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Kanye West – laut.de – Band

Porträt

laut.de-Biographie

Kanye West

Schon sein erstes Album "The College Dropout" definiert Hip Hop neu, die Süddeutsche Zeitung erkennt in ihm "den Besten", der Spiegel wittert gar ein "Genie". Doch dieser Kanye West ist ein widersprüchlicher Typ. Auf der einen Seite steht der geniale Produzent und Musiker. Der Popstar, der Hörer aller Genres vereint, dem die MTV-Jugend huldigt und dem die Industrie einen Preis nach dem anderen verleiht.

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Doch in ihm steckt auch der hochnäsige, arrogante Trampel, neben dem es aus seiner Sicht niemand anderen geben darf. Eindrucksvoll zeigt Kanye West seine dunkle Seite bei der Verleihung der MTV Music Awards 2009, als der Jugendsender Taylor Swift für die Kategorie "Best Female Video" ausgezeichnet.

Entrüstet über die vermeintliche Dreistigkeit der Jury, stürmt West die Bühne, unterbricht Swifts Dankesrede und teilt der versammelten Welt mit, dass eigentlich seine Favoritin Beyoncé hätte gewinnen müssen. Selbst US-Präsident Barack Obama nennt ihn nach dieser Aktion einen Idioten.

Immerhin nutzt dieser abgehobene Unsympath seine Prominenz auch, um Obamas Vorgänger für sein erbärmliches Krisenmanagement nach dem Hurrikan Katrina zu geißeln. Bei einer Benefizveranstaltung für die Opfer der Naturkatastrophe, die New Orleans zerstörte, wirft er dem damals amtierenden Präsidenten Rassismus vor: "George Bush schert sich nicht um schwarze Menschen." West gründet die Kanye West-Stiftung, die Musikproduktionsmittel für Schulen organisiert, um Kinder und Jugendliche zum Lernen zu motivieren.

Kanye selbst bricht das College ein Jahr vor seinem Abschluss ab. Zu diesem Zeitpunkt bastelt er schon seit einigen Jahren an Texten und Beats, inspiriert vor allem von Run DMC. Selbstbewusst, wie er ist, behält er sein Schaffen nicht für sich, sondern spielt die Stücke seinem Publikum in seiner Heimatstadt Chicago vor.

Er hat Glück: Kanye West trifft den Produzenten No I.D., der für Commons Klassiker "Can I Borrow A Dollar?" und "Resurrection" verantwortlich zeichnet. Er wird Kanyes erster Lehrmeister, bevor dieser einige Jahre später in No I.D.s Fußstapfen tritt. Commons "Be" und "Finding Forever" produziert Kanye fast komplett alleine.

Für den großen Schritt ins Rampenlicht sorgt jedoch Jay-Z, den Kanye über Beanie Sigel kennenlernt. Für dessen bahnbrechendes Album "The Blueprint" produziert Kanye 2001 fünf Titel, darunter den ewigen Party-Knaller "Izzo (H.O.V.A.)". Schnell wächst er zu einem der wichtigsten Köpfe der Roc-A-Fella-Records heran. Alle Abwerbungsversuche anderer Labels scheitern, er bleibt Jay-Zs Stall treu.

Nach Arbeiten mit unter anderem Talib Kweli, Beanie Sigel, Mos Def, Twista oder den Dilated Peoples, erscheint 2004 endlich sein Solo-Debüt. "The College Dropout" schlägt ein wie eine Bombe. Perfekt produzierte, uralte Soul-Samples, verbunden mit elektronischen Klängen, avancieren schnell zu Kanye Wests Markenzeichen.

Die Künstler stehen Schlange: Britney Spears, Alicia Keys oder Janet Jackson heißen nur drei der vielen, die sich um einen Kanye-Beat reißen, höchste Zeit also, mit G.O.O.D. Music auch ein eigenes Label zu gründen. Tom Cruise setzt sich später persönlich dafür ein, dass der Produzent "Mission: Impossible III" musikalisch untermalt.

Grammys greift Kanye West reihenweise ab, bevor er in die erste kleine Krise seiner Karriere schlittert. Mit "Late Registration" ist gerade ein würdiger Nachfolger des Debüts erschienen, als er sich wegen Urheberrechtsverletzung vor Gericht verantworten muss. Teile der Beats und des Textes des Ludacris-Hits "Stand Up" sollen geklaut sein. Das Gericht spricht Kanye frei, seiner Popularität hätte wohl selbst das gegenteilige Urteil keinen Abbruch getan.

Nicht einmal zwei vergleichsweise schwache Folgealben ("Graduation", 2007 und 808's & Heartbreak", 2008) rütteln an Kanyes Status. Das Time-Magazin erhebt ihn 2005 zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt.

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Seine Beziehung zu Modedesignerin Alexis Phifer bringt Kanye West offenbar auf den Geschmack, sich selbst an einer Kollektion zu versuchen. Danach turtelt er mit Model Amber Rose, ehe er Reality-Sternchen Kim Kardashian schwängert. Neben allen anderen Aktivitäten betreibt er sein eigenes Label GOOD Music.

"My Beautiful Dark Twisted Fantasy" präsentiert sich 2010, wie man seinen Urheber inzwischen kennt: zugleich protzig, aggressiv und zuckersüß. Zusammen mit Jay-Z, mit dem er seit über einem Jahrzehnt immer wieder kollaboriert, schließt sich Kanye West 2011 noch schnell zur Supergroup The Throne zusammen, die geplante EP wächst sich zum Album "Watch The Throne" aus. Nebenbei erscheint noch der Labelsampler "G.O.O.D. Music: Cruel Summer", ehe Kanye im Juni 2013 mit "Yeezus" die Rap-Szene spaltet wie Moses das Meer. Komplexer, elektronischer und noch größenwahnsinniger setzt sich Kanye selbst ein Denkmal.

Mit vollem Elan stürzt sich Kanye auch in die Modebranche: Erst mit Nike, später mit Adidas bringt er 'Yeezy Boots' auf den Markt, in die Entwicklung seiner eigenen Modelinie steckt er viele Millionen Dollar. Wie er nun die Prioritäten setzt, zeigt 2016 die Präsentation seiner neuen Kollektion, an deren Rande er das ebenfalls neue Album "The Life Of Pablo" eher nebenher abspielt. Ganz ähnlich sieht es 2018 bei seinem 7-Track-Album "Ye" aus. Eine Gruppe aus Szene-Stars, Promis, Freunden und internationalen Musikkritikern versammelt er für eine "Release-Party" um ein Lagerfeuer. Damit seine Millionen Fans auch was davon haben, ist das Spektakel über eine spezielle Kanye-App live zu verfolgen. Natürlich ohne archivierten Stream. Die Platte folgt auf zahlreiche kontrovers diskutierte Kanye-Aussagen wie "Sklaverei war eine freie Wahl" und "Ich und Donald Trump sind Brüder, wir haben beide Drachenenergie", mit denen sich der A-Promi gewollt oder ungewollt auf zahlreiche Titelseiten katapultierte.

Die darauf folgende Hinwendung zum Christentum wirkt angesichts von "Yeezus" fast schon verspätet und wird wiederum von einem medialen Zirkus begleitet, den Kanye durch seine eigene Gottesdienstserie befeuert. Auf "Jesus Is King" dreht sich demzufolge alles wie gehabt um Kanye, wenngleich man ihm selbst durchaus abnimmt, dass er überzeugt ist, religiös zu sein. Das Album trifft nicht auf ungeteilte Begeisterung, die Mischung aus Gospel und Rap liegt einigen schwer im Magen. Musikalisch ging West damit aber wieder einmal neue Wege, die so keiner kannte.

Nach "Jesus Is King" kam die von der Kritik geschmähte Oper "Nebuchadnezzar" mit Sheck Wes in der Hauptrolle und zu Weihnachten 2019 "Jesus Is Born". Dieses recht gewöhnlich ausgefallene Gospelalbum wurde von West nur teilweise produziert, es fehlt das ihm eigene Geniale.

Letzteres entdecken viele dann wieder in dem 2021 veröffentlichten "Donda". In dem Album, das Kanye seiner gleichnamigen, 2007 an den Folgen einer Schönheitsoperation gestorbenen Mutter widmet, kulminieren all seine gescheiterten Fluchten in eineinhalb Stunden industriellem Gospel.

Nach "Donda" geht es schnell bergab. Kanye erklärt u.a., dass er Hitler mögen würde, man nicht alle Nazis in eine Schublade stecken könne, die Todeszahlen des Holocausts eine Lüge seien und Zionisten seine Kinder entführen wollten. Wegen "inakzeptablen, hasserfüllten und gefährlichen" Aussagen des Künstlers beendet Adidas die Zusammenarbeit im Oktober 2022 mit sofortiger Wirkung. Seine antisemitischen Äußerungen verstoßen laut dem Sportartikelhersteller "gegen die Werte des Unternehmens wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness".

Entweder befindet er sich zu dieser Zeit auf einer nahezu suizidalen Mission, willentlich seine gesamte Reputation und all seine sozialen Beziehungen in Schutt und Asche zu legen. Oder seine Krankheit hilft einem Rassisten und Antisemiten einfach nur dabei, sein wahres Gesicht zu zeigen. Auf die Frage, welche der beiden Antworten richtig ist, gibt auch das 2024 zusammen mit Ty Dolla Sign veröffentlichte "Vultures 1" leider keine zufriedenstellende Antwort. Von "Vultures 2" ganz zu schweigen.

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Der Gold Digger rockt das Palladium., Live in Köln, März 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Der Gold Digger rockt das Palladium., Live in Köln, März 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Der Gold Digger rockt das Palladium., Live in Köln, März 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Der Gold Digger rockt das Palladium., Live in Köln, März 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst)

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Surftipps

  • Kanye West

    Offizielle Seite.

    http://www.kanyewest.com
  • Fanpage

    Angeblich die größte Kanye West-Community der Welt.

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    https://twitter.com/kanyewest

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