Langzeitstudie zu fleischloser Ernährung
Immer mehr Menschen verzichten ganz oder teilweise auf Fleisch. Aber unklar ist, wie sich das auf die Gesundheit auswirkt. Eine große Studie will das untersuchen – und ist offen für Überraschungen.
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Das kommt nicht von ungefähr: Böckstiegel arbeitet am Max-Rubner-Institut (MRI), dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe. Es ist eines von acht Forschungszentren der sogenannten Coplant-Studie. Die Forscher wollen herausfinden, welche Auswirkungen die Ernährung auf Gesundheit und Fitness hat. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren natürlich die Details: Ist der rechte Arm kräftiger als der linke? Wie sieht das große Blutbild aus – auch im Vergleich zu Referenzwerten? "Solche Laborwerte kriegt man sonst nur vom Arzt", sagt Böckstiegel.
"Wer sich vorwiegend pflanzlich ernährt, hat ein geringeres Risiko für viele chronische Erkrankungen. Ob dies auch für eine vegane Kost gilt, ist bisher nicht ausreichend untersucht", sagt Benedikt Merz, Leiter der Coplant-Studie am MRI. Bei größeren Querschnittsstudien seien Veganer oft nicht eingeschlossen gewesen. "Außerdem stehen wir mit der leichten Verfügbarkeit von hochverarbeiteten pflanzlichen Ersatzprodukten vor einer ganz neuen Situation."
Fleischersatzprodukte, Pflanzendrinks und andere vegane Lebensmittel stehen im Trend. Wie sich deren Verzehr langfristig auf den Körper auswirkt, was im Stoffwechsel passiert, wenn nur noch bestimmte oder ausschließlich pflanzliche Lebensmittel gegessen werden, und welche Ernährungsweise am gesündesten ist, wollen die Forscher mit der Coplant-Studie herausfinden.
Koordiniert vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sollen bis 2027 6000 Probandinnen und Probanden im Alter von 18 und 69 Jahren für die Studie gefunden werden, die sich vegan, vegetarisch, pescetarisch (Fisch, aber kein Fleisch) oder gemischt ernähren. In Karlsruhe wollen die Forscher auch Schwangere, Stillende und Kinder einbeziehen.
Erwachsene erwarten zwei mehrstündige Untersuchungen inklusive etwa Blutabnahme, Messung der Knochendichte, Urin- und Speichelprobe. Unter anderem geht es um die Aufnahme von Nährstoffen, Schwermetallen und Schimmelpilzgiften sowie eine Analyse des Mikrobioms im Darm. Zudem müssen sie über eine App wenige Tage detailliert Daten zur Ernährung erheben. Dazu gehört etwa anzugeben, ob rohe oder gekochte Möhren auf den Tisch kommen, und per Küchenwaage zu messen, wie viel Gramm Apfel ins Müsli geschnippelt werden.
Merz geht davon aus, dass Studien-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer im Laufe der zwei Jahrzehnte, während derer sie alle paar Jahre befragt und untersucht werden sollen, auch mal ihre Ernährungsweise wechseln. "Die Realität ist, dass man Ernährungsformen ändert." Für die Wissenschaft sei das kein Problem – denn auch daraus ließen sich Erkenntnisse gewinnen.
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