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„Vom Umgang des Menschen mit sich selbst und mit anderen“

Akademische Feier zum 90. Geburtstag von Professor Dieter Janz, Emeritus für Neurologie der Freien Universität

27.04.2010

Der Neurologe Professor Dieter Janz wurde anlässlich seines 90. Geburtstags am 20. April in der Hörsaal-Ruine der Charité geehrt

Der Neurologe Professor Dieter Janz wurde anlässlich seines 90. Geburtstags am 20. April in der Hörsaal-Ruine der Charité geehrt
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die akademische Feier zum 90. Geburtstag von Professor Janz, Emeritus der Freien Universität, fand in der Ruine des ehemaligen Rudolf-Virchow-Hörsaals im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité statt.

Die akademische Feier zum 90. Geburtstag von Professor Janz, Emeritus der Freien Universität, fand in der Ruine des ehemaligen Rudolf-Virchow-Hörsaals im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité statt.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker, gerade 90 Jahre alt geworden, gratuliert dem gleichaltrigen Dieter Janz.

Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker, gerade 90 Jahre alt geworden, gratuliert dem gleichaltrigen Dieter Janz.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Professorin Bettina Schmitz führte durch die akademische Geburtstagsfeier.

Professorin Bettina Schmitz führte durch die akademische Geburtstagsfeier.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Gesammelte Gedichte. Professor Dieter Janz hatte anstelle von Geschenken um das Lieblingsgedicht eines jeden Gastes gebeten.

Gesammelte Gedichte. Professor Dieter Janz hatte anstelle von Geschenken um das Lieblingsgedicht eines jeden Gastes gebeten.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Verehrung, Dankbarkeit, Zuneigung – wer immer Professor Dieter Janz an diesem Aprilnachmittag in der Ruine des ehemaligen Rudolf-Virchow-Hörsaals im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité gratulierte, wollte auf diese Worte nicht verzichten. Der Neurologe, der mit seinem Wirken in den 1970er und 1980er Jahren am damaligen Klinikum Charlottenburg international und weit über die Fachgrenzen hinaus Maßstäbe gesetzt hat, wurde im Rahmen einer akademischen Feier anlässlich seines 90. Geburtstags geehrt.

An die erste Begegnung mit Dieter Janz können sich alle erinnern. Jeder weiß noch, welchen Eindruck der charismatische Arzt, Lehrer und Menschenspezialist auf ihn gemacht hat. Das gilt für die Neurologie-Professorin Bettina Schmitz, die den Festakt mit großer Herzlichkeit moderierte, ebenso wie für Professorin Annette Grüters-Kieslich, die Dekanin der Charité. 1977 hatte sie als junge Medizinstudentin bei Dieter Janz gehört, die Patienten, die der 1973 auf den neuen Lehrstuhl für Neurologie berufene Wissenschaftler seinen Studenten damals im Hörsaal vorstellte, sind ihr noch heute gegenwärtig. Ebenso wie die angenehme Arbeitsatmosphäre in Janz‘ Team, die auch die Studenten gespürt hätten: „Alle waren gut gelaunt.“

Die Enkelgeneration

Zwischen dem 90-jährigen Janz und seinen Nachkommen auf den Lehrstühlen für Neurologie liegen zwei Generationen. Die Verehrung für den hochgeschätzten akademischen Lehrer, an dessen Werk sie anknüpfen und das sie weiterführen, scheint bei allen durch: „Wir arbeiten mit dem, was Sie geschaffen haben“, versicherte Professor Holger Lerche im Namen der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie. Professor Matthias Endres, Janz‘ „Enkel“ auf dem Lehrstuhl für Neurologie an der Charité, verwies auf das „Janz-Archiv“, das die Patientenakten aus dessen aktiver Zeit versammelt: „Wir halten das Erbe hoch.“

Professor Karl Max Einhäupl gratulierte als Vorstandsvorsitzender der Charité und gestand, dass er sich nach manchem Gespräch mit Janz gefragt habe, ob dieser Neurologe sei oder Philosoph.

„Vom Patienten lernen“ – Viktor von Weizsäckers anthropologisches Medizinverständnis

Viel war vom Zuhören die Rede an diesem Aprilnachmittag und -abend, vom Umgang des Menschen mit sich selbst und mit anderen. Als Arzt gelte es, „vom Patienten zu lernen, ihm zuzuhören“ – schließlich wisse dieser am meisten über seine Krankheit, fasste Professor Peter Wolf, Past President der Internationalen Liga gegen Epilepsie, Dieter Janz‘ Überzeugung zusammen. Dass der Mediziner in sein kleines Team damals auch einen Psychologen, einen Medizin-Soziologen und einen Theologen berief, „war kühn“.

Mit seinem Ansatz, bei der Behandlung von Krankheiten stets „den ganzen Menschen“ zu betrachten und benachbarte Disziplinen zu Rate zu ziehen, steht Dieter Janz in der Nachfolge Viktor von Weizsäckers. Der Neurologe und Internist gehörte in den 1920er Jahren zu den ersten, die Psychosomatik mit einem anthropologischen Medizinverständnis verbanden. 1994 war Janz Mitbegründer der „Viktor von Weizsäcker Gesellschaft“, er gab auch dessen Gesammelte Schriften in einer 10bändigen Ausgabe mit heraus. Aus der Weizsäcker-Familie sprachen Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker und der Naturwissenschaftler Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Dieter Janz: Dankbar für die Entwicklung des akademischen Schwerpunkts Epileptologie

Dieter Janz scherzte zunächst, dass er nach all den Lobesworten doch sehr beeindruckt von sich sei, „geradezu baff“. Und er vergaß auch nicht, seiner Frau Gabriele für 62 gemeinsame Ehejahre zu danken.

An jeden Laudator richtete er ein persönliches Wort; die private Epilespie-Stiftung Michael gründen zu dürfen, sei eine Wunscherfüllung gewesen; die gemeinsame Arbeit mit den Kollegen in Heidelberg und Berlin „ein wirkliches Vergnügen“. Als Pfälzer fühle er sich auf besondere Weise dem Medizinhistoriker Professor Heinz Schott verbunden, der aus der gemeinsamen Heimat mit einem mundartlichen Gedicht grüßte.

Über die Entwicklung, die der akademische Schwerpunkt Epileptologie genommen habe, sei er glücklich: „Das rührt mich.“ Daraufhin beendete Janz den offiziellen Teil der Feier: „Jetzt möchte ich Sie einladen, mir zu gratulieren – mit einem guten Glas Pfälzer Ungeheuer!“

Der Epileptologe Dieter Janz

Dieter Janz wurde 1920 geboren; nach dem Studium in Marburg, Prag und Freiburg und einer von Studienaufenthalten in England und der Schweiz unterbrochenen Assistenzzeit am Heidelberger Klinikum wurde er 1973 auf den damals neu eingerichteten Lehrstuhl für Neurologie am Klinikum Charlottenburg der Freien Universität berufen. Vier Jahre zuvor hatte Janz mit seinem Buch „Die Epilepsien“ international für Aufsehen gesorgt. Das Standardwerk gehört heute zu den drei wichtigsten Büchern über die „heilige Krankheit“, wie Hippokrates die Fallsucht nannte.