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FAB-1500 – so zerstört Putins Hammerbombe die ukrainischen Stellungen | STERN.de
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FAB-1500 Schwer wie ein Mittelklasse-Pkw – Putins Gleitbomben verändern den Krieg in der Ukraine

Ukraine-Krieg: Russlands Gleitbomben "lösen Horror bei Kiews Truppen aus"
Sehen Sie im Video: Russlands Gleitbomben "lösen Horror bei Kiews Truppen aus"
Videoquelle: ntv.de

Russland baut einfache Bomben aus dem Kalten Krieg zu Präzisionswaffen um. Diese Gleitbomben haben die Schlacht um Awdijiwka entschieden, nun setzt Putin eine noch stärkere Variante ein. Die schwere FAB-1500 ebnet ukrainische Befestigungen ein.
 

Im Westen wird gern über den nächsten Gamechanger diskutiert. Zuerst über die Panzerhaubitze 2000, dann über den Kampfpanzer Leopard 2, die Storm Shadow und nun über den Taurus. Auffällig ist, wie schnell sich der Schleier des Vergessens über die angeblichen "Wunderwaffen" legt, sobald sie dem Alltag des Krieges gegenüberstehen. Fast unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit verändert eine Waffe tatsächlich nachhaltig das Geschehen auf dem Gefechtsfeld: Putins Gleitbombe. Sie sind nicht besser oder wirksamer als eine Cruise Missile vom Typ Storm Shadow, doch sie bringen etwas mit, was den Westwaffen immer fehlt. Die Gleitbomben werden in großer Anzahl eingesetzt. Derzeit sollen es etwa 100 Einsätze am Tag sein. Das wären 3000 im Monat. Im August 2023 waren es noch 800.

Aus dummen Bomben werden Präzisionswaffen

Die meisten Gleitbomben sind umgerüstete "dumme" Freifallbomben. Sie bekommen Stummelflügel und ein einfaches Navigationssystem verpasst und werden unter einem Jet montiert. Der klinkt sie weit entfernt von der Front aus, daraufhin gleitet die Bombe ins Ziel und trifft präzise. Begonnen hat der Einsatz der Gleitbomben schon in der Schlacht um Bachmut und seitdem wurde er immer intensiver. Nach Bomben von 250 und 500 Kilogramm Gewicht, werden nun auch solche mit 1500 Kilogramm umgerüstet.

Diese Waffen verändern die Kriegsführung in der Ukraine fundamental. In der Kiewer Sommeroffensive zeigte sich, dass eine tief gestaffelte, befestigte Verteidigungsanlage nicht oder nur unter großen Opfern eingenommen werden kann. Die Ukrainer konnten Gräben, Bunker und betonierte Feuerpositionen nicht ausschalten, bevor sie angriffen. Dieses Dilemma kannte man seit dem Ersten Weltkrieg, gräbt man nur tief genug, kann auch schwere Artillerie einen Bunker kaum zerstören.

Anders sieht es mit den Gleitbomben aus, sie zertrümmern die Positionen der ukrainischen Verteidiger. In Bachmut verwandelten die Ukrainer die Hochhäuser in Festungen, die das Gelände ringsum beherrschten. Gleitbomben machten diese Strategie zunichte. Die mehrstöckigen Häuser brachen unter den Treffern zusammen und begruben die Verteidiger unter dem Schutt.

Die FAB-1500 hinterlässt nur eine Grube

Seit einigen Wochen ist nun die FAB-1500 im Einsatz, die Bombe wiegt 1,5 Tonnen, davon entfällt in etwa die Hälfte auf den Sprengstoff, der Rest auf den Mantel aus Eisen. Die Detonation der FAB-1500 ist so groß, dass auch gut befestigte Stellungen oder Fabrikgebäude ihr nicht standhalten. Zum Vergleich: Der Gefechtskopf, den eine 155-Millimeter-Haubitze verschießt, wiegt etwa 20 Kilogramm, die Bombe ist 75-mal so schwer.

Beim Fall von Awdijiwka wurden in wenigen Tagen Hunderte von Gleitbomben eingesetzt, durch sie erlitten die Ukrainer schwere Einbußen und verloren ihre Befestigungen. Die Bomben verändern damit den Stellungskrieg in der Ukraine. Befestigungen, die zuvor sicheren Schutz geboten haben, werden zu Todesfallen, wenn sie eine 1500 Kilogramm schwere Bombe trifft.

Die FAB-1500 ist die Hölle

Maksym Zhorin, von der 3. Sturmbrigade der Ukraine, beschrieb auf Telegram, wie jeden Tag 60 bis 80 der Gleitbomben in sein Gebiet einschlugen. "Diese Bomben zerstören jede Stellung völlig. Alle Gebäude und Strukturen verwandeln sich einfach in eine Grube, sobald eine einschlägt." Ein Soldat der 46. Separaten Luftlandebrigade der Ukraine sagte zu CNN: "Früher wurden wir nur mit Artillerie beschossen. Jetzt gehen die Russen aggressiver vor und haben begonnen, Luftstreitkräfte einzusetzen, insbesondere die FAB-1500. Warum nehmen sie die FAB-1500? Der dadurch verursachte Schaden ist sehr schwerwiegend. Wenn sie überleben, ist eine Prellung garantiert." Damit meint der Soldat nicht einen simplen Bluterguss. Der Luftdruck der Explosion quetscht Lunge und Gehirn zusammen und hinterlässt schwere Schäden. "Das setzt die Moral der Soldaten unter Druck. Nicht alle unserer Jungs können dem standhalten. Zwar sind sie inzwischen mehr oder weniger an die FAB-500 gewöhnt, aber die FAB-1500 ist die Hölle."

In den letzten Wochen gelang es Kiew nach eigenen Angaben, mehrere russische Jets abzuschießen, die die Bomben etwa 20 Kilometer vor der Front ausklinken. Die Reichweite soll nach Angaben pro-russischer Blogger bei 70 Kilometern liegen, westliche Experten gehen eher von 40 aus. Die Jets müssen kurz aufsteigen, weil die Gleitbomben eine große Höhe benötigen. Doch für diesen Erfolg musste Kiew wahrscheinlich die wertvollen Patriot-Systeme nahe an die Front bringen, wo sie wiederum von den Russen ausgeschaltet wurden. Derzeit richtet sich die Hoffnung auf die Lieferung der F-16-Kampfflugzeuge, die die russischen Träger-Jets abfangen könnten. Doch die "New York Times" berichtete, dass die ersten Jets erst im Juli zum Einsatz kommen würden und dann auch nur sechs Stück von den ursprünglich 45 zugesagten.

Quantität und Qualität 

Putins Gleitbomben besitzen nicht die Präzision und Reichweite von Storm Shadow oder Taurus, dafür sind die Bomben in fast unbegrenzter Anzahl vorhanden. Die JSC Tactical Missiles Corporation baut die notwendigen Gleitsätze in einem Werk in der Region Moskau im "24 Stunden/7 Tage"-Schichtbetrieb. Der Gleiter und die Steuerung sind einfach aufgebaut, ihre Produktion dürfte sich weiter steigern. Hier trifft der berühmte Satz Stalins zu: "Quantität ist eine eigene Qualität." Zugleich arbeitet Moskau an einer Verbesserung der Gleitbomben. Zu den Stummelflügeln soll ein einfaches Triebwerk kommen. Schon mit einer simplen Booster-Rakete, die die Bombe ein wenig anschiebt, würde man die Reichweite der Bomben massiv erhöhen, sodass sie auch Ziele im ukrainischen Hinterland erreichen.

 Quellen: NYT. Washington Post, CNN

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