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Ukraine-Milliarden schmelzen dahin wegen steigender Preise für Waffen | STERN.de
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Krieg in der Ukraine Wegen steigender Preise für Waffen schmelzen Ukraine-Milliarden dahin

Eine Haubitze feuert in der Ukraine auf russische Stellungen
Die Preise für Waffen und Munition – nicht nur für die Ukraine – steigen rasant an
© Getty Images
Der G7-Gipfel und die Friedenskonferenz in der Schweiz brachten gewaltige Hilfspakete für die Ukraine auf den Weg. Doch die großen Summen werden ganz klein, wenn man auf die Preise für Kriegsgerät schaut, sagt Einkäufer Volodymyr Pikuzo. Die Preise für Munition haben sich seit Kriegsbeginn verfünffacht.

Bei Rüstungsgütern herrscht eine Hyperinflation, wird sie nicht gestoppt, frisst sie jede Aufstockung der Ukraine-Hilfen auf. Problem Nummer 1: Nicht allein Kiew will im Westen Waffen und Munition kaufen. Alle Geber-Länder wollen die Vorräte, die sie in die Ukraine geschickt haben, möglichst schnell wieder aufstocken. Und dazu wollen sie mehr von allem. Die Kämpfe zeigen, wie hoch der Verbrauch an Fernwaffen und Munition und wie schnell Großsysteme ausgeschaltet werden. Die kleinen Vorräte der Zeit vor 2022 reichten in vielen Ländern nur für drei Tage intensiver Kämpfe. Also wird bestellt. Diese Bestellungen treten in Konkurrenz zu den Ordern aus Kiew, die Preise steigen. Und auch wenn die Produktionskapazitäten aufgestockt werden, wird die Nachfrage die Produktion übersteigen

Um das Blatt im Krieg zu wenden, müsse die Ukraine "drei- oder viermal" so viel ausgeben wie Chinas 200 Milliarden Dollar Verteidigungshaushalt, sagte Volodymyr Pikuzo, der "London Times". Pikuzo hat nach Putins Invasion eine Beschaffungsagentur für Verteidigung gegründet, die schneller arbeiten soll als die staatlichen Beschaffungsbehörden.

Das jetzige Budget der Ukraine "reicht nicht einmal aus, um 20 Prozent unseres tatsächlichen Bedarfs auf dem Schlachtfeld zu decken", so Pikuzo.

Ukraine kauft alte Bestände auf

Pikuzos Agentur versucht weltweit, Waffenbestände nach Sowjet-Standard aufzukaufen. Die Neuproduktion dieser Munition in Europa sei schwierig. "Die Kompetenz zur Herstellung von Munition ist in den Nato-Ländern praktisch verloren gegangen." Versuche der Ukraine, westliche Rüstungsfirmen zu überreden, neue Produktionslinien aufzumachen, seien gescheitert. Die Firmen schrecken vor den hohen Investitionskosten zurück. Sie fürchten zurecht, dass die Nachfrage bei einem Ende der Kampfhandlungen wieder zurück geht. Und sie ziehen es vor, wenn westliche Regierungen bei ihnen bestellen, und vermeiden Direktaufträge aus Kiew.

Also wandte sich Pikuzo der zwielichtigen Welt der internationalen Waffenhändler zu. Eine Welt, in der Korruption und das Umgehen von nationalen Gesetzen die Regel ist. Waffenhändler sind aber schwierige Verbündete, sie wissen, dass sie "den Jackpot geknackt haben und nutzen den Krieg aus, um die Waffenpreise in die Höhe zu treiben", so die "Times". Das Blatt erhielt eine detaillierte Liste mit den Preisbewegungen.

Munitionspreise haben sich verfünffacht

Und das sieht so aus: Im Ukrainekrieg spielen Raketenwerfer eine große Rolle. Eine Rakete für den 122-mm-Gradwerfer kostete vor dem Krieg 900 US-Dollar. Derzeit zahlt Kiew 4700. Für neue Verträge werden schon 6000 US-Dollar verlangt. Vergleichbare Steigerungen finden sich bei allen Munitionsarten. Für Panzermunition im Kaliber von 125-Millimetern werden jetzt 7420 Dollar verlangt, vor dem Kriege lag der Preis bei 1200 Dollar. Anbieter und Waffenhändler sind gierig. Sie gehen davon aus, dass die Preise weiter steigen und halten ihre Angebote daher zurück.

Russland als Konkurrent zur Ukraine 

Und es gibt einen zweiten Interessenten: Auch Russland kauft Waffen und Munition im grauen Markt auf. Für den Eigenbedarf, aber auch nur, um der Ukraine diese Vorräte zu entziehen. So sollen die Russen auch Artillerie-Munition im Nato-Kaliber aufkaufen, obwohl sie keine Geschütze dafür besitzen. "Russland ist beim Kauf solcher Waffen viel effizienter", sagte Pikuzo. "In Russland gibt es viel mehr Geld für solche Käufe, Russland hat ein viel umfangreicheres System einflussreicher Agenten."

"Das Hauptziel eines jeden Unternehmens ist es, den größtmöglichen Gewinn zu erwirtschaften", so Pikuzo. "Produktion ist ein Geschäft, Vermittlungsdienste sind ein Geschäft, der Verkauf von Informationen ist ein Geschäft, der Verkauf von Kontakten ist ein Geschäft."

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