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Boris Becker macht Werbung für Fensterhändler
Neues Werbegesicht: Boris Becker lacht bei der Pressekonferenz der Firma fensterversand.com.

Boris Becker macht Werbung :
Zu kurz im Gefängnis?

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Den Deutschen wird oft vorgeworfen, schlecht mit ihren gefallenen Idolen umzugehen. Jan Ullrich, Franz Beckenbauer, Boris Becker – alle früher in den Himmel gelobt und dann umso tiefer fallen gelassen. Aber stimmt das Vorurteil? Am Beispiel von Boris Becker kann man gerade in Echtzeit beobachten, ob die Deutschen wirklich keine zweiten Chancen gewähren.

Der frühere Tennisstar wurde vor drei Monaten nach 231 Tagen aus dem Gefängnis in Großbritannien entlassen. Er saß dort ein, weil er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte. Am Freitag meldete sich Becker als Werbefigur zurück: Der 55-Jährige präsentierte in Berlin seine Partnerschaft mit dem Händler „fensterversand.com“.

„Ich bin in guten Verhandlungen mit meinem Insolvenzverwalter“

In dem Werbespot, der am Samstag in der ARD-„Sportschau“ zum ersten Mal zu sehen sein wird, wirft er Geld aus dem Fenster, der Slogan lautet: „Schmeißen Sie Ihr Geld nicht aus dem Fenster!“ Seine Gläubiger zeigten sich wenig begeistert von dem Plan, einer schäumte in der „Bild“-Zeitung: „Beckers Zeit im Gefängnis war eindeutig zu kurz. Er blendet die Realität aus – wie vor der Haft.“

Dabei sollten sich gerade die Gläubiger über Beckers Geschäftssinn eigentlich freuen, immerhin muss er einen Teil seiner Einnahmen weiter an den Insolvenzverwalter abgeben. Und „fensterversand.com“ gehört zu der Stuttgarter Firma Neuffer Fenster + Türen GmbH, die 2020 mehr als eine Million Euro Gewinn machte und Becker also ordentlich bezahlen können sollte.

Während seiner Tenniskarriere verdiente Becker laut seiner Schätzung etwa 25 Millionen Dollar mit Werbung. Warum sollte er jetzt also nicht wieder aktiv in dieser Branche werden? Becker sagte am Freitag: „Es ist ein Neubeginn. Ich bin in guten Verhandlungen mit meinem Insolvenzverwalter. Ich hoffe, schnell eine gute und faire Lösung zu finden. Dafür muss ich Geld verdienen.“

Die deutsche Tennisszene hat Becker längst wieder aufgenommen. Tommy Haas nannte ihn gerade sein „absolutes Tennis-Idol“. Andrea Pet­kovic sagte, dass Becker „der großzügigste Mensch“ gewesen sei, was Tipps für ihre Karriere betraf: „Ich werde ihn mit meinem Leben verteidigen.“ Vielleicht kriegen die Deutschen es also doch hin mit der zweiten Chance. Überraschender wäre nur, wenn es auch Becker hinbekäme.