SENDETERMIN Mo, 13.07.15 | 23:35 Uhr | Das Erste

Schöner neuer Mensch – Rassenhygiene als Staatsziel

Geschichte im Ersten

Schöner neuer Mensch

Erbgesundheitsgerichtsakten in Detmold

Eugenik und Rassenhygiene gehörten zu den ideologischen Grundpfeilern nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik. Sie führten im NS-Staat zu unsagbaren Verbrechen. Doch sie waren keine Erfindung der Nationalsozialisten. Zur Anwendung kamen als Eugenik bezeichnete Konzepte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten – abgeschafft wurden sie dort erst 1981.

Auch in anderen Ländern fanden Maßnahmen zur Verringerung und Verhinderung der Nachkommenschaft von als "minderwertig" definierten Menschen und zur Einsparung von Sozialkosten Anhänger und Befürworter – und wurden in so unverdächtigen demokratischen Gesellschaften wie Kanada, der Schweiz oder Skandinavien massenhaft durchgeführt.

Spurensuche in mehreren Ländern

Lediglich die systematische Ermordung von Menschen aufgrund staatlicher Eugenik-Programme war grauenhafte nationalsozialistische Praxis im deutschen Reich. Erst 2007 wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein entsprechendes Gesetz von 1933 abgeschafft.

NS Propaganda-Fotomontage

NS Propaganda-Fotomontage

Opfer berichten

Die Dokumentation rollt die Geschichte dieser "Wissenschaft" und der offiziell verordneten Eugenik-Politik auf – als Spurensuche in mehreren Ländern. Sie lässt Historiker und Humanwissenschaftler zu Wort kommen – vor allem aber die Opfer: Menschen aus Deutschland, Schweden und den USA, die von der unglaublichen "Behandlung" berichten, die ihnen widerfahren ist, oft gegen oder gar ohne ihr Wissen und meistens aufgrund höchst fragwürdiger "Diagnosen" und Verfügungen. Es sind Menschen, die noch immer für die Anerkennung der Schäden kämpfen, die sie erlitten haben und deren Schilderungen zutiefst bewegen.

Der Film berichtet ebenso von Praktiken in North Carolina wie in Schweden und natürlich in Deutschland unter nationalsozialistischer Herrschaft und danach. Es ist eine erschreckende Reise auf der Suche nach der "schönen neuen Welt" des perfekten Menschen.

Der Film weist nach, dass die praktische Umsetzung des Gedankens der Eugenik in amtlich verordnetes Handeln kein marginaler und historisch überholter Auswuchs unmenschlicher Naziideologie war, sondern in der westlichen Welt weit verbreitete, wissenschaftlich akzeptierte und befürwortete Praxis. Ihre Stütze fand sie in Universitäten, philanthropischen Organisationen sowie in Regierungen und politischen Parteien.

Sendetermin

Mo, 13.07.15 | 23:35 Uhr
Das Erste

Wiederholung

Di, 14.07.15 | 03:50 Uhr | DasErste

Produktion

Diese Sendung wurde vom
Norddeutschen Rundfunk produziert.