laut.de-Biographie
Elliott Smith
Der leise Held des zarten Indie-Rocks sieht auf dem Cover seiner dritten Platte "Either/Or" eher aus wie in die Jahre gekommener Skater, als wie jemand, der zerbrechliche Lofi-Folk-Songs dahin schmalzt. Von etlichen Drogen und Alkohol-Eskapaden gezeichnet mausert sich Elliott Smith über die Jahre hin zum Punk im Folk-Pelz.
Am 6. August 1969 wird der Rocker in Omaha, Nebraska geboren, verbringt aber seine komplette Kindheit in Dallas, Texas. Bereits mit neun Jahren beginnt das Kind aus musikalischer Familie erste Songs zu schreiben, später rockt Elliott an der High School in seiner ersten Band "Stranger Than Fiction".
Für sein Studium der Philosophie und der Politik zieht es ihn nach Amherst, Massachusetts, bevor er 1992 in Portland mit Neil Gust die neue Band Heatmiser ins Leben ruft. Deren punkiger Post-Core wird sich später immerhin auf insgesamt drei Alben wiederfinden, doch schon bei den ersten Konzerten ist klar, dass es sich hier nur um eine Nebenbeschäftigung handelt: nach fast jeder Show performt Smith noch solo seine eigenen Songs. Als 1994 sein erstes Album "Roman Candle" (Cavity Search Records) in etwa zur gleichen Zeit wie Heatmisers Zweitwerk "Cop And Speeder" erscheint, sind die ersten Komplikationen gewiss.
Trotz einigem Underground-Zuspruch und Nick Drake-Verweisen (dessen musikalischer Werdegang vom simplen Akustik-Song zum auskomponierten Pop nicht die einzige Parallele zu Elliott Smiths Leben ist) kommt der erste Output in Eigenregie nicht über Indie-Status heraus. Etwas unpassend wechselt Smith auf das Riot-Grrl-Label Kill Rock Stars (Bikini Kill, Sleater Kinney), kann dort aber mit dem nach ihm benanntem Nachfolger eher am Erfolg schnuppern. Wieder spielt er alle Instrumente selbst ein und etabliert damit seine traurig-schönen Songs, in denen Hoffnung und Verzweiflung so nahe beieinander liegen, dass die Entscheidung zwischen Mitsingen und Mitweinen meistens schwer fällt, mehr und mehr in der amerikanischen Musikszene.
Nach dem Split der semi-erfolgreichen Heatmiser im Jahr 1996 macht es für ihn endgültig keinen Sinn mehr, Rockmusik auf Anschlag zu spielen. Der scheue Barde zieht nach Brooklyn und besinnt sich fortan nur noch auf seine eigenen ruhigen, melancholischen Ideen.
1997 wird das erfolgreichste Jahr im Leben des Elliott Smith. Mit seinem dritten Album "Either/Or" gelingt ihm der größte Wurf seiner Karriere. Mit rumpeligem Sound und dem reinen, sehr charmanten Klang seiner Simon & Garfunkel-Stimme begeistert er auch Regisseur Gus Van Sant, einen alten Kumpel aus Portland. Der Langzeit-Fan überzeugt Smith, ein paar Songs für seinen kommenden Film "Good Will Hunting" zu schreiben. Dazu zählt auch "Miss Misery", das überraschenderweise sogar für den Oscar in der Kategorie "Best Original Song" nominiert wird. Bei der Preisverleihung steht Smith dann ziemlich verloren neben Celine Dion und verliert mit Anstand. Seine Live-Darbietung frisst sich trotzdem tief in die Köpfe und beschert ihm einen neuen Vertrag mit dem Spielberg-, Katenberg- und Geffen-Imperium Dreamworks Records.
Auf seinen zwei folgenden Alben "XO" (1998) und "Figure 8" (2000) nutzt Smith seine Vertragsklausel, die ihm völlige künstlerische Schaffensfreiheit garantiert, recht großzügig aus. Wie schon Nick Drake einige Jahre zuvor feilt er nun am streng durchkomponierten Indie-Pop-Meilenstein und versucht, langsam in die Fußstapfen der Beach Boys oder der späten Beatles zu treten.
Während der Aufnahmen zu "From A Basement On The Hill" wird Elliott Smith am 21. Oktober 2003 tot in der Wohnung seiner Lebensgefährtin in Los Angeles aufgefunden. In seiner Brust klafft eine tödliche Stichwunde, die er sich offenbar selbst zugefügt hat. Der ewige Nick Drake-Vergleich muss nun selbst bei Smiths Tod noch herhalten: das englische Quasi-Pendant starb mit 26 Jahren an einer Überdosis Antidepressiva.
2007 veröffentlicht Domino Records schließlich eine Doppel-CD mit bis dato weitgehend unveröffentlichten Songs des Amerikaners. "New Moon" wird vom langjährigen Freund und Archivar seiner Lieder zusammengestellt und produziert. Dieses zweite posthume Werk gewährt einen umfangreichen Einblick in das musikalische Schaffen Smiths während der Aufnahme-Sessions zu den Alben "Elliott Smith" und "Either/Or".
Ein Teil der Einnahmen vom Verkauf dieses Albums geht an eine soziale Einrichtung in Portland, die sich um die Belange obdachloser Kinder und einkommensschwacher Erwachsener kümmert. Im April 2010 erscheint die Neuauflage der Langspieler "Roman Candle" und "From A Basement On The Hill". Roger Seibel und Smith-Freund Larry Crane remastern die Alben und entfernen Störgeräusche. Teilweise fügen sie neue Tonspuren hinzu und geben so dem Gesamtklang einen neuen Unterboden. Einen feinen Vorgeschmack bieten "Last Call" und "Twilight", die zum Download im Netz schweben.
1 Kommentar mit 3 Antworten
Schon heftig, wenn ein so großer Künstler in einem Artikel von einem Autor veröffentlicht wird, der „als“, „wie“ und „schmalzt“ in einem Satz verwendet. - Da kann man sich bereits nach den ersten Zeilen nur an den Kopf fassen. - Beschämend, wie man sowas heraus bringen kann. Hier geht es schließlich nicht ums Hämmern und Sägen. Eure Aufgabe ist doch das Schreiben. Euer Werkzeug die Sprache. Wie peinlich, wenn man nur billigen Ramsch in der Werkzeugkiste hat und das Werk dann auch noch aushängt. - Heftig peinlich. Das hat Elliot Smith postum wirklich nicht verdient. Das ist unter aller Kanone. - Herzliche Grüße an die Redaktion. - Da habt ihr aber schön geschlafen, bei der Einstellung von qualifiziertem Personal. Bravo! Schlimmer geht es wohl nicht. -
Da stimme ich zu. Bei der Erfindung neuer Begriffe wie "schmalzen" hört es auf. Abgesehen davon, dass die Musik aber auch gar nichts mit Schmalz zu tun hat. Lieber besser recherchieren, als um jeden Preis die Leserschaft mit einer kreativen Schreibweise beeindrucken zu wollen.
Ich kann bezeugen, dass das Wort "schmalzen" existiert. Ich hab mal in ner jüdischen Brauerei gearbeitet.
@Sascha Fett
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