laut.de-Biographie
Jeans Team
Am Anfang sind Jeans Team vier Jungs aus Berlin. Sie machen ab 1997 zusammen Musik, was sich zunächst nicht immer leicht gestaltet, da ein Viertel der Bande noch in München zu studieren gedenkt. Als Initialzünder der leicht benebelten und schwer berechenbaren Combo gelten dennoch Reimo Herfort und Franz Schütte, die schon zwei Jahre vor der Begegnung mit Henning Watkinson und Gunther Kreis zusammen abhotten.
Der Bandname von einem Leuchtreklameschild im Wedding inspiriert, gibt das Quartett schon früh Auftritte, die vom Wirrwarr ihrer Gedanken und der dementsprechenden Instrumentenhandhabung getragen werden. Da kann es schon knifflig werden, wenn Optik und Akustik beim Beobachter in Hirn und Magen zusammen finden sollen. Denn die Bühnenrequisiten Synthesizer, Drums, Bass und Leinwände lassen aus den Boxen ein Fun-Destillat jenseits von Trio, DAF und Laufstalltechno schwillen.
Sicherlich: das Jeans Team zwinkert, wenn nicht zaunpfahlwinkt mit Soundzitaten aus der Pophistorie und das ist gut so. Das fand zum Glück auch das Berliner Label Kitty Yo, das im Jahr 2000 stolz seine erste Boyband präsentieren kann. Nachdem die Jungs zuvor auf den Labels "Spielkreis" und "Nadel Eins" zarte, buntfarbige Singleblümchen zum Sprießen bringen ("Hi Fans", "Ein Atom") und gar ein 45-minütiges Video ("Baby") heraus bringen, liegt schließlich das Debütalbum "Ding Dong" vor.
Konsequenterweise liegen dort Songs aus sämtlichen Bandphasen zum Zugreifen bereit, wobei ältere Schinken flugs noch mal in der Sound-Pfanne gewendet wurden. Ein gelungener Einstieg ins Phantasialand der Jeansjungs, das allerdings keinerlei Rückschlüsse auf die konzertante Umsetzung gelten lässt. Im Frühjahr 2001 erscheint mit dem MJ Lan-Remix von "Keine Melodien" ein superber Dance-Kracher als 12", der die Band wieder neue Plattensammlungen und vor allen Dingen Dancefloors erschließen lässt. Mit dem dazugehörigen Video freuen sich die Berliner erstmals über promotionträchtige Clip-Rotation und man beehrt sogar Finnland mit einigen Konzerten. Im Mai 2001 macht das Jeans Team heimische Bühnen unsicher.
Anschließend verabschiedet sich das Quartett vorerst vom Künstler-Lotterleben on tour and stage und verschwindet von der Elektro Pop-Bildfläche. In die eigenen Nadel Eins-Studios, wie man im Jahr 2004 schließlich erfährt. Dort funzeln sie in aller Stille und ohne Hektik an neuen Groove-Raketen. Während dessen gehen unterm Labeldach einige hoch: Surrogat-Kopf, Jeans Team-Supporter und Label-Mitarbeiter Patrick Wagner verlässt Kitty Yo im Streit, arbeitet eine Weile als Produktmanager bei Universal und gründet 2003 das Label Louisville Records. Seine Hosen nimmt er mit.
Und die geben sich irgendwann tatsächlich zufrieden mit ihren neuen Experimenten. Im Oktober 2004 erscheint die Vorabsingle "Berlin Am Meer" und man fühlt sich sofort wieder heimisch, auch als Nicht-Berliner. Ein behutsam flowender Softhouse ummantelt eine Hommage an die Hauptstadt, die noch viel mehr sein könnte. Küstenstadt, zum Beispiel. Am 10. Januar 2005 folgt der Longplayer "Musik Von Oben", der zwar strukturell noch an den Vorgänger erinnert, ansonsten aber elektronischer ausfällt.
Im Anschluss ans Album folgt wie üblich die musikalische Reise durch die Republik unter Berücksichtigung der Schweiz, Österreich, England, Irland, Frankreich, Spanien, Skandinavien und Kanada. Das Publikum dankt es ihrer eckigen Stylertruppe und findet sich nach deren langer Live-Abstinenz in großer Zahl zum Feiern ein. Bei den meisten Konzerten spielt die Band allerdings als Trio, da sich Gunther Kreis verstärkt auf seine Tätigkeit als Film-Cutter konzentriert.
Im Mai nimmt die Band am Kongress der Europäischen Kultur in Paris teil und gestaltet einen Remix von "Beatbox", einem Song der irischen Band Butternut. Ende des Jahres wird es wieder ruhig ums Jeans Team. Noch mal sollen die Fans allerdings nicht fünf Jahre auf ein neues Album warten, ist man sich einig. Also werden wie üblich jede Menge Tasten gedrückt, allerdings auch verstärkt 'echte' Instrumente ins Studio geschleppt. Erstmals komponiert die Band in der Trio-Besetzung.
Das erste Resultat klingt dementsprechend naturverbunden: Die Demoversion von "Das Zelt" wummert im Spätsommer 2006 per Download-Angebot durch deutsche Haushalte, im Oktober folgt der physische Release. Die Menge reibt sich ob des Grooves die Ohren: eine Granate. Ein Floorkiller, mal wieder. Dennoch: der Album-Sound hat plötzlich Stallgeruch, wird angetrieben von Akustikgitarre, Bass und Schlagzeug. Erlaubt ist eben noch immer, was gefällt, und dass auf dem neuen Studioalbum sogar die Kunst des Scheißens thematisiert wird, dürfte niemanden verwundern.
Mit "Kopf Auf" (2006) führt das Jeans Team führt hier seinen eingeschlagenen Weg fort und entwickelt sich dennoch weiter. Neben den bereits erprobten Elektro-Beats und Disko-Anklängen findet verstärkt die akustische Gitarre Einzug in das Song-Schaffen der Berliner Band. Ergänzend zum überwiegenden, klug kultivierten Text-Nonsens finden mehrfach nachdenkliche Gedanken Einzug in verschiedene Titel.
Noch keine Kommentare