Mit seiner gigantischen Attacke auf der 19. Etappe hat Tadej Pogacar für eine Vorentscheidung bei der Tour de France gesorgt. Während des finalen Anstiegs übernahm Pogacar die Initiative und setzte sich entscheidend von seinen wichtigsten Konkurrenten Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel ab.
„Er bezahlt den Preis für den Krieg“
Unterstützt von seinem Teamkollegen Nils Politt, der maßgeblich zur Tempoarbeit beitrug, fing Pogacar dann auch noch den letzten Ausreißer Matteo Jorgenson (25) ab – ein Fahrer aus Vingegaards Visma-Team. Diese Szene hatte eine besondere Symbolkraft.
Jorgenson, der keinesfalls eine Bedrohung in der Gesamtwertung darstellte, wurde zwei Kilometer vor dem Ziel von Pogacar geschluckt, der ohne auch nur mit der Wimper zu zucken an ihm vorbeirauschte, wodurch er am Ende als Solist triumphieren konnte. Eine wahre Demonstration von Pogacars Können, der Giro-Sieger zeigte seine Fähigkeit zur Revanche.
Pogacars Rache an Visma
„Er (Jorgenson, Anm. d. Red.) bezahlt eigentlich den Preis für den Krieg im letzten Jahr“, meinte nun auch der frühere Sprinter Bernhard Eisel, der es „extrem schade“ für Jorgenson fand, bei Eurosport. Im Radsport „werden solche Sachen nicht so schnell vergessen und vergeben“, pflichtete ihm Tour-Legende Jens Voigt bei.
Doch was meinen die Ex-Profis?
Bei der vorherigen Ausgabe der Tour im Jahr 2023 hatte das Visma-Team - vor allem aus der Ebene der Verantwortlichen - immer wieder gegen Pogacar und dessen UAE-Team gestichelt.
Das scheint der Slowene, Toursieger von 2020 und 2021, nicht vergessen zu haben. „Dafür will er sich ein bisschen revanchieren“, betonte Eisel.
Während Pogacar im Ziel gefeiert wurde, ging Jorgenson - der im vergangenen Jahr im Übrigen noch nicht für Visma aktiv gewesen war - leer aus.
Und der ebenso erschöpfte Vingegaard fand Trost bei seiner Frau. Er räumte ein, dass der Sieg wohl vergeben sei, und konzentriert sich nun darauf, den zweiten Platz vor Evenepoel (+7:01) zu verteidigen.
Der 25-jährige Pogacar steht dagegen vor einem historischen Triumph: Er könnte als erster Profi seit Marco Pantani 1998 gleichzeitig den Giro- und den Toursieg in einer Saison schaffen. Dass er dabei alte Rechnungen begleicht, ist ein netter Nebeneffekt.