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Diskussion über Kasernen-Bezeichnungen: Woher hat die Ostmark-Kaserne ihren Namen?: "Unglücklicher Name" | Onetz


Weiden in der Oberpfalz
17.05.2017 - 16:14 Uhr

Diskussion über Kasernen-Bezeichnungen: Woher hat die Ostmark-Kaserne ihren Namen?: "Unglücklicher Name"

Die Namen von Bundeswehr-Kasernen sind mal wieder in der Diskussion. Die Weidener Ostmark-Kaserne ist zwar nicht direkt in der Schusslinie. Doch auch ihre Bezeichnung ist nicht ohne. Und hat eine kuriose Vorgeschichte.

Die Weidener Kaserne bekam ihren aktuellen Namen 1964. Sie ist benannt nach der "Bayerischen Ostmark", nicht jedem gefällt das. Bild: Schönberger

Da wäre zum Beispiel die Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf. Oder die Hindenburg-Kaserne in Munster. Beide soll es mit diesen Namen bald nicht mehr geben. Nach dem Skandal um rechtsextreme Soldaten kündigte Verteidigungsministern Ursula von der Leyen einige Veränderungen bei der Bundeswehr an. So sollen unter anderem Kasernen, die nach Personen mit Bezug zur NS-Zeit benannt sind, einen neuen Namen bekommen.

Auf die Weidener Kaserne trifft das zunächst nicht zu. Sie heißt wie ein Gebiet, die "Bayerische Ostmark". Obendrein hat sie ihren Namen nicht schon während der Nazi-Diktatur erhalten, sondern erst 1964. Alles in Ordnung also? Nicht unbedingt. Denn auch Ostmark-Kaserne "ist definitiv ein unglücklicher Name", wie Dr. Sebastian Schott sagt. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Stadtarchivs begründet das nicht zuletzt damit, dass der Begriff "Bayerische Ostmark" aus der völkischen Bewegung stammt (siehe Kasten). Ganz abgesehen davon, dass es die Nazis waren, die 1933 den gleichnamigen Gau schufen. Durch sie wurde die Ostmark erst offiziell.

Ob das alles reicht, um nun auch eine Diskussion über den Namen der Weidener Kaserne anzustoßen, ist indes offen. Zwar hat der Generalinspekteur angeordnet, "alle Liegenschaften der Bundeswehr mit Blick auf das praktizierte Traditionsverständnis in Bezug auf die Wehrmacht zu untersuchen", erklärt Sören Schmidtmann vom Weidener Artilleriebataillon 131. "Dieser Auftrag schließt selbstverständlich auch unsere Kaserne ein." Allerdings laufe die Untersuchung noch intern. Auch zu einer möglichen Überprüfung des Namens lasse sich noch nichts sagen. Ähnliches erklärt auch ein Sprecher des Verteidigungsministeriums: "Wir sind noch ganz am Anfang." Zu einzelnen Kasernen könne er sich ohnehin nicht äußern.

Kommune entscheidet mit

Grundsätzlich liegt die Initiative für die (Um-)Benennung einer Kaserne bei der dort stationierten Truppe. Sie muss sich auf einen Namensvorschlag einigen. Die endgültige Genehmigung erteilt das Ministerium. Zuvor ist auch die Kommune, in deren Gebiet sich die Kaserne befindet, zu beteiligen. Kurioserweise war das in Weiden einmal nicht der Fall.

Wie die Ostmark-Kaserne ihren Namen bekam, ist nicht genau bekannt. In den Archiven ist die Quellenlage dünn. Allerdings gibt es eine Geschichte, die nicht nur Schott kennt: Demnach hatte sich 1964 Besuch aus Weidens französischer Partnerstadt Issy-les-Moulineaux angekündigt. Die Weidener Kaserne war damals noch die "Metzer Kaserne". Der Name ist ein Relikt aus der Kaiserzeit, als die lothringische Stadt Metz nach dem deutsch-französischen Krieg dem Deutschen Reich zugefallen war. In der Folge waren auch bayerische Soldaten in Lothringen stationiert.

Rücksicht auf Issy

Offenbar machte sich 1964 jemand aus der Bundeswehr Sorgen, der Name könnte der Delegation aus Issy missfallen. Also bewirkte man beim Ministerium, sie in Ostmark-Kaserne umzutaufen. Diese Geschichte stützt ein Stadtratsprotokoll von 1964. Demnach kritisieren Oberbürgermeister und Räte die Umbenennung. Zumal die Delegation aus Issy erklärt habe, so eine Rücksichtnahme wäre gar nicht nötig gewesen. Dabei ging es den Stadtoberen offenbar weniger um den neuen Namen. Vielmehr monierten sie, dass sie das Ministerium im Vorfeld nicht informiert habe.

Laut einem Bericht der Wochenzeitung "Zeit" hätte die Weidener Kaserne zur Jahrtausendwende noch einmal einen neuen Namen bekommen können. Damals gab es Bestrebungen, sie nach dem Feldwebel Anton Schmid zu benennen. Der hatte im Krieg Hunderte Juden gerettet. Aber als das Ministerium mit der Idee bei der Führung in Weiden vorfühlte, blitzte es ab. )

Die "Bayerische Ostmark"

"Bayerische Ostmark" ist eine eingeführte Bezeichnung für die Oberpfalz, Niederbayern, und Oberfranken. Der Begriff ist etwas älter als die NS-Diktatur, hat aber auch so einen Anklang, den man heute als fragwürdig bezeichnen kann. "Mark" geht auf das althochdeutsche Wort für Grenze zurück. Im 19. Jahrhundert wurde Mark unter nationalistischen Vorzeichen als Begriff für wehrhafte Grenzregionen wie die preußischen Ostmarken wieder verwendet, wie Helmut W. Schaller in einem Aufsatz für das Historische Lexikon Bayern erklärt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam schließlich "Bayerische Ostmark" als Bezeichnung für das wirtschaftlich schwache Ostbayern auf, das man durch die neu gegründete Tschechoslowakei bedroht sah.

Wobei diese scheinbare Bedrohung nicht nur militärischer Natur war, sondern auch einen kulturellen Abwehrkampf auslöste, sagt Dr. Sebastian Schott vom Stadtarchiv. Der Ausdruck "Bayerische Ostmark", wie er ab 1919 verwendet wurde, komme aus der völkischen Bewegung und sei von Anfang an mit einem nationalistischen, feindseligen Unterton aufgeladen gewesen.

So ist es kaum ein Wunder, dass die Nazis dem Ganzen schließlich offiziellen Status verliehen. Der oberfränkische Gauleiter Hans Schemm setzte 1933 die Gründung des NS-Gaus "Bayerische Ostmark" durch. Hauptstadt wurde Bayreuth. Schemm und die Gauleitung bemühten sich in der Folge enorm, das "Ostmarkbewusstsein" in diesem künstlich geschaffenen Bezirk zu fördern: Es gab ein Ostmarklied, die Ostmarkstraße, die Passau mit Hof verbindet, wurde fertiggestellt, der Ostmarkverlag flankierte die Propaganda publizistisch. 1942 wurde der Gau, der wegen der NS-Eroberungspolitik nicht mehr im Grenzgebiet lag, in "Gau Bayreuth" umbenannt. Nach 1945 verschwand der Kunstbegriff weitgehend, aber nicht völlig, schreibt Schaller: So heißt die Stadthalle Roding bis heute Haus Ostmark. Außerdem ist die Bezeichnung Ostmarkstraße für die Bundesstraße 22 weiter gebräuchlich. (fku)

 
 

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