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Eine Hühnerrasse für Ei und Fleisch

 
Ei Care Eierkartons. Klick führt zu Großansicht im neuen Fenster.
Die Verbraucherkommunikation ist bei der Vermarktung das zentrale Element.
Foto: Terra Naturkost Handels KG

Das Zweinutzungshuhn, also eine Hühnerrasse bei der die weiblichen Tiere als Legehennen und die männlichen als Masthähnchen Verwendung finden, ist schon seit einigen Jahren ein Thema, mit dem sich Forschung und auch Praxis im Ökolandbau beschäftigen. Es gilt, eine zweinutzungsgeeignete Rasse zu finden, um die Tötung von männlichen Küken umgehen zu können. Denn die männlichen Tiere der handelsüblichen Hybridrassen sind nicht masttauglich, während die Hennen bei Rassen mit masttauglichen männlichen Tieren oft eine geringe Legeleistung aufweisen. Eine Zweinutzungsrasse bietet also einen Kompromiss zwischen Legeleistung und Masteignung.

Im Großraum Berlin versucht die Aktion ei Care, das Zweinutzungshuhn auf Betrieben und in den Köpfen von Verbrauchern zu etablieren. Im Rahmen der Aktion halten Naturland Betriebe im Berliner Umland Jungtiere, Legehennen und Masthühner der Rasse "Les Bleus". Die Tiere dieser Rasse sind als Bresse-Hühner bekannt, dürfen aber hierzulande wegen der kontrollierten Herkunftsbezeichnung nicht so genannt werden. Die Initiatoren der Aktion, die Marktgesellschaft der Naturland Betriebe und Terra Naturkost haben sich für diese Rasse entschieden, weil die Hennen genug Eier legen und die Hähne genügend Fleisch ansetzen, um für den Biomarkt interessant zu sein. Erwartet werden 250 Eier pro Jahr bzw. ein Ausschlachtgewicht von rund zwei Kilogramm.

Jungtieraufzucht erfordert hohen Zeitaufwand

Frank Thumernicht zieht seit dem Frühjahr 2011 auf seinem Betrieb Jungtiere für die Aktion ei Care auf. Er erhält die Eintagesküken von der Brüterei und zieht sie unter Wärmelampen auf. Die Jungtieraufzucht ist sehr arbeitsintensiv, denn "die Küken brauchen unter der Wärmequelle mindestens 36 Grad und man muss alle zwei Stunden überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Es muss ständig dafür gesorgt werden, dass die Temperatur in Ordnung ist und Lüftung passt. Der Dank dafür ist, dass die Tiere dann sehr zutraulich sind. Und sich zum Beispiel problemlos anfassen lassen." Bis zur zwölften Woche zieht Frank Thumernicht die Tiere gemeinsam auf, dann werden die Hähne und Hennen getrennt. Die Hennen gibt der Betriebsleiter an andere Betriebe ab, die Hähne hat er bisher selbst gemästet. Gegebenenfalls wird er sich zukünftig auf die Jungtieraufzucht der "Les Bleus" beschränken, denn hier besteht aktuell ein großer Bedarf. Außerdem, so gibt er zu bedenken, "beginnen die Hähne ab der achten Woche zu krähen und können einen ordentlichen Lärm machen". Optimal für die Hahnenmast sind deshalb Betriebe ohne direkte Nachbarschaft. Die Hähne werden mehr als 80 Tage gemästet, so haben sie genügend Zeit, um Fleisch anzusetzen. Die Zunahmen der "Les Bleus" sind deshalb nicht zu vergleichen mit denen in der konventionellen Hähnchenmast, die nach 35 Tagen geschlachtet werden. "Das sind schon ausgewachsene Tiere und keine Gummiadler. Das bratfertige Hühnchen wiegt dann über zwei Kilogramm." berichtet Thumernicht.

Bei den Legehennen auf das Gewicht achten

Hühner im Auslauf. Klick führt zu Großansicht im neuen Fenster.
Die Legehennen der Zweinutzungsrasse "Les Bleus" kurz nach der Einstallung.
Foto: Anne Reinsberg

Die von Frank Thumernicht aufgezogenen Junghennen werden mit rund zwanzig Wochen auf dem Betrieb von Anne Reinsberg eingestallt. Ihr Betrieb spezialisiert sich auf die Legehennenhaltung in der Aktion ei Care. Anne Reinsberg berichtet, dass die Anforderungen der "Les Bleus" insgesamt denen der normalen Legehybriden entsprechen. Da es aber bisher noch wenig Erfahrung mit der Rasse gibt, lässt sich über ihre besonderen Bedürfnisse und Eigenschaft im Moment noch nicht viel sagen. "Wir werden die Rasse auch erst mal kennenlernen müssen." Aus der Jungtieraufzucht bekannt ist allerdings, dass bei der Fütterung etwas mehr Aufmerksamkeit geboten ist. Die Tiere der "Les Bleus" sind recht kräftig, da sie eben auch mastgeeignet sind und deshalb leicht zulegen. "Wenn sie anfangen sollen zu legen, füttern wir sie mit normalem Legehennenmehl. Aber in der Aufzucht hat man schon gemerkt, dass man da ein bissen vorsichtiger sein muss, damit sie nicht zu sehr verfetten", berichtet Reinsberg. Um zu vermeiden, dass das Gewicht die Legeleistung beeinflusst, werden die Junghennen vor Legebeginn mit einer mageren Ration aus Gerste und Hafer gefüttert. Für Anne Reinsberg bietet das Zweinutzungshuhn eine gute Zukunftsperspektive: "Die Aktion ei Care bietet uns viele Vorteile: Naturland promotet und übernimmt die Vermarktung, wir können uns auf die Erzeugung konzentrieren. Ich bin sehr froh, dass wir die Möglichkeit haben, die Eier fest abzusetzen. Deshalb hoffe ich, dass sich das weiter aufbaut und trägt. Aber das wird letztendlich der Markt entscheiden."

Viel Potenzial bei der Vermarktung

Durch den Kompromiss zwischen Legeleistung und Ausschlachtgewicht bei Zweinutzungsrassen kommt es zu einer Erhöhung der Produktionskosten sowohl für die Eier- als auch Geflügelfleischproduktion. Terra Naturkost hat mit der Aktion ei Care bisher die Erfahrung gemacht, dass die Kunden sehr interessiert und positiv auf die "Les Bleus" Produkte reagieren, die im Vergleich zum Biodurchschnitt um 10 Cent pro Ei bzw. zwei Euro pro Kilogramm Fleisch teurer sind. In den Naturkostläden werden die Verbraucher über Plakate und Flyer über den ethischen Mehrwert der Zweinutzungshuhn-Produkte informiert. Die Produkte wurden gut verkauft und es wird angestrebt, auch die Masthähnchen in naher Zukunft durchgängig verfügbar zu machen. Bei der Aktion ei Care haben die eigene Marke und deren gute Vermarktung maßgeblich zum Erfolg bei den Verbrauchern beigetragen. Aktuell ist der Einstieg in das Zweinutzungshuhn deshalb insbesondere im Rahmen von Projekten und Aktionen interessant, die über eine starke Verbraucherkommunikation verfügen.

Letzte Aktualisierung: 08.11.2011

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