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Arcandor-Insolvenz: Guttenberg zögert mit Hilfe für Quelle | Wirtschaft - Frankfurter Rundschau
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Arcandor-Insolvenz: Guttenberg zögert mit Hilfe für Quelle

Die Beschäftigten müssen weiter zittern: Noch sagen die Banken nicht, ob es eine Zukunft für Quelle gibt. Bayern verspricht zwar eine Bürgschaft, aber in Berlin bremst Wirtschaftsminister Guttenberg.


Foto: ddp

München. Die Beschäftigten von Quelle müssen weiter zittern. Noch haben die Banken sich nicht darüber geäußert, ob es eine Zukunft für das insolvente Versandhaus gibt. Die Nürnberger brauchen dringend 20 bis 25 Millionen Euro, um ihren neuen Winterkatalog zu drucken. Er ist die Grundlage fürs weitere Geschäft - und muss angeblich bis spätestens Anfang nächster Woche unter Dach und Fach sein.

Die Banken hatten während eines nächtlichen Krisentreffens in der bayerischen Staatskanzlei versprochen, bis heute eine Lösung auszuarbeiten, die dem Versandhaus die dringend nötigen frischen Kredite sichert.

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnt.
Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnt.
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Die Zeichen aus der Politik sind widersprüchlich. Zunächst schien es, als seien die Chancen gestiegen. Denn die bayerische Landesregierung hatte in einer Sondersitzung beschlossen, sich mit 21 Millionen Euro an einer staatlichen Bürgschaft über 50 Millionen Euro zu beteiligen.

Doch nun kommen andere Signale aus Berlin. Die Hilfe des Bundes ist noch in der Schwebe. Der Bürgschaftsausschuss prüfe die von Quelle beantragte Absicherung eines Kredits derzeit "sehr intensiv", sagte ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Insbesondere müsse das Risiko der Verbürgung sorgsam abgewogen werden.

Karstadt/Quelle - der Kampf ums Überleben

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Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bezeichnet Rettung von Quelle als schwierig.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bezeichnet Rettung von Quelle als "schwierig".
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Dass die bayerische Staatsregierung bereits Zusagen gemacht habe, binde den Bund nicht. Unterstellungen, zu Guttenberg als CSU-Mitglied und Franke könne befangen sein, nannte er abwegig.

Bund und Länder teilen sich Staatsbürgschaften je zur Hälfte. Im Falle Quelle sind zwei Bundesländer mit Quelle-Standorten beteiligt - Bayern und Sachsen. Von den 25 Millionen Länderanteil würden nach Angaben aus bayerischen Regierungskreisen voraussichtlich etwa 20 Millionen auf Bayern entfallen und die restlichen fünf Millionen auf Sachsen. Den Ausschlag gibt die Zahl der Beschäftigten; die meisten der 10.000 Quelle-Angestellten arbeiten in Bayern.

Genau genommen ist die Bürgschaft für eine Bank aus dem Hause Arcandor vorgesehen: Sie soll als Sicherheit dienen, damit andere Kreditinstitute der Valovis-Bank weiter Geld geben. Quelle verkauft die Forderungen an seine Kunden, die - wie im Versand üblich - Rechnungen teils nach Wochen oder in Raten bezahlen, an die Valovis-Bank.

Mit dem Geld kann Quelle Rechnungen von Lieferanten und Dienstleistern begleichen. Zahlungen der Bank seien "kriegsentscheidend", damit Quelle den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten könne, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg.

20 Millionen Euro koste allein der Druck der Kataloge, eine Summe in dreistelliger Millionenhöhe sei nötig, um die Warenlieferungen zu sichern, ergänzte ein Sprecher. Die Kataloge druckt Prinovis, eine Tochter der Medienunternehmen Bertelsmann und Axel Springer.

Die Versandsparte rund um Quelle ist einer der drei Säulen des Arcandor-Konzerns, den Vorstandschef Karl-Gerhard Eick als Ganzes erhalten möchte. Dazu soll in den kommenden Wochen ein Sanierungskonzept erarbeitet werden.

Der größte Konkurrent von Quelle, der Otto-Versandhandel, ließ es sich nicht nehmen, dem strauchelnden Mitbewerber eine öffentliche Abfuhr zu erteilen: Man habe keinerlei Interesse an Quelle. Allerdings liebäugelt Otto-Chef Hans-Otto Schrader mit den Spezialversendern des Konzerns. An welchen Firmen er genau interessiert ist, wollte er nicht verraten. Es könnte sich um Hess Natur, Baby Walz, Bogner Homeshopping, Mirabeau und den TV-Kanal HSE 24 handeln.

Karstadt will ohne Hilfe auskommen

Überraschend gut geht es laut Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg den Karstadt-Häusern: Die Geschäfte laufen in diesem Jahr besser als im Vorjahr. "Wir liegen über Plan", so Görg, "die Kunden halten die Treue." Er werde keinen Massenkredit für die Warenhaussparte beantragen. Karstadt wird demnach keine Hilfe der Bundesregierung beantragen.

Schnelle Entscheidungen wie Verkäufe von Töchtern stehen offenbar nicht an. Abermals erhielt die Offerte des Metro-Konzerns einen Dämpfer: "Blitz-Verkäufe an Metro oder andere Interessenten sind kein Thema", so Görg. Die Beschäftigten setzen auf die Stammkunden.

Der Betriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt will sich gar "vor den Kunden verneigen". Sie hätten sich in den vergangenen Monaten solidarisch gezeigt, mehr als eine Million Mal unterschrieben und fleißig eingekauft.

Die Zahl der von der Insolvenz betroffenen Gesellschaften wird sich voraussichtlich auf 28 erhöhen, sagte ein Unternehmenssprecher in Essen. Neben der Muttergesellschaft Arcandor hatten seit dem 9. Juni unter anderem die Töchter Quelle, Karstadt und Primondo Insolvenzantrag beim Essener Amtsgericht gestellt. Der auf Elektroartikel spezialisierte Internetshop "Myby" hatte seinen Antrag beim Amtsgericht Düsseldorf vorgelegt.

Insgesamt hat Arcandor mehr als 500 Tochtergesellschaften. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei voraussichtlich zum 1. September zu rechnen, sagte Görg. Nicht betroffen von der Insolvenz ist das Tourismusunternehmen Thomas Cook. Der Arcandor-Anteil an dem Unternehmen ist jedoch zu großen Teilen an die Banken verpfändet.

Arcandor korrigierte frühere Angaben zur Zahl der von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter: Demnach handelt es sich um 39.310 und nicht wie zuletzt mitgeteilt um 50.000 Beschäftigte. (mit Agentur)

Autor:  Michael Bayer, Annika Joeres und Michael Bergius
Datum:  18 | 6 | 2009
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