(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Palästina-Protest in Bern: Unileitung stellt Besetzern offenbar Ultimatum | Berner Zeitung

Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Gaza-Protest in BernDie Besetzer der Unitobler lassen Ultimatum zur Räumung verstreichen

Die Besetzerinnen und Besetzer der Unitobler versammeln sich am Dienstag in der Mensa.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Am Dienstagmittag war auf dem Gelände der Unitobler viel los: Studierende gehen bei der Tür ein und aus. Andere unterhalten sich in Gruppen auf dem Vorplatz. Ein Campingzelt zeugt davon, dass hier übernachtet worden ist. Am Gebäude hängen Transparente mit der Aufschrift «Free Palestine» oder «Decolonize». Auf der Mauer steht mit Kreide geschrieben: «Freiheit für alle» oder «Wissenschaft ist politisch». 

Es ist kein normaler Unitag. Im Gegenteil: Seit Sonntagabend wird die Unitobler an der Muesmattstrasse besetzt. Die Universität Bern ist mittlerweile die fünfte Schweizer Hochschule, die von Pro-Palästina-Aktivisten eingenommen worden ist.

Überall fordern Besetzerinnen und Besetzer dasselbe: «Einen akademischen Boykott israelischer Institutionen» sowie «eine sofortige Beendigung des Genozids an der palästinensischen Bevölkerung». Unter den Protestierenden in Bern befinden sich nicht nur Studierende. Es sind auch Klimaaktivisten und Personen aus der autonomen Szene dabei. Doch zur Besetzung will sich kaum jemand der Beteiligten gegenüber dieser Redaktion äussern. Es wird auf den Medienkontakt des Besetzerkollektivs verwiesen.

Mit einer Menschenkette setzten die Besetzerinnen und Besetzer am Dienstag ein symbolisches Zeichen.

Die Stimmung kurz vor Mittag ist friedlich, jedoch angespannt. Grund: Die Unileitung hat den Besetzerinnen und Besetzern an diesem Vormittag ein Ultimatum gestellt: Bis um 12 Uhr sollen sie das Gelände geräumt haben.

Rektor Christian Leumann hatte die Besetzerinnen und Besetzer bereits am Montag vor Ort aufgesucht und sie aufgefordert, die Mensa umgehend zu räumen. Die Universitätsleitung lasse sich von den Protestierenden «nicht erpressen», sagte Leumann vor den Studierenden. In einer Mitteilung hatte die Unileitung die Besetzung als «inakzeptabel» kritisiert.

Insbesondere die Forderung nach einem Abbruch aller Kontakte zu israelischen Hochschulen will die Berner Uni nicht erfüllen, da dies aus ihrer Sicht einer «massiven Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit» gleichkommen würde, wie sie bereits am Montag hatte verlauten lassen.

Eine Gruppe Studierender stellt sich hinter die Stellungnahme der Universitätsleitung vom Montag. In einer Onlinepetition auf der Plattform Campax fordern sie diese dazu auf, die Räumung «schnellstmöglich zu garantieren». Dadurch könne der universitäre Betrieb wiederhergestellt werden und ein reflektierter, differenzierter und diverser Diskurs gefördert werden.

Besetzerinnen und Besetzer wollen bleiben

Trotz des Ultimatums steht für die Besetzerinnen und Besetzer fest: Sie wollen bleiben. Das bekräftigen sie auch in Gesprächen vor Ort. In einem Workshop wird gezeigt, wie man sich bei einer polizeilichen Räumung verhalten soll.

Gegen 12 Uhr verstärkt sich auf dem Areal die Hektik. Die Aktivistinnen und Aktivisten drängen in die Mensa, der Vorplatz leert sich. Auf dem Programm steht eine Infoveranstaltung zum Ultimatum der Unileitung. Es geht das Gerücht um, die Unileitung werde persönlich vor Ort sein und die Auflösung der Besetzung verkünden. 

Inzwischen haben sich gegen 300 Personen im Raum versammelt, die Tische wurden beiseite geschoben. Die Mensa ist der Ort im Gebäude, an dem sich die Protestierenden versammeln. Auf einem langen Tisch haben sie Esswaren deponiert. Am Sonntagabend hat die Unileitung die Mensa wegen der Proteste geschlossen. Die Mitarbeitenden müssen zu Hause bleiben. Das stört einige der Aktivistinnen und Aktivisten, «da das Personal im Stundenlohn angestellt ist». Die Aktivistinnen und Aktivisten sammeln Geld, um den Lohnausfall auszugleichen.

Eine kleine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten übernimmt das Mikrofon. Nun steht fest: Die Unileitung kommt nicht. Eine Sprecherin sagte, das Besetzerkollektiv sei enttäuscht, dass die Unileitung ein Angebot zum Dialog vor Ort offenbar nicht annehmen wolle. Die Menge skandiert Pro-Palästina-Parolen.

Dozierende haben offenen Brief unterzeichnet

In der Mensa verkünden die Sprecher ebenfalls, dass sich 100 akademische Angestellte in einem Offenen Brief mit ihnen solidarisiert haben. Die Angestellten haben sich gegen eine Räumung ausgesprochen und rufen die Unileitung zu einem besonnenen Vorgehen auf. Unter den Unterzeichnenden sind mehr als 20 Professorinnen und Professoren. Sie schreiben unter anderem: Universitäten seien «nicht nur Orte der Wissensproduktion, sondern auch Platz für demokratische Meinungsbildung und -äusserung». Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter stehen laut ihrem Bekunden ein «für das Recht auf friedlichen Protest an Universitäten».

Palästina – Kongo – Ukraine: Ein Transparent der Besetzerinnen am Unitobler-Gebäude.

Eine Menschenkette wird gebildet

Nach der Veranstaltung sagt ein Sprecher der Besetzerinnen und Besetzer: «Wir sind enttäuscht, dass die Unileitung nicht bereit ist, sich mit uns zu unterhalten. Unsere Forderungen wurden bisher nicht wirklich angehört. Zwar kam der Leiter am Montagabend vorbei, aber nur, um zu informieren, und nicht für einen Dialog mit uns.»

Am Nachmittag treffen sich die Besetzerinnen und Besetzer draussen. Sie bilden eine Menschenkette um das Unitoblergebäude. Anschliessend verteilen sich die Protestierenden im und um das Gebäude. Sie setzen sich in Gruppen zusammen und diskutieren über den Krieg im Nahen Osten und bekunden ihr Unverständnis gegenüber dem Verhalten der Unileitung.

Später, als es regnet, gehen einige in die Mensa, andere nach Hause. Auf den Abend hin ist eine Filmvorführung angesagt. Das Ultimatum der Unileitung scheint die Besetzerinnen und Besetzer nicht zu kümmern.

Die Universität hat das Ultimatum ebenfalls verstreichen lassen. Bis um 18 Uhr wurde das Areal nicht geräumt. Wie die Universität Bern weiter vorgehen will, wenn die Besetzerinnen und Besetzer nicht von sich aus abziehen, darüber will die Leitung «im Moment keine Auskunft geben.»