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Baltimore: Diese Folgen hat der Brückeneinsturz für die Wirtschaft | STERN.de
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Baltimore Was die Brücken-Kollision für die Weltwirtschaft bedeutet

In Baltimore ist ein Containerschiff unter einer eingestürzten Stahlbrücke eingeklemmt
Bis der Hafen von Baltimore nach dem Brückeneinsturz zum Normalbetrieb zurückkehrt, werden Monate vergehen – wenn nicht Jahre
© David Adams/U.S. Army Corps / SWNS / Action Press
Im Hafen von Baltimore ist nach dem Brückeneinsturz für Monate kein normaler Betrieb möglich. Das hat vor allem Folgen für die Ostküste der USA, aber auch für Autobauer aus aller Welt.

Der Einsturz der Autobrücke in Baltimore hat nach Angaben von US-Verkehrsminister Pete Buttigieg auch wirtschaftliche Folgen. Man stelle sich wegen der Bedeutung des dahinter liegenden Hafens schon jetzt auf Lieferkettenprobleme ein, "von denen wir wissen, dass sie kommen werden", sagte Buttigieg am Dienstagnachmittag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz vor Ort. Diese beträfen dann nicht nur die Region um Baltimore, "sondern die gesamte US-Wirtschaft". 

Die zuständige Hafenbehörde hatte den Schiffsverkehr nach dem Vorfall bis auf Weiteres ausgesetzt. Der Hauptteil des Hafens liegt nach Angaben Buttigiegs hinter der eingestürzten Brücke. Allein die Bergung der Brückenteile werde Monate dauern, sagte Ingenieur und Statiker Matthew Roblez dem Sender CNN in der Nacht zu Mittwoch (Ortszeit). Für den Wiederaufbau veranschlagte er etwa zwei Jahre. 

Um den Hafenbetrieb wieder aufzunehmen, würde allerdings eine von Brückentrümmern befreite Fahrrinne für Containerschiffe ausreichen. Trotzdem ist der Hafen von Baltimore wohl Monate nicht in vollem Umfang zu nutzen – zumal die von 30.000 Fahrzeugen täglich genutzte und nun zerstörte Brücke wichtig für die Anlieferung und den Abtransport der Waren war.

Hafen von Baltimore wichtig für die USA

Nach Angaben von US-Präsident Joe Biden handelt es sich beim Hafen von Baltimore um eine der wichtigsten maritimen Anlaufstellen der USA – insbesondere für den Import und Export von Autos und Kleinlastern. Demnach werden rund 850.000 Fahrzeuge pro Jahr über den Hafen von Baltimore verschifft. Rund 15.000 Arbeitsplätze hängen davon ab. Besonders die Folgen für die mehr als 2000 Beschäftigten des Hafens von Baltimore, die Frachtschiffe be- und entladen, könnten allerdings erheblich sein, sollte die Schließung länger als ein paar Tage andauern, sagte Logistikexperte Scott Cowan. Die Hafenarbeiter seien Tagelöhner.

Nicht nur General Motors, Nissan, Toyota, Volvo und Tesla nutzen den Hafen von Baltimore für den Umschlag ihrer Autos. Auch deutsche Autobauer entladen in diesem Hafen. Volkswagen erwartet nach eigenen Angaben Verzögerungen bei den Auslieferungen, jedoch keine größeren Auswirkungen. Auch BMW erklärte in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters, der verwendete Terminal liege vor der Brücke und sei daher weiter zugänglich. Das von Mercedes genutzte Terminal liegt dagegen hinter der Brücke. Eine Konzernsprecherin teilte auf Anfrage der "Wirtschaftswoche" mit, dass das Stuttgarter Unternehmen nun mit seinen Logistikpartnern prüfe, seine Lieferwege in die USA anzupassen. Ins Detail wollte sie allerdings nicht gehen.

USA exportieren Kohle über Baltimore

In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 war Baltimore nach Norfolk, US-Bundesstaat Virginia, der zweitgrößte Hafen für US-Kohleexporte. Baltimore exportierte etwa 20,3 Millionen Tonnen Kohle, gegenüber 14,3 Millionen Tonnen im gleichen Zeitraum des Jahres 2022. Über diesen Hafen exportieren die USA auch kleinere Mengen an Metallen und Mineralien.

Im "Maryland Manual On-line" heißt es zum Hafen von Baltimore: "Im Jahr 2022 exportierte der Hafen 1000 Tonnen Flugzeuge und Flugzeugteile im Wert von 890 Millionen Dollar. Ebenfalls im Jahr 2022 importierte der Hafen eine Rekordmenge von 793.695 Tonnen Papier und schlug über 41.000 Tonnen Bücher im Wert von 124,5 Millionen Dollar um. Im selben Jahr schlug der Hafen 24.900 Tonnen Schokolade im Wert von über 114 Millionen Dollar um, ebenso wie Eis im Wert von 59,4 Millionen Dollar."

Störung von Lieferketten weltweit

"Baltimore gehört zwar nicht zu den größten Häfen an der US-Ostküste, importiert und exportiert aber jedes Jahr mehr als eine Million Container, so dass es zu erheblichen Störungen der Lieferketten kommen kann", sagte Emily Stausbøll, Marktanalystin beim norwegischen Schifffahrtsanalyseunternehmen Xeneta, dem Sender "CNN".

"Der Handel mit Deutschland dürfte von Umleitungen betroffen sein", sagte Commerzbank-Handelsexperte Vincent Stamer am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters angesichts der erwarteten Störungen im Handel der Metropolregion Washington. "Denn der Hafen von Baltimore hat sich auf das Löschen von Pkw spezialisiert." Vermutlich müssten die entsprechenden Schiffe nach New York und Florida umgeleitet werden, was zu Verzögerungen führen könnte.

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Satellitenbild zeigt Unfallstelle von Baltimore – Gouverneur lobt Crew als "Helden"

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Milliardenschaden für Versicherungen

Hinzu kommt der absehbaren Milliardenschaden durch den Einsturz der Brücke: Den werden sich nach Einschätzung von Experten viele große Versicherer teilen. Rund 80 Versicherer und Rückversicherer stünden mit insgesamt drei Milliarden Dollar bei den Versicherungspools Britannia P&I Club und International Group of P&I Clubs im Feuer, schrieb Analyst Brandan Holmes von Moody's Ratings am Mittwoch. Die Pools hätten das Schiff versichert, das die Brücke beim Auslaufen aus dem Hafen gerammt und zum Einsturz gebracht hatte. "Die Schadenersatzforderung wird zwar hoch ausfallen, wird aber für einzelne Versicherer und Rückversicherer nicht signifikant sein, weil sie sich auf so viele verteilt."

Allein der Wiederaufbau der Francis-Scott-Brücke werde 1,2 Milliarden Dollar kosten, schätzt Loretta Worters vom Insurance Information Institute laut einem Bericht der Ratingagentur S&P Global. Dafür werde wohl der Eigentümer des Schiffs - der 300 Meter langen, neun Jahre alten "Dali" - haftbar gemacht werden.

Quellen: DPA, Reuters, "CNN", "Wirtschaftswoche", msa.maryland.gov zum Warenumschlag, Reuters zum Im- und Exporten via Baltimore, U.S. Energy Information Administration.

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