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Überfall in Frankreich: Zwei Polizisten bei Gefängnistransport getötet

In Frankreich entkommt ein verurteilter Drogenstraftäter aus einem Gefängnistransporter, zwei Polizisten sterben

Unbekannte haben in der Normandie einen Gefängnistransporter überfallen. Der Häftling, ein verurteilter Drogenkrimineller, floh mit den Angreifern. Hunderte Polizisten fahnden nach den Tätern.

Nelly Keusch, Paris 3 min
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Die französische Polizei sichert nach einem tödlichen Überfall auf einen Gefangenentransporter bei Incarville den Tatort.

Die französische Polizei sichert nach einem tödlichen Überfall auf einen Gefangenentransporter bei Incarville den Tatort.

Christophe Petit Tesson / EPA

Am Dienstagvormittag haben mehrere bewaffnete Männer an einer Mautstelle in der Normandie einen Gefängnistransporter angegriffen. Zwei Polizisten kamen dabei ums Leben, ein weiterer schwebt derzeit in Lebensgefahr. Der Häftling, der sich in dem Transporter befand, konnte fliehen. Laut dem französischen Justizminister Éric Dupond-Moretti handelt es sich um die ersten Tötungen im Strafvollzug seit 1992.

Der Angriff ereignete sich gegen 11 Uhr an der Mautstelle Incarville im nordfranzösischen Département Eure. Bei dem Gefangenen handelt es sich laut lokalen Medien um den 30-jährigen Mohamed A., Spitzname «la Mouche» (die Fliege).

Verurteilt wegen Drogendelikten und versuchten Mordes

A. soll aus Rouen stammen und bereits mehrfach strafrechtlich verurteilt worden sein, unter anderem wegen Drogenhandels und versuchten Mordes. Vergangene Woche wurde er wegen schweren Diebstahls zu 18 Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt, wie die Staatskanzlei mitteilte. Weiterhin ist er in Marseille wegen Entführung und Freiheitsberaubung mit Todesfolge angeklagt.

Erst vor kurzem ist A. in das Gefängnis im nordfranzösischen Evreux verlegt worden, von dem aus der Gefängnistransporter aufgebrochen war. Laut der Zeitung «Le Parisien» hatte er vor zwei Tagen versucht, die Gitterstäbe seiner Zelle zu durchsägen. Das Gefängnis hatte er am Dienstag verlassen, um in Rouen vor Gericht zu erscheinen.

Dem Straftäter gelang nun die Flucht, nachdem eine unbekannte Anzahl Männer den Gefängnistransporter mit zwei Fahrzeugen zum Stoppen gebracht und anschliessend das Feuer eröffnet hatte. In einem Video, das in den sozialen Netzwerken verbreitet wird, sind zwei schwarzgekleidete Männer zu sehen, die auf die Fahrzeuge schiessen.

Fahndung nach den Tätern läuft

Anschliessend flohen die Täter. Später wurde eines der Fluchtfahrzeuge laut Medienberichten ausgebrannt in der Gemeinde Vatterville entdeckt, ein weiteres ebenfalls ausgebrannt in der Nähe des Krankenhauses von Evreux. Ein Täter ist laut Polizeiangaben bei dem Angriff verletzt worden.

Der Innenminister Gérald Darmanin erklärte, es sei eine grossangelegte Fahndung eingeleitet worden. «Es werden alle Mittel eingesetzt, um diese Verbrecher zu finden. Auf meine Anweisung hin wurden mehrere hundert Polizisten und Gendarmen mobilisiert», schrieb er auf X.

Präsident Emmanuel Macron sprach in einer ersten Reaktion auf X von einem «Schock für alle». Er sprach den Angehörigen der Getöteten und den Verletzten sein Mitgefühl aus und versprach, dass alles getan werde, um die Täter zu finden.

Senatsausschuss kritisiert Drogenpolitik der Regierung

Dass der Drogenhandel für Frankreich zu einem immer grösseren Problem wird, geht auch aus einem Bericht des Senats hervor, der ebenfalls am Dienstag veröffentlicht wurde. Die zuständige Untersuchungskommission schreibt von einem «vom Drogenhandel überschwemmten Frankreich» mit einem «kriminellen Markt», dessen Umsatz am unteren Ende der Skala auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt werde.

Demnach weitet sich der Drogenhandel immer mehr auch auf Städte und Regionen aus, in denen er lange nicht vorkam. Die Folge sei die Schaffung eines parallelen Gesellschaftsmodells mit Aufgabenteilung und einem eigenen Arbeitsmarkt, das einzelne Bevölkerungsgruppen weiter vom gesellschaftlichen Leben entferne.

Der Senatsausschuss übt in dem Bericht auch Kritik am Drogenplan der französischen Regierung, der demnächst vorgelegt werden soll. Dieser reiche nicht aus, um das Problem zu bekämpfen. Stattdessen fordern die Senatoren unter anderem ein erweitertes Strafrechts-Arsenal in Anlehnung an das italienische Anti-Mafia-Gesetz sowie die Schaffung einer nationalen Anti-Drogen-Staatsanwaltschaft. Auch die Einziehung von Vermögen kriminellen Ursprungs soll erleichtert werden.

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