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Umkämpftes Remis

Brasilien und Mexiko haben sich am Dienstag am zweiten Spieltag der Gruppe A in Fortaleza in einer packenden Partie vor 60.342 Zuschauern mit 0:0 getrennt. Beide Teams glänzten dabei vor allem durch starke Abwehrleistungen. Mexiko hatte dazu noch den überragenden Guillermo Ochoa im Tor, der Brasilien mit Glanzparaden jeglichen Torjubel verweigerte.

Auch Julio Cesar im Tor der WM-Gastgeber musste einige Male sein Können zeigen, hielt aber ebenso „dicht“. Mexiko bestätigte damit auch seinen Ruf als „Angstgegner“ der „Selecao“, für die es auf dem Weg zum WM-Titel ein kleiner Dämpfer war. Beide Teams halten damit bei vier Zählern, was der Konkurrenz noch Hoffnung auf den Aufstieg lässt. Am Donnerstag (0.00 Uhr, live in ORF eins) folgt in Manaus die Fortsetzung des zweiten Spieltages in Gruppe A mit der Partie der beiden Auftaktverlierer Kamerun gegen Kroatien.

Erhoffte Revanche für Olympia

Unter den Augen von Basketball-Superstar Kobe Bryant war es das Duell der beiden Sieger von Spieltag in Gruppe A und ein Duell mit viel Brisanz. Seit 1999 haben die zwei Teams 15-mal gegeneinander gespielt: Mexiko gewann achtmal, Brasilien nur viermal, dazu gab es drei Unentschieden. Besonders weh tat der „Selecao“ die Pleite im Finale der Olympischen Spiele 2012 in London.

Höhepunkte von Brasilien - Mexiko

Mit 1:2 verloren die damals unter Scolaris Vorgänger Mano Menezes spielenden Brasilianer. Mit Kapitän Thiago Silva, Marcelo, Neymar, Hulk und Oscar stehen fünf Verlierer von damals in der Stammelf. Sie gelobten nun durch die Bank, Revanche zu nehmen. Das mit brasilianischen Erfolgserwartungen spürbar aufgeladene Estadio Castelao war der richtige Ort dafür. Wieder „überzogen“ die Brasilianer ihre Hymne mit einer A-capella-Version, um sie nicht in der Kurzversion der FIFA zu singen. Neymar ging da schon von Rührung überkommen kurz in die Knie.

Teams neutralisieren sich auf hohem Niveau

Brasilien startete ohne den angeschlagenen Stürmer Hulk. Für den Spieler von Zenit St. Petersburg, der das Abschlusstraining wegen einer Verletzung am Oberschenkel verpasste, ließ Trainer Luiz Felipe Scolari Ramires von Chelsea spielen. Mexiko erwartete Brasiliens De-facto-2-3-2-3-Formation auf dem Feld mit einem auf gesicherte Defensive beruhenden 5-3-2-System. Das ergab zwar keine statische Pattstellung auf Feld, aber ein Spiel ohne große Vorteile für eine Mannschaft. So benötigte der WM-Gastgeber auch rund eine Viertelstunde, ehe er sich dem mexikanischen Strafraum gefährlich annäherte.

Mexiko-Tormann Guillermo Ochoa wehrt einen Schuss ab

GEPA/Fotoarena/ Mexsport/Roberto Maya

In der 26. Minute verhinderte Ochoa gegen Neymar das 0:1

Die „Selecao“ kombinierte flüssig, lief aber immer wieder in die gut funktionierende Abseitsfalle der Mexikaner. Auf der Gegenseite deutete Hector Herrera mit einem Weitschuss aus gut 20 Metern (24.) die Gefährlichkeit der „El Tri“ an. Julio Cesar drehte den Ball über die Latte, der fällige Corner blieb aber aus. Beinahe im Gegenzug zeichnete sich auch Mexikos Torhüter Guillermo Ochoa aus, als er mit einer Glanzparade einen Neymar-Kopfball nicht nur aus der Ecke fischte, sondern auch gerade noch auf der Linie abwehrte und das 1:0 verhinderte (26.).

Abwehrriegel halten

Beide Teams zogen ihr Spiel durch, aber ohne zählbares Ergebnis. Schnellen Überbrückungen des Mittelfeldes folgte regelmäßig das symbolische Zerschellen an der gegnerischen Abwehrmauer. Mexiko nahm Neymar durch den Sonderbewacher Francisco Rodriguez geschickt aus dem Spiel. In der Offensive verzog Jose Vazquez einen Aufsitzer nur knapp (41.), Brasilien hatte nach einem Freistoß eine große Chance, bei dem Mexikos Abwehrkette nicht auf dem Posten war. David Luiz dürfte aber dabei im Abseits gestanden sein.

Marcelo (Brasilien) gegen Giovani dos Santos (Mexiko)

AP/Marcio Jose Sanchez

Das Spiel war in jeder Phase hart umkämpft

Mit einem 0:0, das Spannung für die zweite Hälfte erzeugte, ging es in die Pause. Scolari schickte danach Bernard von Schachtjor Donezk für den ineffektiven Ramires aufs Feld. Beide Teams versteckten sich nicht, aber im Grunde änderte sich am Spielverlauf nichts. Weitschüsse und Freistöße waren die Methoden der Wahl, um ein Tor zu erzielen - bis Neymar sich einmal im Strafraum durchsetzte und aus knapp sieben Metern den mit der Hüfte abwehrenden Ochoa anschoss (69.).

Brasilien erhöht Druck, Ochoa hält stand

Der Keeper vom französischen Erstligaabsteiger Ajaccio war hinter der weiter hochkonzentriert agierenden Verteidigung die letzte Versicherung Mexikos, dass das 0:0 hielt. Der Druck der Brasilianer nahm zu, Mexiko hatte Mühe längerfristig für Entlastung zu sorgen. Miguel Herrera holte Stürmer Oribe Peralta vom Feld und brachte Javier „Chicharito“ Hernandez von Manchester United in der Hoffnung, seiner Angriffsreihe neues Leben einzuhauchen.

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Teamprofil: Brasilien

Teamprofil: Mexiko

Die „kleine Erbse“ aus Mexiko wurde dann in der 79. Minute von Thiago Silva rücksichtslos von hinten niedergemäht. Da hatte der brasilianische Paris-SG-Verteidiger Glück, dass der türkische Schiedsrichter Cuneyt Cakir nur Gelb zeigte.

In der 86. Minute war Ochoa wieder auf seinem Posten, als er einen wuchtigen Thiago-Silva-Kopfball mit einer Hand abwehrte. Kurz darauf zeichnete sich auch Julio Cesar bei einem Schuss von Andres Guardado aus und verhinderte ein spätes Schocktor (90.), das die WM-Gastgeber sicher tief ins Tal der Tränen gestürzt hätte. So blieb die Erkenntnis, dass auch ein 0:0 attraktive Seiten haben kann und Mexiko offensichtlich genau weiß, wie man Brasiliens Samba-Fußball den Schwung nimmt.

Martin Wagner, ORF.at

Stimmen zum Spiel:

Luiz Felipe Scolari (Brasilien-Teamchef): „Natürlich bin ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Aber es war ein gutes Spiel, und das 0:0 geht in Ordnung. Beide Mannschaften wollten ein Tor machen. Ich denke, dass wir uns weiterentwickelt haben. Die Mannschaft spielt gut, aber unsere Gegner sind auch gut.“

Luiz Gustavo (Brasilien-Mittelfeldspieler): „Es war ein sehr intensives und schönes Spiel. Der Gegner hatte sehr viel Qualität. Das 0:0 war ein gerechtes Ergebnis. Wir haben vier Punkte vor dem dritten Spiel, jetzt müssen wir intelligent sein.“

Miguel Herrera (Mexiko-Teamchef): „Wir haben gegen den Gastgeber und Topfavoriten gespielt. Aber wir haben auf den Tribünen und auf dem Spielfeld erlebt, dass Mexiko auch Lärm machen kann. Ochoa hat ein unglaubliches Spiel gemacht. Das ist ein gutes Ergebnis, durch das wir uns in einer guten Position befinden. Aber es wartet noch sehr viel Arbeit auf uns.“

Rafael Marquez (Mexiko-Verteidiger): „Dieser Punkt schmeckt wirklich wie ein Sieg. Wir haben gegen einen großen Gegner gekämpft, gegen den Gastgeber und Titelfavoriten. Unser Tormann hat uns gerettet, aber es war eine insgesamt gute Teamleistung.“

Gruppe A, zweiter Spieltag:

Dienstag:

Brasilien - Mexiko 0:0

Fortaleza, Castelao Arena, 60.342 Zuschauer, SR Cakir (TUR)

Brasilien: Julio Cesar - Dani Alves, Thiago Silva, David Luiz, Marcelo - Paulinho, Luiz Gustavo, Ramires (46. Bernard), Oscar (84. Willian) - Fred (68. Jo), Neymar

Mexiko: Ochoa - Aguilar, Rodriguez, Marquez, Moreno, Layun - Vazquez, Hector Herrera (76. Fabian), Guardado - Dos Santos (84. Jimenez), Peralta (74. Hernandez)

Gelbe Karten: Ramires, Thiago Silva bzw. Aguilar, Vazquez

Die besten Spieler: Dani Alves, Neymar bzw. Ochoa, Hector Herrera

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