laut.de-Biographie
Scorpions
Hannover, Heimat der EXPO 2000, letzte Station eines Ex-Kanzlerkandidaten und Hauptstadt des Bundeslandes Niedersachsen. 1965 gründet sich ausgerechnet dort die wohl erfolgreichste deutsche Heavy-Combo der 80er. Initiator Rudolf Schenker und sein Bruder Michael beginnen zusammen mit Wolfgang Dziony am Schlagzeug als die Scorpions zu musizieren und stoßen im Proberaum nebenan auf Sänger Klaus Meine, der zu der Zeit mit den Jungs von Corpenicus das Haus rockt. Auch Michael Schenker wirkt zu diesem Zeitpunkt noch bei diesen Corpenicus mit, die sich 1969 jedoch auflösen. Dass es die richtige Entscheidung für Michael und Klaus ist, sich auf die eine Band zu konzentrieren, kristallisiert sich schon ein Jahr später heraus.
In Hannover gewinnen die Scorpions auf Anhieb einen Nachwuchswettbewerb. Die Schenker-Brüder an den Gitarren, Klaus am Mikro, Wolfgang an den Drums und Lothar Heimberg am Bass treten als Ausnahmecombo auf und überragen andere junge Bands mit ihren Fähigkeiten. Zwar überziehen sie ihre Spieldauer und werden um ein Haar disqualifiziert, doch Juror Hans Werner Kunze drückt ein Auge zu und spricht den Männern trotzdem den ersten Platz zu. Das Debüt "Lonesome Crow" lässt nach dem Sieg nicht lange auf sich warten und kommt 1972 in die Läden. Nach der Promotion-Tour steigt Michael ein Jahr später aus der Gruppe aus. Er überzeugt die Kollegen der britischen Rock-Formation UFO mit seinen erstaunlichen Fertigkeiten an der Gitarre und schließt sich kurzerhand dieser englischen Rockkombo an. Ulrich Jon Roth ersetzt den Lead-Gitarristen vorübergehend.
In diesem Jahr nehmen die Scorpions mit The Sweet ihre erste Europa-Tournee in Angriff. Ihr Heavy-Rock kommt bei den Konzerten gut an. Dabei versuchen die Hannoveraner immer, eingängige Songs zu schreiben und melodische Parts einzufügen.
Ein große Chance bietet sich 1975. Die Combo tourt als Co-Headliner mit KISS durch Europa, was sie schnell populär werden lässt. Nach etlichen Auszeichnungen in Deutschland bringen es die Jungs auch auf anderen Kontinenten zu Ruhm. In Japan erreichen sie 1976 Goldstatus. Daraufhin spielt die Gruppe etliche Gigs in diesem Land, in dem sie zum ersten Mal gefeiert werden wie Rockstars. Trotz diesem Erfolg verlässt Uli Jon Roth nach der Tournee die Band.
Klaus Meine, Rudolf Schenker und Matthias Jabs bilden bis heute das musikalische Rückgrat der Scorpions. Zusammen mit Francis Buchholz am Bass und Herman Rarebell (eigentlich Hermann Erbel) am Schlagzeug findet sich 1979 die endgültige Formation. Bereits 1979 wird in den USA die erste Scorpions-Platte "Lovedrive" vergoldet. Das Live-Album "World Wide Live" stellt eine Dokumentation der ausgiebigen Tourneen der Hannoveraner dar. Dazu gibt's auch ein Video, das die Jungs in Aktion zeigt.
Anfang der 80er Jahre verliert Klaus Meine seine Stimme, er muss eine langwierige Therapie und zwei Operationen an seinen Stimmbändern über sich ergehen lassen. Doch die Band hält zu ihm und sucht sich keinen neuen Sänger. Schon 1982 kehren sie gemeinsam mit neuer Power und "Blackout" zurück. Die Zuversicht der restlichen Bandglieder festigt den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe, und Meine überrascht die Kritiker nach seiner Genesung mit neuem Stimmvolumen. Nicht nur aufgrund dieser Tatsache hat sich das Warten und die Zwangspause gelohnt. Klaus komponiert 1989 den Hit "Wind Of Change", den die Scorpions 1990 auf dem Album "Crazy World" in die Läden bringen. Der zum Teil gepfiffene Hit mausert sich in Deutschland zur Mauerfallhymne und bleibt wochenlang die Nummer eins in den Charts.
Dass die Scorpions schon immer für Balladen gut sind, beweisen sie schon vorher ("Still Lovin' You"), aber der Erfolg des Wechselwindes bricht alle Rekorde. Was wirklich Kohle bringt, merken die Buben recht schnell, und so verschwinden die wilden Sounds der Scorpions aus den frühen 80ern in den 90ern mehr und mehr, die Fans sind auch nicht mehr so zahlreich wie damals in den guten alten Zeiten.
Trotzdem spielt die Rock-Formation als Headliner auf etlichen Festivals. Größen wie Bon Jovi, Metallica, Iron Maiden, Def Leppard und andere Bands treten im Vorprogramm der Hannover Rock-Opis auf. Welttourneen schließen sich diesen ausverkauften Konzerten in den größten Hallen Europas an. 1999 sind sie wieder mit neuer Single und auch neuem Album ("Eye To Eye") am Start.
Auf der Expo 2000 in Hannover spielen sie mit Unterstützung der Berliner Philharmoniker "Moment Of Glory" ein und bringen das Event 2004 sogar noch mal auf DVD raus. Zuvor steht 2001 aber noch "Acoustica" an, auf dem die Scorps einige ihrer Hits im akustischen Gewand vor Livepublikum präsentieren. Ob das so zwingend notwendig ist, bleibt Ermessenssache.
2004 steht ein Jubiläum bei den legendären Rockern an. Sie verwirklichen nach 35 Jahren Bandgeschichte ihr 20. Album "Unbreakable". Da ist es doch an der Zeit, mal wieder den Dampfhammer herauszuholen, statt mit Wattebäuschchen um sich zu werfen. Doch schon steht das nächste Jubiläum ins Haus, denn mit "The Platinum Collection" feiern die Herren ihr 40-jähriges (!) Bühnenjubiläum. Andere saugen da schon lange im Sauerstoffzelt, nicht so die Scorpions. Die legen eine 3er CD-Box vor und sind derweil weiterhin überall unterwegs.
Für "Humanity - Hour I", das 2007 erscheint, holen sie sich prominente Unterstützung: neben Produzent Desmond Child, der unter anderem auch schon mit Aerosmith, Kiss und Bon Jovi arbeitete, wirkt auch Smashing Pumpkins-Frontmann Billy Corgan an dem Album mit. Er leiht der Hardrock-Combo für das Lied "The Cross" seine Stimme. "Humanity - Hour I" steht ganz unter dem Motto 'humanitäre Hilfe'. Zeitgleich zum Erscheinen des Albums begeben sich die fleißigen Friedensrocker mal wieder auf eine Tournee quer durch die Welt.
Ende November 2007 erscheint schließlich die DVD "Live At Wacken Open Air 2006". Darauf spielen sie eine Show, deren Songs von den Fans im Internet bestimmt wurde und auf der es mit Michael Schenker, Uli Jon Roth und Herman Rarebell ein paar Special Guests zu bewundern gibt.
Auch nach über 40 Jahren im Geschäft reißt das Interesse an den Hannoveranern nicht ab. So sind sie in der ganzen Welt auf der Bühne zu bewundern. 2010, bevor das Album "Sting In The Tail" erscheint, platzt dann die Nachricht im Fanlager, dass sich die Hardrocker entschlossen haben, die Geschichte der Band zu einem Ende zu bringen. Über ihre Homepage verkünden sie das Ende nach "Sting In The Tail" und der sich anschließenden Welt-Tournee Schluss ist.
Die Abschieds-Tournee zieht sich über mehrere Jahre hin, und bereits 2011 erscheint mit "Comeblack" wieder ein neues Album. 2013 geben die Scorpions den "Rücktritt vom Rücktritt" bekannt und geben im Rahmen ihrer Endlos-Tour auch mehrere Akustik-Konzerte, die im Rahmen der "MTV Unplugged"-Reihe auch veröffentlicht werden.
Auf die Abschieds-Tour folgt ab 2014 die "50th Anniversary Tour" und ab 2017 die "Crazy World"-Tour. Mit "Return To Forever" erscheint 2015 auch noch mal ein neues Studioalbum, auf dem die Hannoveraner ihr eigenes Hardrock-Erbe noch einmal aufpolieren. Das fünfzig Jahre nach dem Debüt erscheinende "Rock Believer" von 2022 sieht mancher sogar als legitimen Nachfolger des Meilensteins "Blackout". Auf diesem ist auch zum ersten Mal auf Albumlänge der ehemalige Motörhead-Schlagzeuger Mikkey Dee zu hören, der 2016 für den geschassten James Kottak einsteigt.
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