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Johanna Kootz • Margherita-von-Brentano-Preis • Freie Universität Berlin
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Emanzipation läßt sich nicht beschließen

Wie fördert man eigentlich Frauen?

Die Sozialwissenschaftlerin Johanna Kootz hat in ihrer langjährigen Arbeit an der Freien Universität Berlin diese Frage aufgegriffen und versucht Antworten zu finden und neue Perspektiven zu entwickeln. Sie hat Lösungen ausprobiert, einige von ihnen verworfen, andere mit großem Engagement zum dauerhaften Erfolg geführt.

Frauen eine Geschichte geben

Mit der von ihr konzipierten und aufgebauten Bibliothek zur Frauen- und Geschlechterforschung, die heute ca. 6000 Bände und 20 laufende Zeitschriften und Periodika umfasst, hat Johanna Kootz eine Sammlung begründet, die nicht nur die Ergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung umfasst, und darin in der Bundesrepublik Deutschland einzigartig dokumentiert, sondern die auch die Arbeit von Frauen sichtbar macht, wie zum Beispiel mit der von ihr initiierten Dokumentation der frauenforschungsbezogenen Abschluss- und Qualifikationsarbeiten an der Freien Universität Berlin seit dem Jahr 1979. Es wurde ein Ort geschaffen, der sowohl den unkomplizierten Zugriff auf die Resultate der wissenschaftlichen Auseinandersetzung im Bereich der Frauen und Geschlechterforschung wie auch die Beratung zu konkreten Arbeitsvorhaben und Literaturrecherchen bietet.

Frauen eine Gegenwart schaffen

Um ein unterstützendes Netz zu spannen, bedarf es vielfältiger Anknüpfungspunkte. Die Preisträgerin war stets darum bemüht, diese zu installieren und die Interessen der Frauenförderung sowohl gegenüber der Hochschule als auch der Politik zu vertreten. Zur erfolgreichen Verwirklichung wichtiger Zielsetzungen, wie der Verankerung der Frauenförderung in der Hochschulgesetzgebung und der Einrichtung des Berliner Förderprogramms, hat sie im Rahmen hochschulübergreifender Kooperation einen wesentlichen Beitrag geleistet. Auf der anderen Seite ist es Johanna Kootz gelungen, Frauenforschung und Frauenförderung zu einer profilbildenden Aufgabe der Freien Universität Berlin zu machen. Ihrem Talent und ihren Fähigkeiten, Wissenschaft und Praxis in einen Dialog zu bringen, hat insbesondere die Hochschule anregende und fruchtbare Perspektiven zu verdanken.

Aber auch die Stadt Berlin hat vom Wissen einer solchen Expertin in vielfältiger Hinsicht profitieren können: Johanna Kootz war u.a. beteiligt an der Gründung des ersten Frauenhauses in Berlin und der Begleitforschung zu diesem Projekt. Damit trug sie zu einer nachhaltigen öffentlichen Auseinandersetzung mit dem bis dahin weitegehend tabuisierten Thema Gewalt gegen Frauen im häuslichen Bereich bei.

Frauen eine Zukunft gestalten

Die Förderungen von Wissenschaftlerinnen und Studentinnen hat das Leben der Preisträgerin maßgeblich bestimmt. Es war ihr nicht nur ein Bedürfnis, Frauen für frauenpolitische Zusammenhänge zu begeistern und sie in ihrer Lebensplanung zu stärken, sie in ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten zu unterstützen und immer wieder zu motivieren. Es ist ihrem uneingeschränkten Einsatz und ihrer Auffassung, dass Wissen sich am besten potenzieren lässt, indem man es teilt, zu verdanken, dass sich weit über die Bundesrepublik Deutschland hinaus erfolgreiche Netzwerke von Wissenschaftlerinnen gebildet haben.

Mit dem Aufbau einer Datenbank „Habilitierte Frauen in Deutschland 1970 ff.“ ist es der Preisträgerin gelungen, ein institutionalisiertes Netzwerk zu etablieren, dass bereits vielen Frauen den Zugang zu einer wissenschaftlichen Laufbahn beträchtlich erleichtert, wenn nicht gar erst ermöglicht hat. Ausgehend von ihren Erfahrungen mit speziellen Weiterbildungsveranstaltungen für Wissenschaftlerinnen gehörte sie zu den Initiatorinnen des Rhoda-Erdmann-Programms.

Damit wurde ein erfolgreicher Weg gefunden, Frauen gezielt Schlüsselqualifikationen für ihre wissenschaftliche Karriere an die Hand zu geben, sie auf klassische Situationen, wie die Drittmitteleinwerbung und das Berufungsverfahren, vorzubereiten, ihnen aber zugleich auch einen Raum der Reflexion und Kommunikation über ihre Forschungsvorhaben und die eigenen Arbeitsbedingungen zu öffnen.

Im Rahmen des Projekts „Frauenförderung als Beitrag zur Studienreform“ befasste sie sich mit Verbesserungsmöglichkeiten der Studienbedingungen von Frauen, in eigenen Lehrveranstaltungen bemüht sie sich um eine frühzeitige studienbegleitende Förderung der Studierenden.

Wie fördert man eigentlich Frauen?

Eine Frage mit vielen Antworten, die immer wieder hinterfragt und neu bewertet werden müssen. Eine Antwort, die die Freie Universität gefunden hat, ist der Margherita-von-Brentano-Preis, der mit Johanna Kootz an eine Frau verliehen wird, der es - weit über das hier darstellbare hinaus - gelungen ist, mit visionärem Engagement, Durchsetzungskraft und Ausdauer Generationen von Frauen nach allen Regeln der Kunst zu fördern.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr (Politikwissenschaftftler).