Von B. N. Gavrilovic

Als ich dieser Tage Damjan Weltscheff besuchte, erinnerte ich mich an unser erstes Zusammentreffen. Das war vor 25 Jahren in Sofia, unmittelbar nach dem furchtbaren Attentat auf die Kathedrale Sveta Nedelja. Dieses Attentat war der erste Gruß Moskaus an Bulgarien.

Die Kommunisten, die damals im Vergleich zu den anderen Parteien zwar noch schwach, aber infolge einer langdauernden innerpolitischen Krise selbstbewußt waren, hatten den Plan gefaßt, die führende Schicht von Politikern und Generalen mit einem Schlage zu beseitigen, um so selbst an die Macht zu gelangen. Zu diesem Zweck beschlossen sie, eine besonders angesehene Persönlichkeit zu ermorden –: beim Staatsbegräbnis würde dann die Regierung mit dem König an der Spitze und die Generalität in der Kathedrale versammelt sein. In diesem Augenblick sollte das Gotteshaus in die Luft gesprengt werden, und in der allgemeinen Verwirrung und Panik wollten die Kommunisten den Staatsstreich wagen. Als Opfer wählten sie den früheren General Kosta Georgijeff aus, den Chef der Regierungspartei und Parlamentsabgeordneten. Er wurde programmgemäß am 14. April 1925 erschossen, als er seine Wohnung verließ. Schon vorher hatten die kommunistischen Verschwörer eine Höllenmaschine, die große Mengen Dynamit enthielt, in die Kathedrale Sveta Nedelja gebracht und in jener größten Kuppel der Kirche eingebaut, unter der sich gewöhnlich bei feierlichen Anlässen die Vertreter der Regierung und andere hochgestellte Persönlichkeiten befanden. Jetzt handelte es sich nur noch darum, den genauen Zeitpunkt der Totenfeier zu erkunden und die Höllenmaschine danach einzustellen. Das machte keine Schwierigkeiten, denn niemandem wäre es eingefallen, den Meßner der Kathedrale, Abadschijeff, zu verdächtigen: er war der Haupttäter, der für den Einbau wie für die Zeiteinteilung der Höllenmaschine sorgte.