Vom gewohnt offensiven "Spallettismo" hatten die Tifosi beim mageren 1:1 in der EM-Qualifikation in Nordmazedonien noch nicht viel gesehen. Eher blass und harmlos schwach waren die Italiener hier aufgetreten und hatten sich so vor diesem ganz wichtigen Duell mit der Ukraine auch aufgrund des späten 1:1-Nackenschlags in der Gruppe C in die Bredouille gebracht.
An diesem lauen Mailänder Sommerabend sah das allerdings ganz anders aus. Mit den eifrigen Offensivakteuren Zaniolo, Zaccagni, Raspadori und den anschiebenden Mittelfeldkräften Barella sowie Frattesi drückten die Italiener den Gast von Anfang an tief hinten rein und stellten klar, wer der Herr im Hause Giuseppe Meazza, und der klare Favorit, war.
Frattesi zum Ersten, zum Zweiten und zum Dreier
Frühes Tor inklusive: Der von Sassuolo Calcio ausgeliehene Inter-Neuzugang Frattesi wurde nach einem schlimmen Ballverlust in der ukrainischen Abwehr vom gedankenschnell schaltenden Zaccagni (Lazio Rom) bedient. Der 23-jährige Jungnationalspieler fackelte dann nicht lang, sondern zog sofort ab und traf ansatzlos wie unhaltbar ins linke untere Eck zur gefeierten Führung. In Minute 29 traf Frattesi dann direkt ein weiteres Mal, als er gedankenschnell den Abpraller von Raspadori verwertete. Zwar war hier zunächst die Fahne wegen Abseits hochgegangen, der VAR überprüfte jedoch und erkannte keine strafbare Position.
Nur eine Sache passt nicht
Mit diesem Frattesi-Doppelpack war der Grundstein in Richtung des dringend erforderlichen Dreiers gelegt - und dieses Mal sollten sich die Italiener die Tomaten auch nicht mehr von der Bruschetta nehmen lassen.
Zwar verpassten Zaniolo, Raspadori oder später auch Locatelli mit einem Lattenknaller (68.) das vorentscheidende 3:1 und fingen sich zwischenzeitlich trotz vorangegangener Top-Parade von Donnarumma den 1:2-Anschluss der Ukrainer durch den früheren Dortmunder Yarmolenko (41.).
Insgesamt aber war defensiv alles sehr sicher ausgerichtet, während vorn in Sachen Spielkontrolle, Spielansatz und gezeigter Kreativität vieles stimmte. Lediglich die Effizienz war noch ausbaufähig - daran wird der eigentlich in Trainingsanzug und Stollenschuhen bekannte Trainer Spalletti, bei der Squadra Azzurra in Anzug und Schlips unterwegs, sicher künftig ansetzen.
Mit diesem Erfolgserlebnis erhöhten die Italiener ihr Punktekonto auf sieben Punkten und zogen damit mit dem vorab noch besser postierten Gegner aus der Ukraine bei einem Spiel weniger gleich. Auch Tabellenführer England ist nicht mehr so weit weg.
Etwas Unschönes noch am Ende: Nationaltorwart Donnarumma, der an diesem Abend an seine alte (Milan-)Wirkungsstätte zurückgekehrt war, wurde immer wieder von vielen Tifosi - wohl Fans der Rossoneri - ausgepfiffen. Viele der Mailänder Anhänger haben dem 24-jährigen Keeper seinen Wechsel von Milan (2013 bis 2021) zu Paris Saint-Germain im Sommer 2021 noch immer nicht verziehen.