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Salafismus in der Oberpfalz: Ein Überblick | Onetz


Weiden in der Oberpfalz
19.06.2024 - 17:06 Uhr
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Salafismus in der Oberpfalz: Ein Überblick

Ifran Peci, Mehmet C. und Fathi K. - Es sind Fälle die zeigen, wie tief verwurzelt der Salafismus auch in der Oberpfalz ist. Von Al-Qaida-Propagandisten und einem Mann, der seinen Glauben mit dem Leben bezahlt. Ein Überblick.

Immer wieder war Salafismus in der Oberpfalz ein Thema. Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse.

Der Fall Ifran Peci

Irfan Peci war wohl der bekannteste Islamist Weidens. Er war der Deutschlandchef der „Globalen Islamischen Medienfront“, kurz GIMF, einer Propagandatruppe, die unter anderem für die Terrororganisation Al-Qaida Werbung machte. Im Jahr 2007 übernimmt Peci die Leitung der Propagandamaschinerie, tritt unter dem Namen „Muhammad Omar“ im Fernsehen auf und wird bundesweit bekannt. Seine islamistischen Aktivitäten bleiben auch den Behörden nicht verborgen: Ein schwer bewaffnetes Sonderkommando stürmt die elterliche Wohnung, sichert Beweise und nimmt Peci fest. Nach seinem Verhör zu den Verbindungen zu Al-Qaida kommt er wieder auf freien Fuß. Allerdings nicht lange: Im August 2008 verwüstet Peci mit zwei Kollegen einen Handyladen, verletzt den Besitzer dabei schwer und flieht. Für den Überfall wird er zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. In seiner Isolationshaft werben Verfassungsschützer den Ex-Islamisten an, er wechselt die Seiten und kommt unerwartet plötzlich auf Bewährung aus dem Gefängnis. Allerdings nur, bis er 2010 als V-Mann auffliegt und vorerst untertauchen muss. 2015 erscheint sein Buch „Der Dschihadist“, in dem er über seine islamistischen Jahre berichtet. Mittlerweile arbeitet Peci unter anderem als Islam-Experte für die AfD.

Mehmet C. aus Neustadt/WN stirbt im Dschihad

Der Neustädter Mehmet C. ist ein ehemaliger Vertrauter Pecis und stirbt 2014 als eine der Führungspersonen der Terrormiliz „Junud al-Sham“ (Soldaten Syriens) im „Heiligen Krieg“. Nicht nur über Peci kommt der begeisterte Fußballer Mehmet C. in Kontakt mit dem Salafismus: Sein Stiefvater ist einige Jahre lang der führende Kopf des Islamischen Zentrums in Weiden. Mehmet C., von seinen Weggefährten auch „Muhammed Turki“ genannt, radikalisiert sich zunehmend, überfällt laut Pecis Buch "Der Dschihadist" mit diesem zusammen US-Soldaten und übt im Wald für den Dschihad. 2014 stirbt C. in Syrien unter ungeklärten Umständen.

Zwei Islamisten aus Neustadt/WN vor Gericht

Im März 2018 stehen in München zwei Neustädter vor Gericht. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Vorbereiten einer schweren staatsgefährdenden Straftat sowie Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor. Auch hier geht es um die Terrormiliz „Junud al-Sham“, und auch Mehmet C. spielt wieder eine Rolle. Die beiden Angeklagten gehören zum näheren Umfeld des Islamischen Zentrums Weiden. Der 38-jährige Fathi K. und der 26-jährige Abdullah K. sollen als Teil einer fünfköpfigen Truppe im Oktober 2013 über Wien nach Griechenland und in die Türkei sowie von dort weiter nach Syrien gereist sein, um dort mit „Junud al-Sham“ zu kämpfen, heißt es damals in der Anklageschrift. Nach sechs Verhandlungstagen gesteht Fathi K., in Syrien Kleidung an Mehmet C. übergeben zu haben und in Weiden Werbung für „Junud al-Sham“ und C. gemacht zu haben („Wenn du nach Syrien willst, dann geh zu Mehmets Truppe“). Das Gericht verurteilt ihn zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis. Dem jüngeren Abdullah K. kann man zwar einen Aufenthalt in Syrien nachweisen, jedoch nicht sicher feststellen, was dieser dort gemacht hat. Somit kommt der 26-Jährige ohne Strafe davon. Was aus ihren drei Mitstreitern geworden ist, ist zum Teil nicht ganz klar. Der Dschihadist aus Neustadt, Mehmet C., ist tot, einer aus Weiden gilt als verschollen, und der Dritte soll in der Türkei leben.

Der umstrittene Imam aus Schwandorf

2014 wird einem Schwandorfer Imam vorgeworfen, salafistisches Gedankengut zu verbreiten, Spenden für den Dschihad zu sammeln sowie Kontakt zu nach Syrien ausgereisten Dschihadisten aus Weiden zu pflegen. Der damals 29-jährige Marokkaner Anas F. widerspricht den Vorwürfen, beteuert, sich immer gegen Reisen nach Syrien, um dort in den Glaubenskrieg zu ziehen, ausgesprochen zu haben. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft stammen bereits aus dem Jahr 2012: F. soll Kontakte zur als extrem geltenden Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş gepflegt haben und in einer Freitagspredigt zu Spenden für den Kampf in Somalia und Syrien aufgerufen haben. Deswegen soll der Imam ausgewiesen werden. In einem Eilverfahren untersagt das Verwaltungsgericht Bayreuth die Abschiebung des 29-jährigen Marokkaners in dessen Heimatland. Angeklagt wurde er in Bayreuth, da er bis 2014 an der Al-Taqwa-Moschee in Bayreuth tätig war.

Terrorverdacht gegen ehemaligen Weidener Torwart

Der Prediger Izzudin J. wird 2017 in München wegen der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland angeklagt. Einer der beiden Mitangeklagten ist in Weiden kein Unbekannter. Zehn Jahre vor dem Prozess war Emil K. Torwart bei der SpVgg Weiden und dem ASV Neumarkt. Ihm und seinen Komplizen wird vorgeworfen, zwischen 2013 und 2014 Fahrzeuge nach Syrien geliefert zu haben, um damit die Terrorgruppe „Junud al-Sham“ zu unterstützen. Zudem sollen die Männer mehrmals in das Kriegsgebiet gereist sein – um dort Kalaschnikows zu verteilen. Der Hauptangeklagte Izzudin J. wird zu drei Jahren Haft verurteilt, von denen er zwei in Deutschland absitzt, bevor er nach Bosnien abgeschoben wird. Die Mitangeklagten, darunter der Weidener Torwart, werden zu Bewährungsstrafen von zwei Jahren sowie von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt.

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