Abschied als Wiesnchefin mochte sich die 64-Jährige aber bis zuletzt nicht beschäftigen: "Ich befinde mich wie immer während der Wiesn in einer gesteigerten Emotionslage, lebe aber im Hier und Jetzt." Im Jahr 1985 hatte Weishäupl das Amt übernommen - es wurde ausgerechnet die am stärksten besuchte Wiesn aller Zeiten.
Zur Übersicht: Aktuell