Der kubanische Staatschef Raúl Castro wird im April kommenden Jahres sein Amt abgeben. Die kubanische Nationalversammlung beschloss am Donnerstag laut Berichten der Staatsmedien, am 19. April den Staatsrat zu wählen, der wiederum den Nachfolger für Castro bestimmen wird. Ursprünglich war dies für Februar geplant gewesen.
Castro hatte schon bei seiner Wiederwahl im Februar 2013 angekündigt, dass dies seine letzte Amtszeit sein werde. Als Grund für die Verlängerung der Amtszeit um zwei Monate wurden nun "außergewöhnliche Umstände" wegen des Hurrikans "Irma" genannt. Durch den Wirbelsturm waren im vergangenen September zehn Menschen ums Leben gekommen und große Schäden entstanden.
Der heute 86-jährige Castro hatte das höchste Staatsamt im Sommer 2006 zunächst provisorisch von seinem erkrankten älteren Bruder Fidel übernommen. 2008 und 2013 wurde er vom Volkskongress für zwei je fünfjährige Amtszeiten gewählt. Fidel Castro starb im November 2016 im Alter von 90 Jahren. Raúl Castro ist auch Chef der Kommunistischen Partei Kubas und dürfte dies über seine Amtszeit als Staatsratsvorsitzender hinaus bleiben.
Raúl Castro war nach dem Sieg der kubanischen Revolution 1959 jahrzehntelang die Nummer zwei auf der Insel, bevor er seinen Bruder an der Spitze ablöste. Er leitete Ende 2014 gemeinsam mit Präsident Barack Obama eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Havanna ein. 2015 nahmen die jahrzehntelang verfeindeten Länder wieder diplomatische Beziehungen auf, 2016 reiste Obama nach Kuba. Raúl Castro veranlasste auch vorsichtige Wirtschaftsreformen. Eine politische Öffnung des kommunistischen Ein-Parteien-Systems blieb aber aus.