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Halbwilde Secondos erobern den Regenwald | NZZ

Halbwilde Secondos erobern den Regenwald

Im Zürcher Zoo scheint das künstliche Ökosystem eines madagassischen Regenwalds zu funktionieren. Lemuren, Schildkröten, Geckos, Chamäleons und verschiedene Vögel pflanzen sich in der Halbwildnis der Masoala-Halle fort, teilweise ohne dass die Tierpfleger davon etwas merken.

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tox. Das kleine Pantherchamäleon ist halb so gross wie der Finger des Tierpflegers, auf dem es sitzt. Es beäugt die Journalisten aufmerksam und hält den Kopf dabei ganz still. Dieses Kunststück gelingt ihm, weil es seine grossen Augen unabhängig voneinander bewegen kann, was ihm als Lauerjäger beim Insektenfang zugute kommt. Sobald es einige Zentimeter gewachsen ist, soll es in die Halbwildnis der Masoala-Halle entlassen werden. Jetzt aber steckt Tierpfleger Martin Zellweger das Kleine sicherheitshalber hinter ein Gitternetz. Er will verhindern, dass das erste in der Halle geschlüpfte Chamäleonjunge von einem Vogel gefressen wird.

Rote Varis sind Meisterkletterer

Zoodirektor Alex Rübel konnte am Presseapéro vom Mittwoch eine ganze Reihe von Jungtieren vorführen, die im Masoala-Regenwald des Zürcher Zoos zur Welt gekommen sind: Plattschwanzgeckos, Glattrand-Gelenkschildkröten, Mähnenibisse und mehrere bizarr anmutende winzige Gottesanbeterinnen. Zu Publikumslieblingen dürften bald die am 1. Mai in der Halle zur Welt gekommenen Roten Varis werden. Noch werden die kleinen Halbaffen von ihrer Mutter Sambara herumgetragen. Bald werden sie diese aber wohl übertrumpfen, was die Kletter- und Sprungkünste angeht. Varis, die in konventionellen Gehegen aufgewachsen sind wie ihre Mutter, sind meist relativ träge und nicht besonders gewandt. Die Zwillinge aber, die etwa zur Zeit des Umzugs in die Halle geboren wurden und darin aufgewachsen sind, turnen so wild durch Baumkronen und Dachkonstruktion, dass man glaubt, sie seien in Madagaskar eingefangen worden. Ihre Nahrung suchen sich die Varis mittlerweile zu einem grossen Teil selbst: Sie fressen wie in der Natur die Früchte der Bäume, die in der Halle wachsen.

Überraschungen für Tierpfleger

Bei den Reptilien sammeln die Tierpfleger manchmal die Eier ein, um dem Nachwuchs im Brutkasten etwas nachzuhelfen. Nicht immer haben sie allerdings den vollen Überblick über ihre Schützlinge. Martin Zellweger wurde auch schon von einem Besucher auf eine junge Glattrand-Gelenkschildkröte aufmerksam gemacht, die über den Besucherweg spazierte. Manchmal läuft es - ganz wie in der Natur - auch schief bei der Fortpflanzung. So waren aus einem Nest von Mähnenibissen plötzlich sämtliche Eier verschwunden. Es könnte sein, dass sich die Varis bedient haben. Dies sei der Preis dafür, dass man die Tierarten nicht mehr in Einzelgehegen, sondern in einem Ökosystem halten wolle, meinte Rübel dazu.

Auch die seltenen Pflanzen Madagaskars werden im Zoo für die Halle gezüchtet. Botanik- Kurator Martin Bauert ist mehrfach in den Masoala-Nationalpark gereist, um Samen zu sammeln. So sind in diesem Frühjahr erstmals fleischfressende Kannenpflanzen gekeimt sowie Sprösslinge der bedrohten Tropenbäume Rosenholz und Ebenholz. Letzteres wird beispielsweise für die Herstellung von Klarinetten und schwarzen Klaviertasten verwendet. Beide Hölzer werden in Masoala illegal geschlagen. Sie wachsen so langsam nach, dass sie auch im Nationalpark selten geworden sind. Der Zoo unterstützt darum auch lokale Baumschulen, in denen diese Baumarten für die Wiederaufforstung gezüchtet werden.