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Knut Borchardt
Knut Borchardt verstarb im Alter von 93 Jahren.

Nachruf :
Knut Borchardt

Von Harold James
Lesezeit: 3 Min.

Am 5. Februar ist der bedeutendste moderne deutsche Wirtschaftshistoriker, Knut Borchardt, im Alter von 93 Jahren in München verstorben. Er wird in Erinnerung bleiben für seine bedeutenden akademischen Beiträge sowie als inspirierender Lehrer, dessen Erbe von einer großen Zahl von Schülern weitergeführt wurde. Er wurde mit dem Leibniz-Preis und dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er durch seine Rolle in der „Borchardt-Kontroverse“ bekannt geworden: der Debatte über die wirtschaftlichen Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik. Seine pessimistische Einschätzung der Möglichkeiten antizyklischer Politik während der Weltwirtschaftskrise machte Furore.

Als Borchardt 1978 einen Vortrag bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hielt, war die vorherrschende Interpretation, dass der Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft das Ergebnis einer falschen Wirtschaftsdoktrin war, die auf höchst destruktiven fiskalischen und monetären Sparmaßnahmen beruhte. Vereinfacht ausgedrückt: Wäre Brüning mit den Konzepten von Keynes’ Allgemeiner Theorie vertraut gewesen, die 1936 veröffentlicht wurde, aber in vielerlei Hinsicht von dem Cambridge-Ökonomen schon vorher vorweggenommen wurde, hätte es keine Weltwirtschaftskrise gegeben. Da die Krise die politische Radikalisierung zwischen 1930 und 1933 vorangetrieben hat, könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass es keinen Hitler gegeben hätte, wenn die Deutschen wirklich Keynesianer gewesen wären.

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