Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat neue Plagiatsvorwürfe der Internetplattform GuttenPlag gegen sich zurückgewiesen. Er räumte zwar ein, für einen Aufsatz von 2004 fremde Quellen genutzt zu haben – es habe sich aber nicht um eine wissenschaftliche Leistung, sondern um ein außenpolitisches Papier gehandelt, sagte Guttenberg der Welt am Sonntag. "Und selbstverständlich wurden hierbei bestehende, fremde Quellen genutzt, da ja lediglich die politische Meinung unterfüttert werden sollte."

Der Text habe niemals den Anspruch gehabt, eine eigenständige wissenschaftliche Leistung oder besonders innovativ zu sein, sondern sei lediglich als Argumentationshilfe für die CSU-Landesgruppe entworfen worden. Würde man die Maßgaben von GuttenPlag nutzen, ließen sich wahrscheinlich tausende Stellen in politischen Papieren, Reden und Vorträgen als Plagiate bezeichnen, sagte er.

Die Aktivisten von GuttenPlag werfen Guttenberg dagegen vor, der Aufsatz spiegele das "Bauprinzip der Doktorarbeit" wider und sei ähnlich fehlerhaft. Auf 13 der 23 Seiten seien bereits Passagen aus Zeitungsartikeln, EU-Papieren und Bundestagsdokumenten gefunden worden, sagten sie.  Der Aufsatz war damals in der Zeitschrift aktuelle analysen der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung erschienen und in Auszügen auch in der Welt. Die GuttenPlag-Aktivisten halten damit auch die Erklärung Guttenbergs für gelogen, er habe bei seiner Dissertation schlicht den Überblick verloren, aber nicht vorsätzlich getäuscht.

Bei CSU stößt Interviewbuch auf wenig Begeisterung

Guttenberg hatte sich in einem Interview mit Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo erstmals nach seinem Rücktritt am 1. März wieder öffentlich geäußert. Das ausführliche Gespräch erschien in Form des Interview-Buchs "Vorerst gescheitert". Bereits drei Tage nach dem Verkaufsstart waren die 80.000 Exemplare der Erstauflage vergriffen. In der CSU stieß das Buch auf wenig Begeisterung: Guttenberg spricht seiner Partei darin den Rang der Volkspartei ab und hält sich eine Rückkehr in die Politik offen.

Zeit-Chefredakteur di Lorenzo reagierte unterdessen auf die Kritik an seinem Interview: Im Gespräch mit dem Spiegel schloss er nicht aus, seine Einnahmen aus der Veröffentlichung zu spenden. Er werde das in Ruhe mit seinen Kollegen bei der Zeit besprechen.

Nach Ansicht von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ist ein Comeback des einstmaligen Hoffnungsträgers damit schwieriger geworden. "Ich fürchte, dass Karl-Theodor mit seinem Interviewbuch Wunden geschlagen hat, die so schnell nicht verheilen werden", sagte er. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) fügte hinzu: "Wir sollten Karl-Theodor zu Guttenberg und seine momentanen Aktivitäten nicht so wichtig nehmen."