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Thema-Text von Georges Hohrod und M. Eschbach
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entwürfe - Zeitschrift für Literatur
Ausgabe 23:
Sport

Pierre Baron de Coubertin, *1863 in Paris, =Genf 1937, französischer Pädagoge und Historiker, Begründer der modernen olympischen Bewegung. Leitete bis 1925 das Internationale Olympische Komitee.

Georges Hohrod und M. Eschbach
(Pierre Baron de Coubertin)

Ode an den Sport

I.

O Sport, Du Göttergabe, du Lebenselixier!
Der fröhlichen Lichtstrahl wirft in die arbeitsschwere Zeit,
Der du ein Bote bist der längst vergangenen Tage.
Wo die Menschheit lächelte in Jugendlust,
Wo der aufsteigende Sonnengott die Gipfel der Berge rötete
Und scheidend den Hochwald in leuchtende Farben tauchte.


II.

O Sport, Du bist die Schönheit!
Du formst den Körper zu edler Gestalt,
Hältst fern von ihm zerstörende Leidenschaft
Und stählst ihn durch dauernde Übung.
Gibst schöne Harmonie seinen Gliedern
Und gefälligen Rhythmus seinen Bewegungen.
Du verbindest Grazie mit Kraft
Und Geschmeidigkeit mit Stärke.


III

O Sport, Du bist die Gerechtigkeit!
Vergeblich ringt der Mensch nach Billigkeit und Recht
In allen sozialen Einrichtungen;
Er findet beide nur bei Dir.
Um keinen Zoll vermag der Springer seinen Sprung zu höhen,
Nicht um Minuten die Dauer seines Laufs.
Die Kraft des Leibes und des Willens Spannung ganz allein
Bestimmen die Grenzen seiner Leistung.


IV

O Sport, Du bist der Mut!
Es gibt nur eine Losung für die Kraft der Muskeln und des Willens
Und die heisst: wagen!
Der wahre Mut ist nicht tolkühne unbesonnene Verwegenheit
Ist nur, Vertrauen auf die erworb?ne Kraft,
Dem Zufall überläßt sich nur der freche Spieler;
Dein Wagen ist Berechnung, ist Verdienst!


V

O Sport, Du bist die Ehre!
Von Dir gespendet hat Lob und Zeugnis vollen Wert,
Weil nur in wahrer Redlichkeit gewonnen.
Unlautrer Wettbewerb und unerlaubter Kunstgriff
Sind streng verpönt.
Und mit Verachtung würde der bestraft,
Der nur mit List und Täuschung die Palme sich erringen wollte.


VI

O Sport, Du bist die Freude!
Sobald Dein Ruf ertönt, erbebt der Leib in Wonne,
Das Auge glänzt und stürmisch Blut durchströmt die Adern,
Klar fliegen die Gedanken ätherwärts
Die Seele ist gelöst von jedem Druck
Und jubelt laut im Vollgenuß des Lebens.


VII

O Sport, Du bist die Fruchtbarkeit!
Auf zielbewußten Wegen veredelst Du des Menschen Rasse,
Weißt kranke Keime zu ersticken und Flecken auszuwischen,
Die ihre Reinheit zu vergiften drohen.
Und kraftgeschwellt hegt der Athlet Verlangen,
Sich Söhne zu erzeugen, die fähig sind wie er,
Ruhmvollen Lorbeer zu erringen.


VIII

O Sport, Du bist der Fortschritt!
Wer Deinem Dienste würdig sich will zeigen,
Muß fortgesetzt an Leib und Seele sich verbessern,
Muß jedes Übermaß vermeiden;
Und seine Leistungen zu steigern stets bestrebt sein,
Und doch das höchste Gut Gesundheit sich bewahren,
Des alten Spruches eingedenk:
«Gesunde Seele will in gesundem Körper wohnen».


IX

O Sport, Du bist der Friede!
Du schlingst ein Band um Völker,
Die sich als Brüder fühlen in gemeinsamer Pflege
Der Kraft, der Ordnung und der Selbstbeherrschung.
Durch Dich lernt Jugend selbst sich achten,
Und auch Charakter Eigenschaften anderer Völker
Schätzen und bewerten.
Sich gegenseitig messen, übertreffen, das ist das Ziel
Ein Wettstreit in dem Frieden.


Zur Verfügung gestellt von der Bibliothek des Olympischen Museums, Lausanne

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