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HSV-Trainer Bernd Hollerbach knackt Negativrekord von 1976 - WELT
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Fußball

Kapitulation beim HSV Hollerbach knackt Negativrekord von 1976

Von Jens Bierschwale | | Lesedauer: 4 Minuten
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Hollerbach über Rettungs-Hoffnung und Fan-Frust

Nach dem 0:0 des Hamburger SV im Keller-Knaller gegen den 1. FSV Mainz 05 verrät Bernd Hollerbach, was ihm noch Hoffnung macht. Für den Unmut der HSV-Fans hat er Verständnis.

Quelle: Omnisport

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Beim HSV finden sie sich mit dem Abstieg ab. Der historisch erfolglose Trainer Hollerbach drischt immer mehr Phrasen, der Klub plant für die Zweite Liga. Nun geht es um entscheidende Personalfragen.

Mal angenommen, am Ende der Saison soll nur eine Szene sinnbildlich die gesamte Spielzeit beschreiben – dann lieferte dieser Elfmeter das perfekte Ergebnis. Der Hamburger SV hatte gegen den FSV Mainz 05 die Chance, den Rückstand auf den Relegationsplatz auf vier Punkte zu verkürzen, etwas Hoffnung zu schüren für die letzten wegweisenden Partien, die Serie von bis dato elf Spielen ohne Sieg zu stoppen. Kurz: Es war alles bereitet.

Der Rekordeinkauf sollte es richten. 14-Millionen-Euro-Mann Filip Kostic lief an und schoss, nein, besser gesagt: passte aufs Tor – jeder halbwegs talentierte E-Jugend-Spieler hätte die Ausführung vermutlich besser hinbekommen. Mainz-Keeper Florian Müller hatte bei seinem Liga-Debüt kaum Mühe, das Schüsschen zu parieren, er hielt seinem Team das 0:0 fest. Am Ende stand im Volksparkstadion statt zarter Aufbruchsstimmung das: purer Frust.

HAMBURG, GERMANY - MARCH 03: Florian Mueller of Mainz saves the penalty kick from Filip Kostic of Hamburg during the Bundesliga match between Hamburger SV and 1. FSV Mainz 05 at Volksparkstadion on March 3, 2018 in Hamburg, Germany. (Photo by Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)
Filip Kostic scheitert an Florian Müller

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der erste Abstieg des Gründungsmitglieds der Bundesliga, letzter verbliebener Dauergast im Fußballoberhaus von Beginn an, ist seit Samstagnachmittag so gut wie perfekt, selbst die Protagonisten glauben nicht mehr an eine Wende. „Ich bin von der Natur aus ein Mensch, der nicht aufgibt, wenn es rechnerisch noch möglich ist. Aber ich bin Realist genug, um zu wissen, dass wir das Spiel hätten gewinnen müssen, um im Endspurt eine Restchance zu haben“, sagte Stürmer Sven Schipplock. „Wir sind in einer ganz schlimmen Situation, die noch mal schlechter geworden ist“, meinte Sportdirektor Jens Todt.

Trotz 20:5 Torschüssen, 11:1 Ecken und halbstündiger Überzahl hatte es nur zu einem mickrigen Pünktchen gereicht, weshalb auch beim neuen, aber glücklosen Trainer die Hoffnung auf die Rettung schwindet. „Aufgeben liegt nicht in meinem Naturell, aber wir brauchen schon ein kleines Wunder“, gestand Bernd Hollerbach.

Der einstige Vorkämpfer auf dem Feld kann nun einen traurigen Rekord für sich verbuchen. Seit 23 Punktspielen ist der vormalige Würzburg-Coach sieglos – und löst damit Fritz Martin ab, der in der Saison 1975/76 jene Marke mit dem Spandauer SV in der Zweiten Liga Nord aufgestellt hatte. Hinterher versuchte sich Hollerbach recht erfolglos in Phrasendrescherei: „Wir brauchen nicht drum herumzureden, es war ein sehr wichtiges Spiel heute“, sagte er. „Ich habe versucht, die Jungs in der Kabine aufzurichten. Wir haben jetzt noch neun Endspiele. Aber dass es schwer wird, das weiß ich auch.“

„Ein Wahnsinn“

18 Punkte aus 25 Spielen bedeuten auch für den HSV die schlechteste Bilanz überhaupt, niemals zuvor hat ein Bundesligaklub mit einer derartigen Ausbeute zum vergleichbaren Zeitpunkt noch den Klassenverbleib gemeistert. „Es ist doch klar, dass wir bei diesem Punktestand etwas ganz Außergewöhnliches brauchen, um es noch zu schaffen“, sagte Todt. „Es ist ein Wahnsinn, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben.“

Viele Zuschauer, nur noch rund 46.739 waren gekommen, skandierten nach der Partie lautstark: „Absteiger, Absteiger.“ Immerhin sahen sie von weiteren Beschimpfungen ab, nachdem sie beim vorherigen Heimspiel gegen Leverkusen (1:2) noch damit gedroht hatten, die Profis durch die Stadt zu jagen, und beim Derby in Bremen (0:1) durch das vermehrte Abfeuern von Raketen auffällig geworden waren.

Soccer Football - Bundesliga - Hamburger SV vs 1.FSV Mainz 05 - Volksparkstadion, Hamburg, Germany - March 3, 2018 Hamburg’s Sven Schipplock reacts REUTERS/Fabian Bimmer DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE DURING MATCH TIME TO 15 PICTURES PER GAME. IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO IS NOT ALLOWED AT ANY TIME. FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050
Am Boden: Stürmer Sven Schipplock durfte überraschend von Beginn an ran, nutzte seine Chance aber nicht

Quelle: REUTERS

Die Perspektive beim unausweichlich erscheinenden Gang in Liga zwei ist für den HSV desolat. Ohnehin drücken den Klub Verbindlichkeiten von 115 Millionen Euro, zudem gibt es ab kommendem Sommer wohl deutlich weniger Geld aus der TV-Vermarktung. Zwar sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen WELT AM SONNTAG, dass er keine Gefahr hinsichtlich die Lizenzvergabe für die neue Saison sehe („Wir haben ja noch genug Substanz im Verein“), doch die Spielgenehmigung erscheint keineswegs sicher. Sie wird wohl nur durch weitere Zusagen und Bürgschaften von Mäzen und Anteilseigner Klaus-Michael Kühne erteilt.

Wer dann die Geschicke führen wird, ist ungewiss. Bernd Hoffmann, vor zwei Wochen zum Präsidenten gewählt, ist der neue starke Mann im Hintergrund. Er wird den zwingend erforderlichen Neuanfang weder mit Bruchhagen noch Todt starten, auch Hollerbach dürfte rasch wieder Geschichte sein. Ob vielversprechende Talente wie Fiete Arp, Tatsuya Ito und Stephan Ambrosius bleiben, erscheint zudem fraglich. Dabei wären sie wichtig, weil sie dem Klub ein junges Gesicht verleihen könnten. 

Fest steht, dass der Lizenzspieler-Etat von aktuell 55 auf 33 Millionen Euro reduziert werden soll. Großverdiener wie Lewis Holtby und Aaron Hunt gehen ohnehin, weil ihre Verträge auslaufen. Bei anderen ist der HSV auf Ablösesummen angewiesen – doch welcher Klub will schon dramatisch überbezahlte HSV-Spieler verpflichten?

Dass alle bestehenden Profi-Verträge auch für die Zweite Liga gelten, ist nur ein schwacher Trost. „Vorher haben wir auch schon zweigleisig geplant, das macht der HSV seit fünf Jahren“, sagte Todt. Das immerhin dürfte sich nun erledigt haben. Seit dem kläglichen Elfmeter von Kostic, seit dem 0:0 muss sich der HSV zumindest keine Gedanken mehr über eine kurzfristige Zukunft in der Bundesliga machen. Nach 55 Jahren wird der Liga-Dino sein Glück in der zweiten Klasse suchen.

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