Mit diesem Spruch wird ausgedrückt, dass Rüttgers der deutschen
Bevölkerung gegenüber den Einwanderern eine bevorzugte Behandlung,
insbesondere eine Bevorzugung am Arbeitsmarkt zusteht. Außerdem
bezieht sich Rüttgers mit seinem Slogan auch auf eine alte Angst
deutscher Nationalisten, nämlich dass das deutsche Volk im ethnischen
Sinne aussterben könnte. Damit zeigt Rüttgers, dass er einer
rassistischen Definition von Volk (Deutscher ist, wer deutschen
Blutes ist) anhängt, die aber leider viele Anhänger hat.
Jürgen Rüttgers sprach sich auch gegen die doppelte Staatsbürgerschaft
und den EU-Beitritt der Türkei aus.
InderInnen
oder SüdasiatInnen sind keine spezielle Opfergruppe von Diskriminierung
in Deutschland (in Großbritannien schon eher). Zwar bestehen auch
hierzulande stupide Klischees über Südasien und seine BewohnerInnen,
aber diese sind eigentlich nicht per se in der Mehrheit negativ.
Zu der negativen Minderheit gehören Vorurteile über Indien,
die oft in Vorhaltungen gegenüber InderInnen eingeflochten werden.
Hier ein paar Beispiele:
Warum verbrennt ihr bei euch Frauen?
(gemeint sind die Witwenverbrennungen)
Wenn sie bei euch hungern, warum esst ihr nicht eure Kühe?
Sprüche dieser Art basieren auf der Unkenntnis und Dummheit des Menschens,
der sie kundtut.
Die
Einwanderung indischer Software-Experten wurde in der Diskussion um die
Greencard von vielen nicht verurteilt oder abgelehnt.
Im Gegenteil, dass ComputerexpertInnen aus Indien nach Deutschland kommen
wurde von vielen, auch aus der bürgerlichen Mitte, als positiv angesehen.
Diese InderInnen wurden der kleinen Gruppe der nützlichen
Ausländer zugerechnet.
Auch das ist Rassismus; MigrantInnen in nützlich und unnützlich,
d.h. im Volksmund dann faul, zu selektieren. Die Quintessenz
ist dann, dass die nützlichen MigrantInnen bleiben
dürfen und die unnützen MigrantInnen gehen sollen.
Diese Sichtweise unterscheidet zwischen Deutschen und Nichtdeutschen und
nicht beispielsweise zwischen Arbeitslosen und Nichtarbeitslosen und trägt
damit auch einen rassistischen Ansatz in sich.
Außerdem wird ignoriert, dass es oft die deutsche Gesetzgebung (Arbeitsverbot
für Asylbewerber) Schuld und die deutschen Verhältnisse daran
Schuld sind, dass MigrantInnen untätig bleiben müssen. Auch
das viele MigrantInnen hierher geflohen (vor Armut, Krieg, Hunger) sind
oder dass viele MigrantInnen von der Bundesregierung als nützliche
Ausländer (=Gastarbeiter) hierhergeholt wurden, reflektiert diese
Sicht nicht.
Auch Kategorisierungen wie Comuter-Inder (BILD) oder IT-Inder
trägt dieses Nützlich-/Unnütz-Denken in sich.
Das
der Spruch Kinder statt Inder trotz der Nützlichkeit
indischer IT-SpezialistInnen von Rüttgers eingeführt wurde liegt
meines Erachtens an drei Gründen:
=> Die Debatte um das Thema Greencard war gerade aktuell.
=> Der Spruch reimt sich so gut.
=> Es geht ja nicht um die erwachsenen Fachkräfte. Die dürfen
ja hier arbeiten und deutsche Arbeitsplätze schaffen. Nur danach
sollen sie wieder gehen und keinesfalls hier bleiben und Kinder bekommen.
Der
Spruch zog übrigens noch weiter.
Nachdem Rüttgers seinen Spruch in Mehr Ausbildung statt mehr
Zuwanderung verallgemeinert hatte benutzen die rechtsextremen Republikaner
seinen Spruch im Landtagswahlkampf.
Im März 2001 verwendete Christine Bergmann (SPD) ihn in einer Frauen-Internetkonferenz
zur IT-Thematik in abgewandelter Form: Frauen statt Inder.
InderInnen
waren auch schon öfters Opfer rechtsextremer Gewalt . Dies wurden
sie aber nicht weil sie InderInnen waren, sondern weil sie erkennbar nichtweiß
bzw. farbig waren und/oder AsylbewerberInnen (u.a. Sri-Lanka-Tamilen,
Sikhs, ).
Vorstellbar wäre auch, dass orthodoxe Sikhs, wie in den USA geschehen,
vermehrt zu Opfern rechtsextremer islamophober Gewalt werden. Orthodoxe
Sikhs tragen nämlich einen Turban und werden oft mit Muslimen verwechselt,
weil das Gegenüber ein stereotypes Denkschema über den Orient
hat (Turban = Orient = Islam).
Zuletzt
fiel Rüttgers auf, als er am 21.04.05 in einem Interview, das katholische
Menschenbild als allen anderen überlegen bezeichnete.
Die Evangelische Kirche im Rheinland beschwerte sich daraufhin, dass er
Protestanten (nicht aber Juden. Muslime, Atheisten, ) nicht einbezogen
hätte.
Später korrigierte er sich und bezog sich nur noch
auf das christliche Menschenbild.
Es wäre fatal, wenn ein solcher Mensch am 22. Mai 2005 zum Ministerpräsidenten
in Nordrhein-Westfalen gewählt wird.
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erstellt von T. Lenk (26.04.05) -
Weiterführendes:
+ Homepage des Informationsdienstes gegen Rechtsextremismus (www.idgr.de)
+ ältere Seite zu Rüttgers Entgleisungen (http://www.kinder-statt-inder.de/)
+ Auch lustig: http://www.roland-munkel.de/Glossen/Archiv/ruettgers/ruettger.htm
+ Initiative Kein Mensch ist illegal in Tübingen (http://www.kmii-tuebingen.de/)
+ das Magazin Antifaschistisches Infoblatt (http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/)
+ eine Chronologie rassistischer Morde in Deutschland seit 1990
(http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=82&kat=82&artikelid=1323)
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