Bundesforschungszentrum für Wald (BFW)
Institut für Waldökologie und Boden
Seckendorff-Gudent-Weg 8
1131 Wien, Österreich
Telefon: +43 (1) 87838 - 1201
Telefax: +43 (1) 87838 - 1250
Autor(en): | Ernst Leitgeb |
Redaktion: | BFW, Österreich |
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Das Thema Holzasche wird in Österreich, Deutschland und der Schweiz kontrovers gesehen. Ernst Leitgeb vom BFW, Wien, liefert eine Übersicht über die unterschiedlichen Zugänge zum Thema und zeigt Möglichkeiten und Grenzen der Holzaschenverwendung auf. Anschließend finden Sie Artikel aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Aufgrund der chemischen Eigenschaften ähnelt die Holzaschenausbringung einer Kalkung. (Foto: Werner Landolt, WSL) |
Zu Beginn (Nachkriegszeit, 1960er) stand die Kalkung im Zeichen der Steigerung des Zuwaches. Dazu zählen auch einmalige Kalkungen, die zur Nährstoffmobilisierung und daher zur Ankurbelung des Nährstoffkreislaufes dienten. Diese "Meliorationskalkung" war vor allem im Deutschlang weitverbreitet, auch in Österreich wurden diese Kalkungen propagiert. Da der wirtschaftliche Nutzen gering war, wurde diese Waldkalkung wieder eingestellt. Am Bundesforschungszentrum für Wald, Wien, wurden dazu auch einige Dauerversuche angelegt, von denen heute noch ein paar Flächen übrig sind.
Mit den atmosphärischen Schadstoffeinträgen in den 1980er Jahren wurden in einigen deutschen Bundesländern "Kompensations-" oder auch "Bodenschutzkalkungen" großflächig durchgeführt. In Österreich blieben derartige Maßnahmen eher auf Forschungs- und Pilotstudien beschränkt („Wunderdünger“ gegen das Waldsterben). Nennenswerte großflächige Einsätze gab es kaum. In der Schweiz ist die Düngung des Waldes gesetzlich verboten und nur für Forschungszwecke erlaubt.
Mit der Abnahme der Einträge als Folge der Luftreinhaltepolitik und mit dem Erkennen von Risiken (Mobilisierung, empfindliche Standorte) wurde vor 10 bis 15 Jahren die Waldkalkung in Deutschland teilweise neu bewertet und eine standörtliche differenzierte Behandlung gefordert. Düngung und Kalkung wurden in weiterer Folge auch als Mittel zur Verbesserung von Nährstoffungleichgewichten durch Stickstoffeinträge angesehen.
Aufgrund der chemischen Eigenschaften ähnelt die Holzaschenausbringung einer Kalkung. Jüngst wird der Einsatz von Holzasche zur Kompensation der Nährstoffentzüge immer wieder diskutiert. Hier gibt es restriktivere Vorstellungen in Bayern und Österreich; in Baden-Württemberg werden großflächigere Anwendungsmöglichkeiten gesehen. Nicht zu vernachlässigen ist aber auch der Druck von Seiten der Heizanlagenbetreiber, die Asche im Wald zu verwenden anstatt teuer entsorgen zu müssen.
Der Einsatz von unbehandelter Asche ist äußerst problematisch, da damit sehr hohe pH-Anstiege verbunden sind, die sich negativ auf das Bodenleben auswirken. Gewisse Fraktionen der Holzasche können auch hohe Schwermetallgehalte aufweisen. Gerade die Waldernährung ist auf das Funktionieren des biogeochemischen Kreislaufs angewiesen, bei dem das Bodenleben entscheidend ist (Mineralisierung). Hohe pH-Anstiege wirken sich auch negativ auf die Mykorrhiza aus, die nicht nur für die Ernährung wichtig ist, sondern die Baumwurzeln auch gegen Pathogene schützt.
Die Ausbringung mit Helikopter wird aus Kostengründen überwiegend in erdfeuchter Form gemacht |
Es ist natürlich verlockend, die durch Biomassennutzung verlorene Nährstoffe durch die Holzasche wieder rückzuführen. Leider lassen sich dabei die standörtlichen Beschränkungen nicht aufheben und somit bleiben die ökologischen Grenzen bestehen. Gerade in Österreich mit seiner Vielzahl an Standorten (Kalkstandorte, flachgründige Böden, bestimmte Bodentypen etc.) auf relativ engem Raum ist dies von Relevanz.
Diese ist im gebirgigen Österreich schwierig und setzt eine entsprechende Aufschließung voraus. Die Helikopterausbringung kann nur bei Holzaschenprodukten in pelletierter Form erfolgen; die Ausbringung von unbehandelter Asche ist überdies durch die große Staubbelastung problematisch.
Auf vielen unserer Waldböden lastet die Hypothek von historischen, also bereits vergangenen Waldnutzungen, die die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigt haben. Es gibt daher lokalen, regionalen Bedarf an einer Sanierung von Wäldern, wo Düngung und Kalkung im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung eine Rolle spielen können, insbesondere bei Baumartenwechsel. In Bayern sind Kalkungen nur bei tiefgründig versauerten Böden erlaubt, Kalkungen zur Ertragssteigerung sind verboten.
Die Versauerung aufgrund von atmosphärischen Einträgen ist in letzter Zeit relativiert worden. Die Ergebnisse der aktuellen Waldbodenzustandsinventur (EU-Projekt BIOSOIL) zeigen ein uneinheitliches Bild. Im Vergleich mit der Ersterhebung vor ca. 20 Jahren zeigen sich in Österreich geringere Versauerungen im Boden. Leider sind diese Aussagen aufgrund der geringen Netzdichte nicht deutlich absicherbar bzw. gibt es keine länderübergreifende Auswertung.
Oft wird aber auch übersehen, dass es von Natur aus saure Böden und daran angepasste natürliche Waldgesellschaften (vor allem silikatische, montane und subalpine Fichtenwälder) gibt. Daher ist nicht jeder saure Boden zwangsläufig sanierungsbedürftig, Ziel-pH-Werte sind daher irrelevant. Hier ist eine standörtlich differenzierte Betrachtungsweise erforderlich, wenn man flächig Kalken/Düngen bzw. Holzasche einsetzen will.
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