Masterclass – Modewort im Marketing oder hat es auch was mit Wissenschaft zu tun?


Masterclass – Modewort im Marketing oder hat es auch was mit Wissenschaft zu tun?

Gefühlt fünf Mal am Tag, ob im Newsletter, Social Media oder Spamordner, ich stolpere ständig über den Begriff Masterclass, auch kursieren eingedeutschte Versionen wie Master- und Meisterklasse im Netz. Nachdem mir jeweils in 60-sekündigen Vorschauvideos Starköche zeigten, wie ich Lachs richtig brate, Nobelpreisträger die Volkswirtschaftslehre schmackhaft machten und ich FBI-Psychologen vom Pinocchio-Effekt sprechen hörte, fragte ich mich: Was hat es mit solch einer Masterclass auf sich?

Nach einigen Klicks landete ich mit meinen Recherchen in Ungarn. Genauer gesagt, bei Franz Liszt. Die Ursprünge einer Masterclass haben ihre Wurzeln in der Musik, wo Meister ihres Fachs ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an Studierende weitergeben. Praktischerweise fand so eine Masterclass am Vorabend einer Aufführung statt. Mit der Zeit hat dann dieses Konzept weitere Disziplinen erreicht, so zum Beispiel die Kunst und auch die Wissenschaft.

Aber mittlerweile schreiben wir das Jahr 2021 und haben uns mit der Digitalisierung angefreundet, daher müssen wir auf keine Aufführung mehr warten, um eine Masterclass zu genießen. Dies haben wir David Rogier zu verdanken, der damals noch als Student an der Stanford University mit Aaron Rasmussen die eLearning-Plattform namens Masterclass gründete. Sechs Jahre später haben sich mittlerweile über 100 prominente Master aus sämtlichen Kategorien mit qualitativ hochwertigem Content zu ihrem Spezialthema verewigt. Die Kurse sind in einzelne Kapitel unterteilt, die eine klare Struktur vorgeben und von einem Skript begleitet werden, wodurch auch eine charmante Atmosphäre geschaffen wird, in der man sich wie in einer privaten Vorlesung vorkommt. Die Drehorte sind passend zu den Themen gewählt und unterstreichen den Premiumcharakter, den man schließlich auch für die 200 US-Dollar erwartet, die man für eine Jahresmitgliedschaft zahlt.

Auch wenn der Anteil der Wissenschaftler auf Masterclass vergleichsweise zu Stars aus der Film-, Musik- und Sportwelt gering ausfällt, kann man dennoch für die Wissenschaftskommunikation einen wichtigen Impuls mitnehmen. Schließlich ist eine Masterclass, die wie eine Vorlesung aufgebaut ist und sich der Weitergabe von Wissen verschrieben hat, für die Wissenschaftskommunikation bestens geeignet. Bei Masterclass stellen die einzelnen Videos die Master in den Mittelpunkt, ihre persönliche Herangehensweise an das Thema, die Leidenschaft und gleichzeitig den Weg, den sie gegangen sind. Sie berichten von ihren Rückschlägen, ihren Erfolgen, wie sie ihre Ziele erreicht haben oder welche Opfer sie gar dafür aufbringen mussten. Sie geben dem Thema ihre persönliche Note und erzählen ihre (Lebens-)Geschichte. Und genau das ist es, was eine Masterclass zu einem vielversprechenden Format macht, um auch in der Wissenschaftskommunikation eingesetzt zu werden.