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AfD-Chef Chrupalla im Spital: Hintergründe weiterhin unklar

Der AfD-Chef Chrupalla erlitt offenbar «Nadelstichverletzung» bei Wahlkampfauftritt

Tino Chrupalla klagte bei einer Wahlkampfveranstaltung über Schmerzen und musste ins Spital eingeliefert werden. Die Blutproben sind unauffällig. Der Fall bleibt verworren.

Rewert Hoffer, Ferdinand Knapp, Berlin 3 min
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Die zuständige Staatsanwaltschaft bestätigt Berichte über einen Arztbrief, nach welchem ein Einstich in Chrupallas Oberarm diagnostiziert worden sein soll.

Die zuständige Staatsanwaltschaft bestätigt Berichte über einen Arztbrief, nach welchem ein Einstich in Chrupallas Oberarm diagnostiziert worden sein soll.

Jens Schlueter / Getty

Ärzte des Ingolstädter Klinikums haben beim AfD-Chef Tino Chrupalla nach seinem Wahlkampfauftritt am Mittwoch in Ingolstadt eine «intramuskuläre Injektion» diagnostiziert. Das geht aus einem Arztbericht hervor, der der Staatsanwaltschaft Ingolstadt und mehreren Medien vorliegt. Es handele sich demnach um eine «Nadelstichverletzung». In der Diagnose heisse es, Chrupalla sei nach einer «intramuskulären Injektion mit einer unklaren Substanz» auf der internistischen Intensivstation aufgenommen worden.

Toxikologische Untersuchungen seiner Blutprobe seien unauffällig gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt am Freitagnachmittag mit. Es seien lediglich «Schmerzmittel im therapeutischen Bereich» nachgewiesen worden. Derzeit werde noch seine Kleidung untersucht.

Chrupalla leidet nach Informationen der Wochenzeitung «Junge Freiheit» ausserdem unter einer Störung der «Erregungsleitung im Herzen», was ein Pressesprecher der AfD bestätigte. Unklar sei, ob diese im Zusammenhang mit der Injektion stehe. Die zuständige Staatsanwaltschaft teilt jedoch mit, dass Chrupalla laut Arztbrief das Spital «nach unauffälligem Monitoring und in beschwerdefreiem, gutem Allgemeinzustand» am Donnerstag verlassen habe.

Gerüchte über eine angeblich gefundene Spritze, die bereits am Mittwochabend kursierten, liessen sich nicht erhärten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten Chrupalla und seine Personenschützer nicht wahrgenommen, dass ihm mit einer Spritze in den Oberarm gestochen worden ist.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt

Der Co-Vorsitzende der AfD musste intensivmedizinisch betreut werden, nachdem er am Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt im bayrischen Ingolstadt über Schmerzen geklagt hatte. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass mehrere Personen unmittelbar vor dem Vorfall mit Chrupalla Selfies gemacht hätten. Dabei sei es zu «leichtem Körperkontakt» gekommen. Anschliessend soll Chrupalla auf dem Weg zur Bühne über Schmerzen im Oberarm geklagt haben. Zeugen beobachteten, wie sich Chrupalla nach kurzer Zeit an den Oberarm gegriffen hat.

Danach sei Chrupalla kurz vor dem Beginn seiner Rede hinter der Bühne medizinisch versorgt worden. Eine offensichtliche Verletzung ist zu diesem Zeitpunkt nach Polizeiangaben nicht erkennbar gewesen. Noch vor seiner geplanten Rede wurde er mit Blaulicht ins Spital gebracht.

Die Polizei befragte mehrere Zeugen, unter ihnen Chrupalla selbst, seine Personenschützer, eine Ordnerin und weitere Teilnehmer der Veranstaltung. Besucher der Veranstaltung wurden von der Polizei gebeten, den Behörden Fotos und Videos zur Verfügung zu stellen. Weitere Zeugen wurden durch die Kriminalpolizei Ingolstadt vernommen.

Die Partei sprach sogleich von einem «tätlichen Angriff». Die Polizei widersprach dieser Darstellung am Mittwochabend. Sie wolle zwar ermitteln, ob Dritte für den Vorfall verantwortlich sein könnten. Bis anhin gebe es jedoch keine Hinweise auf einen Angriff. Dasselbe teilte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt am Donnerstag mit: Es lägen bisher keine Erkenntnisse vor, dass Chrupalla angegangen oder angegriffen worden sei.

Am Tag nach dem Vorfall hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung eingeleitet. Tatverdächtige gebe es keine, daher richte sich das Verfahren derzeit gegen Unbekannt.

Nach Informationen des «Spiegels» und der «Welt» wurde eine Pinnwandnadel bei der Veranstaltung in der Nähe von Chrupallas Limousine sichergestellt. Diese werde nun kriminaltechnisch untersucht. Unklar ist, ob die Nadel im Zusammenhang mit dem Vorfall steht. Von offizieller Seite wurde diese Information bisher nicht bestätigt.

Tino Chrupalla hatte das Krankenhaus in Ingolstadt am Donnerstag wieder verlassen und sich in «weitere ärztliche Behandlung» begeben. Nach dem Vorfall sagte die AfD alle weiteren Wahlkampftermine in Bayern ab.

Mutmassliche Drohung gegen Co-Chefin Alice Weidel

Tino Chrupalla führt die AfD seit Juni 2022 gemeinsam mit Alice Weidel. Zuvor bildete der Sachse ab November 2019 zusammen mit Jörg Meuthen die Doppelspitze der Partei. Weidel hatte am Tag vor Chrupallas geplanter Rede in Ingolstadt einen Wahlkampfauftritt im bayrisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth abgesagt. Zehn Tage zuvor soll es eine Anschlagsdrohung gegen die Politikerin an ihrem Schweizer Wohnsitz im Kanton Schwyz gegeben haben.

«Frau Weidel und ihre Familie wurden von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten», hiess es von einem Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA).

Am Mittwochabend berichtete zunächst der «Spiegel», dass sich Weidel zur Zeit des geplanten Auftritts auf der spanischen Ferieninsel Mallorca befunden habe. Ihr Sprecher bestätigte diese Information. Am Freitag veröffentlichte die AfD eine Pressemitteilung, in der es heisst, die seelisch belastende Evakuierung von Weidels Familie habe Spuren bei ihren Kindern hinterlassen. Daher wären Weidel und ihre Familie auf die Baleareninsel gereist, um «Abstand von den Ereignissen zu gewinnen». Am Wochenende will Weidel bei einer Wahlkampfveranstaltung in Wiesbaden auftreten.

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