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Konflikte: Report: Mühsamer Aufbau von Polizei und Armee
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Konflikte - Report: Mühsamer Aufbau von Polizei und Armee
dpa Das Abzeichen der internationalen Schutztruppe ISAF in Afghanistan.

„Selbsttragende Sicherheit“ ist ein wichtiges Ziel der internationalen Schutztruppe ISAF in Afghanistan. Das heißt, die afghanische Polizei und Armee sollen in Zukunft selbst für Sicherheit in dem Land sorgen, damit die ISAF-Truppen abziehen können.

Die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte ist jedoch äußerst mühsam, wie die deutschen Ausbilder vor Ort erzählen. Polizeidirektor Jürgen Bielor aus Nordrhein-Westfalen steht derzeit an der Spitze des deutschen Polizeiberaterteams GPPT im nordafghanischen Masar-i-Scharif. Schwerpunkt der dort eingesetzten Beamten ist die Ausbildung der afghanischen Polizisten in den Distrikten.

Dieses Programm, das je Distrikt knapp ein Jahr dauert, läuft in Zusammenarbeit mit den Bundeswehr-Feldjägern (Militärpolizei). Inhalte sind unter anderem Schießen, Selbstverteidigung und Eigensicherung, Durchsuchungen von Personen und Fahrzeugen und die Arbeit an Check-Points (Kontrollstellen).



Westliche Maßstäbe dürfe man dabei nicht anlegen, sagt Bielor. „Das sind Polizisten im einfachsten Dienst.“ 60 bis 90 Prozent der frisch rekrutierten afghanischen Polizisten können nicht schreiben und lesen. Das stellt die Ausbilder vor „besondere didaktische Probleme“. Mit Spielzeugfiguren und -autos sowie mit Fotos wird versucht, den Afghanen grundlegende Dinge beizubringen. Auch Vormachen und dann Nachmachen ist eine beliebte Unterrichtsmethode. Dies alles geschieht in der Regel in Zusammenarbeit mit Dolmetschern.

Ähnliches erzählt der Kommandeur der Feldjäger im Norden Afghanistans, Oberstleutnant Sandro Wiesner. „Bei der Masse (der Polizisten) fängt man quasi bei Null an.“ Die Ausbildung beginne auf sehr niedrigem Niveau und werde „gezielt gesteigert“, um die Fähigkeiten der Polizisten nach und nach zu verbessern und sie dann in die Selbstständigkeit zu entlassen. Positiv bewertet Wiesner, dass die US-Amerikaner Truppen in den Norden Afghanistans entsenden, um sich hier mehr in der Polizeiausbildung zu engagieren. Es sei jeder willkommen, der neben weiteren Ausbildern entsprechende Fahrzeuge und Schutzkräfte auch für die Arbeit in entlegenen Distrikten mitbringe.


Die deutschen Feldjäger sind mit 45 Kräften in der Polizeiausbildung engagiert. Für das GPPT sind derzeit mehr als 120 deutsche Polizisten in Afghanistan – ihre Zahl soll bis Mitte 2010 auf 200 aufgestockt werden. Hinzu kommen 44 Deutsche, die mit der europäischen Polizeimission EUPOL in Afghanistan sind. Das GPPT bildete offiziellen Angaben zufolge seit 2002 rund 20 000 afghanische Polizisten aus. Wegen der schlechten Bezahlung kommt es jedoch immer wieder vor, dass Afghanen die Polizei wieder verlassen – zuweilen laufen sie auch zur Gegenseite über. Der Polizeijob ist gefährlich – die Todesrate unter den Afghanen ist hoch.

Ähnlich mühsam ist der Aufbau der afghanischen Streitkräfte. Oberst Ulrich Pohl, der als sogenannter Senior Mentor der Bundeswehr in Kundus afghanische Soldaten berät, erzählt, dass manche Afghanen aus den verschiedensten Gründen einfach nicht zum Dienst erschienen – im Sommer erreiche die Abwesenheitsquote bis zu 40 Prozent.

Bereits während ihrer Ausbildung gehen die afghanischen Soldaten – auch unter Anleitung der Bundeswehr – in Einsätze, um gegen Taliban zu kämpfen. Die Afghanen gelten als mutige und gute Kämpfer, die sich jedoch oft kaum Gedanken um Planung oder Risiko machen. Es mache aber zum Beispiel keinen Sinn, ein Gebiet von Taliban zu befreien, wenn es keine Polizei gebe, die anschließend Sicherheit und Ordnung aufrechterhalten könne, sagt Pohl. Dann kämen die Taliban schnell zurück.

„Daher ist das Ganze ziemlich frustrierend“, klagt Pohl. Denn Polizisten gebe es viel zu wenig. Und nicht alle Afghanen seien offen für Ratschläge. Oberstleutnant Andreas Prüfert, der ebenfalls als Mentor arbeitet, erzählt, dass viel davon abhänge, wie ein Mentor und sein Gegenüber persönlich miteinander klarkämen. „Das kann gut klappen, aber das kann auch bis hin zur Sprachlosigkeit führen.“

Viele deutsche Ausbilder sehen daher noch kein Ende ihrer Arbeit. Sie mahnen zu Geduld, auch im täglichen Umgang mit Afghanen. Ein hochrangiger Bundeswehrsoldat fasst es so zusammen: „Es ist nicht wie in „Tausend und eine Nacht“, aber sehr nahe dran.“
dpa
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