Inmitten des Abstiegskampfes mit Mainz hatte Trainer Bo Henriksen vor diesem Duell mit Champions-League-Finalist Dortmund auf "good vibes" gesetzt und angemerkt: "Dieser tolle Gegner, dazu das Gefühl, dass die gesamte Stadt hinter uns steht. Das wird fantastisch." Nach dem jüngsten 1:1 in Heidenheim hatte der Däne außerdem zwei personelle Wechsel vorgenommen - die zuletzt gesperrten Amiri und Gruda rückten für Fernandes und Ajorque (jeweils Bank) in die Startelf.
Und "fantastisch" sollte es in den ersten 45 Minuten auch werden aus rheinhessischer Sicht. Denn der voll in die Rotationsmaschine eingestiegene BVB - Edin Terzic hatte im Vergleich zum 1:0 im Rückspiel des Halbfinals bei Paris St. Germain lediglich Schlotterbeck in der Anfangsformation gelassen und auf Morey, Wolf, Özcan, Reus, Bynoe-Gittens sowie Moukoko gesetzt - war nicht sonderlich präsent. Die Schwarz-Gelben wirkten nach dem gefeierten Finaleinzug in der Königsklasse wie im Sommerkick-Modus und ließen defensiv viel zu.
Terzic ("Wir möchten jedem die Gelegenheit geben, sich zu zeigen") musste dabei zunächst zwei Aluminiumtreffer der Mainzer notieren: Amiri erwischte BVB-Keeper Meyer bei einem zentralen Freistoß auf dem falschen Fuß und donnerte die Kugel links oben an den Querbalken (7. Minute), kurz darauf touchierte Widmers Kopfball noch den rechten Pfosten (8.).
Barreiro und Doppelpacker Lee bestrafen zu passives Dortmund
Wenig später fiel das verdiente 1:0 durch Barreiro, der gegen eine zu behäbig schaltende westfälische Abwehr im Rückraum von Widmer gefunden wurde und links unten einschoss (12.). Nach einer kapitalen Freistoßausführung von BVB-Torwart Meyer, der Lee den Ball quasi servierte, folgte aus durchaus schwieriger Lage das 2:0 (19.). Der Südkoreaner war es auch, der nach Barreiro-Vorlage links unten auf 3:0 stellte (23.). Lee verpasste im weiteren Verlauf sogar den lupenreinen Hattrick (34.), Barreiro scheiterte noch an einer Meyer-Tat (34.).
Bundesliga - 33. Spieltag
Von den Gästen kam derweil wirklich nur rar gesätes Offensivmaterial. Reus hatte sich mal mit einem Abschluss versucht (5.). Zentner im Mainzer Kasten war zudem gegen einen Morey-Kracher zur Stelle - allgemein aber verpuffte zu viel. Es fehlte häufig die Geschwindigkeit, die Idee, der Zug zum Tor. Der 0:3-Rückstand zur Pause war dementsprechend folgerichtig.
Relegation sicher, Klassenerhalt greifbar
Direkt zu Wiederbeginn hätte es zudem schon 4:0 heißen können. Burkardt scheiterte hier aber aus spitzem Winkel an Meyer. Es folgte Gruda, der Süle austanzte und ebenfalls geblockt wurde. Und auch Lee kam nicht durch (46.).
Kurz darauf gelang Moukoko mit einem kurzen Dribbling samt Flachschuss das vermeintliche 1:3 (52.), der VAR bestätigte aber die erste Entscheidung des Gespanns - Abseits (53.). Und damit war schon alles erzählt in insgesamt highlight-armen zweiten 45 Minuten, in denen zweikampfstarke Hausherren die sicherlich etwas verbesserten Borussen vom Tor weghielten.
Das nunmehr seit acht (!) Ligaspielen unbesiegte Mainz reist somit auf Rang 15 gelistet am 34. Spieltag (Samstag, 15.30 Uhr) nach Wolfsburg, hat die Relegation schon sicher und kann mit einem weiteren Erfolgserlebnis den direkten Klassenerhalt aus eigener Kraft erreichen. Dortmund derweil empfängt zur gleichen Zeit Darmstadt, wo es rein sportlich um nichts mehr geht. Die Lilien sind längst abgestiegen, der BVB außerdem sicherer Fünfter am Ende der Spielzeit. Voller Fokus auf das Champions-League-Finale gegen Real also.