Die AfD sitzt im Bundestag, mit 92 Abgeordneten. Die Parteivorsitzende Frauke Petry kündigte am Montag nach der Bundestagswahl an, nicht Mitglied der Fraktion werden zu wollen. Am 4. Oktober erklärte zudem der nordrhein-westfälische Abgeordnete Mario Mieruch seinen Rückzug. Beide begründeten ihre Entscheidung mit der mangelnden Abgrenzung der Partei zu extrem rechten Positionen und Funktionären.
Am heutigen Dienstag kommt der neu gewählte Bundestag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Mit der AfD ist zum ersten Mal seit den Fünfzigerjahren eine Partei im Parlament vertreten, die sich inhaltlich deutlich rechts der CSU positioniert, die sich nationalistisch, homophob und fremdenfeindlich äußert. Doch wie viel Extremismus sitzt ab heute im Bundestag? Redakteure von ZEIT ONLINE und DIE ZEIT sind den politischen Vorhaben und Netzwerken dieser Politiker nachgegangen, haben Wahlkampfveranstaltungen besucht, Facebook-Profile und interne Dokumente ausgewertet, sich an der AfD-Basis umgehört und mit Sicherheitsbehörden gesprochen.
Mehrere Flügel streiten um den Einfluss. Seit Petrys Abgang fehlt den vergleichsweise gemäßigten Abgeordneten in der Fraktion die Führungsfigur. Das stärkt die radikalere Gruppe um die beiden nationalkonservativen Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland. Diesem Flügel lassen sich mindestens 30 Abgeordnete zurechnen.
Richtungsstreit erwartet
Weitere 13 Parlamentarier vertreten Positionen, die noch weiter am rechten Rand stehen. Sie hatten
in der Vergangenheit Kontakte zu Parteien wie Die Freiheit, zu rechten
Burschenschaften, zu der vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären
Bewegung, oder tätigten rechtsextreme Äußerungen.
Eine dritte Gruppe bilden jene 16 Mandatsträger, die im Vergleich mit ihren Mitstreitern gemäßigt wirken.
Prominenteste Vertreterin war bislang Frauke Petry.
Welchen Einfluss werden die nationalistischen und die gemäßigteren Kräfte in der künftigen Bundestagsfraktion haben? Das ist offen. Denn 33 der Abgeordneten lassen sich bislang keinem Flügel klar zuordnen. Die meisten sind der Öffentlichkeit fast unbekannt. Es wird spannend, für welche Richtung sie sich entscheiden. Schon heute ist absehbar, dass es zwischen dem nationalkonservativ-ultrarechten Lager und den gemäßigteren Abgeordneten zu Auseinandersetzungen kommen wird.
Die Bundestagsabgeordneten der AfD
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Alice Weidel: 38 Jahre, Überlingen
- Beruf: Unternehmensberaterin
- Funktion in der AfD: Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl, seit 2015 im Bundesvorstand
Das politische Profil Weidels ist schwer auszumachen. Als der moderate Parteigründer Bernd Lucke in der AfD an Zustimmung verlor, sicherte sie ihm ihre Unterstützung zu. Kurz darauf wechselte sie jedoch ins Lager von dessen konservativer Konkurrentin Frauke Petry, die Lucke stürzte. Heute sagt Weidel, sie würde mit dem Rechtsaußen Björn Höcke Wahlkampf machen – und treibt gleichzeitig das Ausschlussverfahren gegen ihn voran. Ihre eigene Biografie ist ähnlich widersprüchlich. Als Gesicht einer Partei, die für die klassische Familie mit mindestens drei Kindern wirbt, erzieht Weidel als lesbische Frau mit ihrer Partnerin zwei Kinder.
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Lothar Maier: 73 Jahre, Stuttgart
- Beruf: Professor für Verbraucherpolitik
- Funktion in der AfD: früher Co-Sprecher des Landesverbands in Baden-Württemberg
Er könne gut mit Spitzenkandidatin Alice Weidel, habe aber auch mit Alexander Gauland kein Problem, sagte Maier vor der Wahl im Gespräch mit der ZEIT. Überhaupt wolle er sich nicht auf eines der Lager festlegen. "Nichts ist schlechter für unsere parlamentarische Arbeit, als dauernd Streit zu haben." Politisch sieht Maier sich zwar der "altliberalen Tradition hier bei uns in Baden-Württemberg" verpflichtet. Trotzdem: Einen Parteiausschluss Björn Höckes will er vermeiden.
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Marc Jongen: 49 Jahre, Karlsruhe
- Beruf: Wissenschaftler Mitarbeiter für Philosophie
- Funktion in der AfD: Co-Sprecher des AfD-Landesverbands in Baden-Württemberg
Im vergangenen Jahr hing über dem Eingang der Karlsruher Hochschule für Gestaltung ein Transparent: "AfD und Kargida not welcome". Studenten protestierten so gegen ihren Dozenten. Jongen gilt als einer der intellektuellen Köpfe seiner Partei, er soll das Bildungsbürgertum ansprechen. Als Mitglied der Programmkommission hat er an dem stark islamkritischen Wahlprogramm mitgeschrieben.
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Markus Frohnmaier: 26 Jahre, Weil der Stadt
- Beruf: Jura-Student und Sprecher von Co-Spitzenkandidatin Alice Weidel
- Funktion in der AfD: Co-Vorsitzender der Jungen Alternative, ehemals Sprecher von Frauke Petry, Erstunterzeichner der Erfurter Resolution
Wohl kaum jemand in der AfD hegt eine so große Faszination für Osteuropa wie Markus Frohnmaier. Regelmäßig reist er nach Moskau und Belgrad und tritt dort unter anderem auf Einladung nationalistischer Parteien und Thinktanks auf. Gemeinsam mit dem ultrarechten Publizisten Manuel Ochsenreiter hat er das "Deutsche Zentrum für Eurasische Studien" gegründet, einen Verein, der Wahlbeobachter-Missionen in russlandnahe Regionen wie die Ostukraine organisiert. In seiner Jugend soll Frohnmaier offenbar im Kontakt mit Mitgliedern der German Defence League gestanden haben, einer islamfeindlichen Organisation, die vom Verfassungsschutz überwacht wird.
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Thomas Seitz: 49 Jahre, Lahr/Schwarzwald
- Beruf: Staatsanwalt
- Funktion in der AfD: keine
Eigentlich ist ein Staatsanwalt qua Amt zur politischen Zurückhaltung verpflichtet. Wer wie Thomas Seitz auf Facebook gegen die "erbärmlichen Systemlinge in den Altparteien" hetzt und die Politik der Bundeskanzlerin den "Auftakt zur Vernichtung des Deutschen Volkes" nennt, darf sich also nicht wundern, wenn gegen ihn ein Disziplinarverfahren eingeleitet wird – so geschehen im Sommer 2016. Auch hatte sich eine Gruppe von 23 Rechtsanwälten über Seitz beschwert: Wegen seiner abfälligen Kommentare über den Islam müssten Mandanten mit Migrationshintergrund befürchten, dass Seitz ihnen "nicht unvoreingenommen entgegentritt".
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Jürgen Braun: 55 Jahre, Kirchberg an der Murr
- Beruf: Kommunikationsberater
- Funktion in der AfD: keine
Eine Lokalzeitung hat Braun und seinen Kreisverband einmal "die Normalos von der Rems-Murr-AfD" genannt. Noch 2015 hatte Braun versucht, gegenüber einer Lokalzeitung die Äußerungen einer Parteikollegin zu relativieren, die gesagt hatte, dass Parteien wie die Grünen mit ihrer Politik einen "schleichenden Genozid" herbeiführten. Inzwischen aber hat sich sein Ton verschärft: "Bereits das wahnwitzige und weiterhin ungebremste Euro-Chaos und die verkorkste Energiewende können unser Land ruinieren. Hinzu kommt eben die massenhafte Migration."
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Martin Hess: 46 Jahre, Bietigheim-Bissingen
- Beruf: Polizist
- Funktion in der AfD: stellvertretender Landessprecher in Baden-Württemberg
Als Mann der Praxis vertritt der Polizeibeamte Martin Hess das Thema Law and Order. Er fordert, dass Kinder künftig anstatt mit 14 Jahren schon von einem Alter von zwölf Jahren an strafmündig sein sollen. Er will auch, dass die deutschen Außengrenzen stärker kontrolliert und abgelehnte Asylbewerber konsequenter abgeschoben werden.
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Volker Münz: 53 Jahre, Uhingen
- Beruf: Bankangestellter
- Funktion in der AfD: keine
Gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, für die Förderung der klassischen Familienkonstellation und für ein Kopftuchverbot an Schulen und im öffentlichen Dienst: Volker Münz ist Teil des christlich-konservativen Flügels. Auf Bundesebene gilt er als weitgehend unbekannt. Münz ist nach eigenen Angaben Mitglied des christlichen Tempelritter-Ordens.
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Marc Bernhard: 45 Jahre, Karlsruhe
- Beruf: Geschäftsführer einer IT-Firma, Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: Beisitzer im Landesvorstand von Baden-Württemberg
Marc Bernhard vertritt als Experte für das Thema Familienpolitik sowohl völkerrechtlich als auch volkswirtschaftlich fragwürdigen Thesen, die in der AfD derzeit Konjunktur haben: Anstatt Flüchtlingen Einlass nach Deutschland zu gewähren, schlägt er vor, kinderreiche deutsche Familien mithilfe steuerlicher Vorteile zu enlasten. Auf diese Weise wil er die demografische Entwicklung in den Griff bekommen.
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Dirk Spaniel: 45 Jahre, Stuttgart
- Beruf: Maschinenbauingenieur
- Funktion in der AfD: keine
Ein Blick auf Dirk Spaniels Website verrät: Seine Positionen zum Islam, zu Zwanderung und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk entsprechen der eher gemäßigten Seite innerhalb der AfD. Doch wer sich mit seinem Facebookprofil beschäftigt, entdeckt: Spaniel gefällt eine Björn-Höcke-Unterstützer-Seite, er likt das Profil seines stramm rechten Parteikollegen André Poggenburg und auch die Seite der rechtsextremen Identitären Bewegung.
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Franziska Gminder: 72 Jahre, Heilbronn
- Beruf: Kauffrau
- Funktion in der AfD: Stellvertretende Sprecherin des AfD-Kreisverbands Heilbronn
Franziska Gminder gehörte 2013 zu den Gründungsmitgliedern der AfD im Südwesten und leitete bisher die Geschäftsstelle der Partei in Heilbronn. Ihr Ehemann war ein hochrangiger Manager in der deutschen Waffenindustrie.
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Martin Hebner: 57 Jahre, Dießen am Ammersee
- Beruf: Diplom-Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler
- Funktion in der AfD: Schriftführer im Landesvorstand
Während viele seiner Parteikollegen über die Flügelkämpfe hinwegsehen, stört sich Martin Hebner am ewigen Taktieren: Das ginge zulasten der Inhalte, mit denen sich die Partei eigentlich befassen müsse. Eines seiner Themen ist der Euro. In einem Interview nannte er die Gemeinschaftswährung einst "eine Fehlkonstruktion per se". Auch stört sich Hebner an der Flüchtlingspolitik: Er nennt das Handeln der Bundesregierung aus dem Sommer 2015 ein "komplettes Versagen".
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Peter Boehringer: 48 Jahre, München
- Beruf: Wirtschaftspublizist
- Funktion in der AfD: Sprecher des AFD-Bundesfachausschusses "Euro-, Geld- und Finanzpolitik", Mitglied in der Bundesprogrammkommission und Finanzpolitischer Sprecher
Als die Bundesbank 2013 damit begann, deutsche Goldreserven aus dem Ausland abzuziehen und zurück in die Bundesrepublik zu bringen, ging ein politisches Anliegen von Peter Boehringer in Erfüllung. Der Ökonom ist Mitbegründer der Bürgerinitiative "Holt unser Gold heim" und setzt sich seit Jahren dafür ein, das deutsche Währungsreserven in Deutschland gelagert werden. Über den internationalen Goldmarkt schrieb Bohering auch für die neurechte Zeitschrift "eigentümlich frei".
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Corinna Miazga: 33 Jahre, Straubing
- Beruf: Contract Manager in der Automobilindustrie
- Funktion in der AfD: Vorsitzende des Kreisverbands Straubing-Bogen/Regen
Gegen Corinna Miazga wurde 2014 ein Parteiausschlussverfahren angestrengt; zum Stand des Verfahrens schweigt sich das Schiedsgericht aus. Miazga hatte mit Parteikollegen den Zustand der bayerischen Parteifinanzen kritisiert. Stimmen innerhalb der Bayern-AfD werfen ihr vor, sie habe den Landesvorstand entmachten wollen. In der Partei stand sie deshalb lange weitgehend alleine da. Dass sie trotzdem auf einen aussichtsreichen Listenplatz gewählt wurde, gilt als Überraschung.
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Petr Bystron: 44 Jahre, München
- Beruf: Politologe, Publizist, Berater für Unternehmen und Parteien
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Landesverbands Bayern
In der AfD tobt seit Monaten ein Streit um den Kontakt zur Identitären Bewegung (IB), einer rechtsextremen Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Als Petr Bystron in einem Artikel für die rechte Website "PI-News" forderte, die AfD müsse als "Schutzschild für diese Organisationen" dienen, geriet er selbst ins Visier des Verfassungsschutzes. Seit diesem Jahr steht der Chef der Bayern-AfD wegen seiner Nähe zur IB unter Beobachtung.
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Martin Sichert: 47 Jahre, Nürnberg
- Beruf: Diplom-Kaufmann
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Kreisverbands Nürnberg/Schwabach
Martin Sichert präsentierte sich im Interview mit einer Lokalzeitung als eine Art AfD-Robin-Hood. Er wolle eine Stimme sein für "den Obdachlosen unter der Brücke, die Rentner, die Pfandflaschen sammeln müssen", sowie für die Frauen "gerade aus Parallelgesellschaften, die nicht frei sind in der Wahl ihres Ehepartners". Eine Veröffentlichung der Gewerkschaft ver.di belegt jedoch, dass Sichert sich nicht immer so moderat äußert: 2012 verharmloste er auf seiner Facebookseite mehrfach den Zweiten Weltkrieg. Den Wehrmachtsgeneral Erwin Rommel nannte er demnach eine "der ehrenhaftesten Gestalten des Zweiten Weltkriegs".
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Hans-Jörg Müller: 49 Jahre, Ainring-Mitterfelden
- Beruf: Diplom-Volkswirt
- Funktion in der AfD: Bundesvorstand des AfD-Mittelstandsforum, Direktkandidat der Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land
Der ZEIT sagte Hans-Jörg Müller 2015, die Ausrichtung der AfD unter Parteigründer Bernd Lucke sei "so schwammig" gewesen. Nun, unter Führung von Frauke Petry, sei der Kurs der Partei klar: "Deutsche Interessen zuerst." Müller vertritt die Interessen der Unternehmer in seiner Partei. Neben prominenten Rechtsaußen wie Björn Höcke und André Poggenburg unterzeichnete er die Erfurter Resolution.
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Peter Felser: 47 Jahre, Altusried
- Beruf: Früher Offizier, heute Inhaber eines mittelständischen Medienverlages
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Kreisverbands Oberallgäu, Kempten, Lindau
Zwei Mal war Peter Felser nach eigenen Angaben als Bundeswehr-Soldat im Auslandseinsatz. Gemeinsam mit dem ultrarechten Verleger Götz Kubitschek, einem Vordenker der Neuen Rechten in Deutschland, brachte er 2001 ein Buch mit Reportagen über den Bosnien-Einsatz der Bundeswehr heraus. Die Positionen, die Felser auf seiner Website präsentiert, entsprechen weitestgehend dem Konsens innerhalb der AfD.
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Gerold Otten: 62 Jahre, Putzbrunn
- Beruf: Früher Kampfpilot und Oberst der Reserve, heute Eurofighter Sales Director bei Airbus
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Kreisverbands München-Land
Der ehemalige Kampfpilot Gerold Otten sieht seine politischen Schwerpunkte im Bereich Sicherheitspolitik, Terrorismusbekämpfung und Grenzschutz. Er spricht sich gegen Waffenlieferungen an die Regierung von Saudi-Arabien aus. Staaten wie Marokko und Tunesien, die abgelehnte Asylbewerber nicht zurücknehmen, will er mit diplomatischem und wirtschaftlichem Druck zum Einlenken bewegen.
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Stephan Protschka: 40 Jahre, Mamming
- Beruf: Vermögensberater und Finanzanlagenfachmann
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Bezirksverbands Niederbayern
Stephan Protschka war 17 Jahre lang in der Jungen Union Bayerns, der Jugendorganisation der CSU, ein junger Konservativer. Doch dann, so schreibt er auf seiner Website, habe die Merkel-Regierung mit ihrer Eurorettungspolitik geltende Verträge missachtet: "Für mich war der Knackpunkt 2010 nach dem ersten Hilfspaket für Griechenland." Daraufhin habe er die Union verlassen und eine neue politische Heimat gesucht. 2013 begeisterte er sich für die neue eurokritische Partei von AfD-Gründer Bernd Lucke.
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Paul Viktor Podolay: 71 Jahre, München
- Beruf: Medizintechniker
- Funktion in der AfD: keine
Paul Podolay kam 1982 als Flüchtling mit seiner Familie aus der damaligen Tschechoslowakei nach München. Podolay war lange Jahre in der CSU aktiv, bevor er 2015 in die AfD wechselte.
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Tobias Peterka: 35 Jahre, Bayreuth
- Beruf: Jurist im öfffentlichen Dienst
- Funktion in der AfD: Bezirksvorsitzender der AfD in Oberfranken
Tobias Peterka trat 2013 in die AfD ein, er ist Gründungsmitglied des Kreisverbandes Bayreuth und gehörte bis 2016 dem Landesvorstand des AfD-Nachwuchses Junge Alternative an. Auf Facebook ist er mit Anhängern der rechtsextremen Identitären Bewegung und dem rechtsradikalen Publizisten Jürgen Elsässer befreundet.
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Rainer Kraft: 43 Jahre, Langweid
- Beruf: Chemiker
- Funktion in der AfD: keine
Rainer Kraft schaffte es erst im zweiten Anlauf auf die AfD-Kandidatenliste für den Bundestag, nachdem ein anderes Parteimitglied verzichtet hatte. Bei Facebook interessiert sich Kraft auffällig für rechtsextreme Gruppen wie Legida oder die Identitäre Bewegung.
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Johannes Huber: 30 Jahre, Nandlstadt
- Beruf: Finanzbuchhalter
- Funktion in der AfD: Stellvertretender Kreisvorsitzender der AfD Freising-Pfaffenhofen
Mit sechs Geschwistern wuchs Huber auf einem Bauernhof in Niederbayern auf. Die AfD ist die erste Partei, für die sich Johannes Huber engagiert. In Interviews hat er sich moderat positioniert. Ob nur aus taktischen Gründen oder aus Überzeugung, das wird sich zeigen.
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Wolfgang Wiehle: 52 Jahre, München
- Beruf: Informatiker
- Funktion in der AfD: AfD-Kreisvorsitzender im Münchner Süden
Wolfgang Wiehle war von 1982 bis 2002 in der CSU aktiv und saß für die Partei acht Jahre lang im Münchner Stadtrat. 2013 trat er in die AfD ein, weil er der Ansicht ist, die CSU sei "im Schlepptau" der "Merkel-CDU" gefangen und die CDU sei in eine "links-grüne Richtung abgedriftet".
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Beatrix von Storch: 46 Jahre, Berlin
- Beruf: Rechtsanwältin
- Funktion in der AfD: Mitglied im Bundesvorstand, Mitglied des Europäischen Parlaments
Die Herzogin von Oldenburg ist eine der schillerndsten Figuren der AfD. Gemeinsam mit ihrem Mann Sven von Storch betreibt sie ein Netzwerk von Stiftungen und Vereinen, mithilfe derer sie aggressiv für eine konservative Bildungs- und Familienpolitik wirbt. Im Januar 2016 forderte sie, die deutschen Grenzen müssten mit Waffengewalt gegen den Zustrom von Flüchtlingen verteidigt werden.
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Gottfried Curio: 57 Jahre, Berlin
- Beruf: Physiker
- Funktion in der AfD: keine
Gottfried Curio spielt in der Partei bislang kaum eine Rolle. In rechten Foren kursiert jedoch ein Video von ihm, auf dem Curio im Berliner Abgeordnetenhaus gegen die Vollverschleierung muslimischer Frauen wettert: Nikhab und Burka seien "Zeichen bewusster Abgrenzung gegen die westliche Kultur und die Werte der Aufklärung". Er nennt verschleierte Frauen einen "schwarzen Sack, ein Sack, der spricht".
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Götz Frömming: 49 Jahre, Berlin
- Beruf: Lehrer für Deutsch, Politik und Geschichte
- Funktion in der AfD: keine
"Ende der 1980er-Jahre war ich ein Grüner", sagte Frömming der Zeitung "Die Welt". Doch wie gelangt ein Berliner Lehrer, der einst den Wehrdienst verweigerte, gegen Atomkraft demonstrierte und sogar mal die Grünen wählte, auf die Landesliste der Berliner AfD? Es war Merkels Eurorettungspolitik, die Frömming dazu brachte, der Partei beizutreten. Seitdem gehört er dem gemäßigten Lager an.
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Birgit Malsack-Winkemann: 53 Jahre, Berlin
- Beruf: Richterin
- Funktion in der AfD: Stellvertretende Vorsitzende des AfD-Bezirksverbandes Steglitz/Zehlendorf
Politischen Beobachtern ist Birgit Malsack-Winkemann bislang kaum aufgefallen. Einzig im Zusammenhang mit einer Klage der AfD gegen den grünen Justizsenator von Berlin wird ihr Name genannt. Der Senator hatte angekündigt, das Engagement der Richterin und des in Brandenburg antretenden Staatsanwalts Roman Reusch zu beobachten. Beiden ist als Beamten Zurückhaltung auferlegt. Inhaltlich präsentiert Malsack-Winkemann ein vergleichsweise liberales Programm und fordert etwa ein Einwanderungsrecht nach kanadischem Vorbild.
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Alexander Gauland: 76 Jahre, Potsdam
- Beruf: Jurist und Publizist
- Funktion in der AfD: Spitzenkandidat zur Bundestagswahl, Mitglied im Bundesvorstand, Vorsitzender des Landesverbands Brandenburg
So viel ist klar: Alexander Gauland wird im Bundestag eine zentrale Rolle für die AfD einnehmen, wahrscheinlich als Fraktionsvorsitzender. Lange galt er als konservativer Schöngeist, 40 Jahre lang war er Mitglied der CDU. Doch seit seinem Eintritt in die AfD ist Gaulands Ton immer schriller geworden. Heute tritt er als Vertreter des nationalkonservativen Flügels auf, er ist gegen den Parteiausschluss von Björn Höcke und sagte kürzlich über die SPD-Politikerin Aydan Özoguz, man werde sie "in Anatolien entsorgen".
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Roman Reusch: 63 Jahre, Stahnsdorf
- Beruf: Oberstaatsanwalt
- Funktion in der AfD: keine
Schon während eines Vortrags im Dezember 2007 erregte der Oberstaatsanwalt das Aufsehen der Öffentlichkeit. Reusch war damals für den Umgang mit jugendlichen Intensivtätern in Berlin zuständig. Er forderte, dass "besonders auffällige ausländische Kriminelle außer Landes geschafft oder sonst aus dem Verkehr gezogen werden können“. Der Berliner Justizsenat verbot ihm kurz darauf einen Auftritt in einer Fernseh-Talkshow. Seither gilt Reusch als rechter Hardliner.
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René Springer: 38 Jahre, Potsdam
- Beruf: Soldat, persönlicher MItarbeiter von Alexander Gauland
- Funktion in der AfD: Fraktionsgeschäftsführer im Landtag von Brandenburg
Welche politischen Inhalte René Springer verfolgt, ist bislang kaum bekannt. Doch zieht mit ihm ein enger Vertrauter von Alexander Gauland in den Bundestag ein. Springer gab seine Stelle bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit auf, um 2014 als Gaulands persönlicher Referent anzufangen. Gut ein Jahr später wurde er Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag, wieder unter Gaulands Führung.
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Steffen Kotré: 46 Jahre, Mittenwalde
- Beruf: Wirtschaftsingenieur
- Funktion in der AfD: Referent für Wirtschaft und Energie in der AfD-Landtagsfraktion Brandenburg
Steffen Kotrés wichtigstes Thema auf seiner Facebook-Seite: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." In seiner Vorstellung als Kandidat nannte er Angela Merkel eine "Verfassungsfeindin" und sprach davon, die Kanzlerin wolle Deutschland in einer Multikulti-Gesellschaft aufgehen lassen. Zudem warnte Kotré vor einem "europäischen Superstaat".
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Norbert Kleinwächter: 31 Jahre, Schulzendorf
- Beruf: Lehrer
- Funktion in der AfD: Fraktionsvorsitzender im Kreistag
Kleinwächter war schon in jungen Jahren in der Wahlalternative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) von Oskar Lafontaine aktiv. Als die WASG sich mit der PDS zur Linkspartei zusammenschloss, stimmte Kleinwächter dagegen. Bernd Luckes Kritik an der Euro-Politik gefiel ihm, er trat in die AfD ein. In seinem Blog setzte sich Kleinwächter im April 2017 vom nationalistischen Parteiflügel um Björn Höcke ab. Er forderte damals, den Parteivorstand und Bundessprecherin Frauke Petry geschlossen zu unterstützen: "Jeder ist in dieser Partei willkommen, solange er keine rechtsextremen Ideologien in die Partei trägt."
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Frank Magnitz: 65 Jahre, Bremen
- Beruf: Immobilienverwalter
- Funktion in der AfD: Landessprecher der AfD
Der Vater von sechs Kinder ist seit 2013 in der AfD. Er gilt als Unterstützer von Björn Höcke.
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Bernd Baumann: 59 Jahre, Hamburg
- Beruf: Unternehmensberater und Investor
- Funktion in der AfD: Mitglied der Bürgerschaft, Vorsitzender des Landesverbands Hamburg
Dem Chef der Hamburger AfD werden gute Kontakte zu Alexander Gauland nachgesagt. "Ganz sicher ist er kein Freund von Frauke Petry", sagt einer, der Baumann gut kennt. Nach den Krawallen rund um den G20-Gipfel forderte er die Räumung des linksautonomen Zentrums Rote Flora.
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Mariana Harder-Kühnel: 43 Jahre, Gelnhausen
- Beruf: Rechtsanwältin
- Funktion in der AfD: keine
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel Mitte August für einen Auftritt in den Wahlkreis von Harder-Kühnel nach Gelnhausen kam, schloss sich die AfD-Politikerin den rund 300 Demonstranten an, die den Auftritt der Kanzlerin mit Pfiffen und Buhrufen störten. Inhaltlich vertritt Harder-Kühnel die Positionen des Wahlprogramms: stramm konservativ, islamkritisch auch, aber nicht extrem.
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Joana Cotar: 44 Jahre, Langgöns
- Beruf: Social-Media-Managerin
- Funktion in der AfD: Vorsitzende des Landesverbands Hessen
Wie ihr künftiger Fraktionskollege Markus Frohnmaier stammt auch Joana Cotar aus Rumänien, ihre Eltern waren vor dem Ceaușescu-Regime nach Deutschland geflohen. Anders als Frohnmaier widmet sich Cotar jedoch ganz gezielt dem Thema Flüchtlinge, in ihren Reden spricht sie von einer "Asylkrise". Cotar liegt mit ihrer Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung im Mainstream der Partei. Sie bemängelt, dass die Grenzen nicht geschlossen wurden und und kritisiert die CSU dafür, von ihrer Forderung nach einer Obergrenze für Asyl-Bewerber abgerückt zu sein.
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Uwe Schulz: 55 Jahre, Pohlheim
- Beruf: Leitender Angestellter in einem DAX-Konzern
- Funktion in der AfD: keine
Auf Bundesebene spielt Uwe Schulz bislang keine Rolle, er ist einer der vielen Unbekannten, die künftig im Bundestag sitzen werden. Im Wahlkampf schlägt Schulz nationale Töne an: Die EU entmachtet in seinen Augen nationale Parlamente, Entwicklungshilfe müsse künftig zuerst mit Blick auf deutsche Interessen vergeben und die Wehrpflicht wieder eingeführt werden. Auf seiner Website schreibt er: "Zuerst kommt Deutschland."
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Jan Nolte: 28 Jahre, Frankenberg (Eder)
- Beruf: Soldat
- Funktion in der AfD: Landesvorsitzender der Jungen Alternative in Hessen
Als Recherchen der "Frankfurter Rundschau" zutage förderten, dass ein Mitglied der Jungen Alternative in Hessen in Kontakt mit der verfassungsfeindlichen Identitären Bewegung gestanden hatte, wollte Nolte darin kein Problem erkennen. Das liege lange zurück, es handle sich bei dem jungen Mann um einen "demokratischer Patrioten", verteidigte Nolte seinen Parteifreund.
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Albrecht Glaser: 75 Jahre, Niedernstein
- Beruf: Politiker
- Funktion in der AfD: Leiter der Bundesprogrammkomission, Mitglied im Bundesvorstand
Ganze 42 Jahre lang war Glaser Mitglied der CDU, lange war er Stadtkämmerer in Frankfurt am Main. Auch für ihn war es die Eurorettungspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ihn dazu brachte, aus der Union auszutreten. Glaser hat als Chef der Programmkommission maßgeblich am rechtskonservativen Wahlprogramm mitgeschrieben. Glaser ist Mitglied der Burschenschaft Allemannia Heidelberg.
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Martin Hohmann: 69 Jahre, Neuhof
- Beruf: Polizist, Bürgermeister
- Funktion in der AfD: keine
Martin Hohmann ist der einzige AfD-Kandidat, der schon einmal im Bundestag saß. Damals war er noch Abgeordneter der CDU. Als Hohmann 2003 in einer Rede die Täterschaft der Juden und Deutschen in der Weltgeschichte verglich und ihm daraufhin Antisemitismus vorgeworfen wurde, schloss ihn die CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus. Auch in den Jahren nach seinem Rauswurf übte Hohmann Kritik am Judentum.
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Leif-Erik Holm: 47 Jahre, Schwerin
- Beruf: Ausbildung zum Elektromonteur, studierter Volkswirt, Radiomoderator
- Funktion in der AfD: Franktionsvorsitzender und Landessprecher der AfD in Mecklenburg-Vorpommern. War zwei Jahre lang Büroleiter der AfD-Europa- Abgeordneten Beatrix von Storch
Niemand sollte sich von der freundlichen Stimme des Leif-Erik Holm täuschen lassen. Der Volkswirt und frühere Radiomoderator macht keinen Hehl daraus, wen er für die Leitfiguren seiner Partei hält. Es sind die rechtsnationalen Vertreter. Für Beatrix von Storch hat er zwei Jahre lang das Büro im Europäischen Parlament geleitet. Mit den Ansichten von Björn Höcke und Alexander Gauland stimme er im Wesentlichen überein, sagte er der "FAS". Unterschiede gebe es hauptsächlich in Stilfragen. Jetzt will er eine Wende in der deutschen Politik. Die soll vom Osten ausgehen.
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Enrico Komning: 48 Jahre, Neubrandenburg
- Beruf: Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Vorpommern, Beisitzer im Landesvorstand
Von der ordnenden Hand des Staates hält der Rechtsanwalt Enrico Komning nicht viel. "Ich bin dafür, dass sich der Staat weitestgehend raushält. Er soll sich auf eine funktionierende Verwaltung und Sicherheit und Ordnung konzentrieren." Komning hat eine lange Liste von Ideen: Mehr Amtsgerichte, mehr Polizisten, ein liberalisiertes Waffenrecht, dazu Sonderdezernate für Ausländerkriminalität. Mit rechtem Populismus hat er Erfahrung, Komning war Mitglied von Ronald Schills Partei Rechtsstaatliche Offensive. In der FDP gehörte er später zum rechten Flügel. Und Burschenschafter ist er, Mitglied der Rugia Greifswald, "mit Leib und Seele". Der Burschenschaft wird ein unklares Verhältnis zum Rechtsextremismus vorgeworfen.
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Ulrike Schielke-Ziesing: 48 Jahre, Lebbin
- Beruf: Angestellte bei der Deutschen Rentenversicherung
- Funktion in der AfD: Landesschatzmeisterin
Trotz ihres Amts als Landesschatzmeisterin ist Ulrike Schielke-Ziesing bisher politisch kaum öffentlich aufgefallen. Im Wahlkampf trat sie mit Frauke Petry auf.
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Armin Paul Hampel: 60 Jahre, Wriedel
- Beruf: Journalist
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Landesverbands Niedersachsen, Mitglied im Bundesvorstand
In der Streitfrage um den Parteiausschluss von Björn Höcke positioniert Hampel sich eindeutig: Er ist dagegen und will den Rechtsaußen in der AfD halten. Hampel gehört zum Lager der Gegner von Parteichefin Frauke Petry. Zwar sind von ihm persönlich keine radikalen Aussagen bekannt. Doch unterhält er Verbindungen zu Organisationen und Personen im ultrarechten Spektrum. Im Herbst hielt er einen Vortrag beim Arbeitskreis für deutsche Politik e.V. Diese Organisation wird wegen extremistischer Tendenzen vom Verfassungsschutz beobachtet.
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Jörn König: 49 Jahre, Hannover
- Beruf: Elektrotechniker und Unternehmer
- Funktion in der AfD: keine
Ein Parteikollege aus dem Landesverband Niedersachsen nennt König einen "Technokraten und fleißigen Arbeiter", eine "polarisierende Figur" hingegen sei er nicht. Wer König im Wahlkampf beobachtet hat, kommt zu einem ähnlichen Schluss. Seine Positionen sind weitgehend moderat.
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Thomas Ehrhorn: 58 Jahre, Lachendorf
- Beruf: Pilot
- Funktion in der AfD: keine
Wer sich im niedersächsischen Landesverband nach Thomas Ehrhorn umhört, bekommt zu hören: "Wo der inhaltlich steht, ist schwer zu sagen." Tatsächlich hält sich Ehrhorn in der Öffentlichkeit erstaunlich bedeckt. Auf seiner Facebookseite ist kaum etwas los, er hat keine Homepage und kein prominentes Mandat.
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Wilhelm von Gottberg: 77 Jahre, Schnega
- Beruf: Polizeiausbilder
- Funktion in der AfD: keine
Eigentlich hätte Wilhelm von Gottberg Alterspräsident des Bundestags werden sollen, mit 77 Jahren wird er wohl der älteste Parlamentarier sein. Doch die Abgeordneten der noch laufenden Legislaturperiode änderten die Geschäftsordnung, sodass jetzt der langjährigste Parlamentarier diese Aufgabe übernimmt. Warum? Gottberg hatte in seiner Zeit als Vorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen den Holocaust als "wirksames Instrument zur Kriminalisierung der Deutschen" bezeichnet. Auch zitierte er in seinen Schriften den italienischen Neo-Faschisten Mario Consoli.
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Dietmar Friedhoff: 51 Jahre, Neustadt am Rübenberge
- Beruf: Psychologischer Berater, Coach und Trainer
- Funktion in der AfD: keine
Seit Monaten fordert die AfD ein Ende der Russland-Sanktionen. Dietmar Friedhoff ist einer der Sanktionsgegner, gezielt hat er im Wahlkampf auch auf Russisch Werbung gemacht, um die zahlreichen Spätaussiedler anzusprechen.
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Jens Kestner: 46 Jahre, Northeim
- Beruf: Bestatter
- Funktion in der AfD: keine
Bis kurz vor der Wahl war nicht klar, ob die Niedersachsen-AfD überhaupt an der Bundestagswahl würde teilnehmen dürfen. Ungereimtheiten bei der Abgabe der Landesliste und gefälschte Briefe im Namen von Niedersachsens Wahlleiterin hätten beinah dazu geführt, dass die Kandidaten nicht zur Wahl zugelassen worden wären. Als Generalsekretär des Landesverbandes war es Kestner, der sich um den Skandal kümmerte. Mit Erfolg: Ende Juli gab die Wahlleiterin die AfD-Liste frei.
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Waldemar Herdt: 55 Jahre, Neuenkirchen- Vörden
- Beruf: Unternehmer
- Funktion in der AfD: AfD-Gemeinderat, Mitglied im Koordinationszentrum der Russlanddeutschen in der AfD
Waldemar Herdt ist in Kasachstan aufgewachsen. 1993 kam er nach Deutschland. In Russland habe er immer das Gefühl gehabt, nicht mehr deutsch sein zu dürfen, sagte er in einem Gespräch mit der ARD-Sendung "Monitor". Inzwischen habe er aber auch hierzuande den Eidnruck, dass es "nicht cool" sei, deutsch zu sein. Das möchte er ändern: "Ich will, dass meine Enkel froh sind, Deutsche zu sein." Dazu gehörten Werte wie Fleiß, Ordentlichkeit, Tüchtigkeit. Bevor Herdt zur AfD kam, engagierte er sich im Vorstand der Partei Bibeltreuer Christen.
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Martin Renner: 63 Jahre, Haan
- Beruf: Unternehmens- und Kommunikationsberater
- Funktion in der AfD: Mitglied im Gründungsvorstand der AfD und Sprecher des Landesverbands Nordrhein-Westfalen
Martin Renner ist Dauergegner seines Co-Landessprechers Marcus Pretzell. Er war beim Gründungstreffen der Partei im Februar 2013 in Oberursel dabei. Da sein Landesverband derzeit nicht im Bundesvorstand vertreten ist, fordert Renner seit Langem eine Aufwertung der NRW-AfD. In der Bundestagsfraktion rechnet er sich eine Schlüsselposition aus.
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Jochen Haug: 44 Jahre, Köln
- Beruf: Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: Stellvertretender Sprecher des Landesverbands Nordrhein-Westfalen
Dem Deutschlandfunk sagte Jochen Haug 2013, wenn sich die AfD für Rechtspopulisten öffne, trete er aus. Nun steht er kurz davor, für die Partei in den Bundestag einzuziehen – Höckes nationalistischer Ausfälle und Gaulands fremdenfeindlicher Spitzen gegen die SPD-Politikerin Aydan Özoguz zum Trotz.
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Harald Weyel: 58 Jahre, Bergisch-Gladbach
- Beruf: Diplom-Ökonom
- Funktion in der AfD: keine
Innerhalb der AfD ist Harald Weyel bislang kaum aufgefallen. Umso drastischer inszeniert er sich bei Facebook: Er teilt sexistische Beiträge, in denen Frauen ein genetisch bedingter Mangel an Intelligenz nachgesagt wird und nennt die Betonbarrieren, mit denen künftig Weihnachtsmärkte vor Terroranschlägen geschützt werden sollen, ein "Mahnmal für noch nicht getötete Deutsche und ihre Freunde".
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Kay Gottschalk: 52 Jahre, Hamburg
- Beruf: Versicherungsmanager
- Funktion in der AfD: Abgeordneter der AfD in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte
Eigentlich wollten die Anhänger des NRW-Landeschefs Marcus Pretzell, dass Gottschalk die nordrhein-westfälische Landesliste anführt. Doch Gottschalk konnte sich nicht durchsetzen und erreichte nur Platz vier. Seitdem gilt Pretzell als geschwächt. Hinzu kommt, dass Gottschalk eigentlich Mitglied der Bezirksversammlung in Hamburg-Mitte ist, also in einem ganz anderen Bundesland. Dass er sich auf die Liste in NRW wählen ließ, hatte er dem Hamburger Landesvorstand offenbar nicht mitgeteilt.
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Jörg Schneider: 53 Jahre, Gelsenkirchen
- Beruf: Lehrer
- Funktion in der AfD: Mitglied in der Bundesprogrammkommission
Kaum ein anderer Listenkandidat war vor dem Eintritt in die AfD Mitglied so vieler Parteien wie Jörg Schneider: Nach eigenen Angaben trat er zuerst der Jungen Union bei, war dann in der FDP und schließlich in der rechten Partei Die Freiheit. Er wolle sich dafür einsetzen, dass "die Linken die Nase nicht mehr aus der Deckung bekommen".
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Fabian Jacobi: 44 Jahre, Köln
- Beruf: Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: Mitglied im Landesvorstand NRW
Die AfD sei erforderlich, um eine "Funktionsstörung der deutschen Demokratie" zu beheben, sagt Fabian Jacobi. Er sitzt im Vorstand der NRW-AfD, in der Bundespartei spielte er jedoch bislang keine große Rolle. Im Interview mit einer Kölner Lokalzeitung sagte er, dass er im Rechtsausschuss des Bundestages arbeiten will, entsprechend seiner Expertise als Anwalt mit Schwerpunkt Insolvenzrecht.
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Rüdiger Lucassen: 66 Jahre, Bad Münstereifel
- Beruf: politischer Berater und Unternehmer
- Funktion in der AfD: keine
34 Jahre lang war Lucassen bei der Bundeswehr und arbeitete nach eigenen Angaben als Referent bei der Nato und im Verteidigungsministerium. Heute ist er Geschäftsführer eines Unternehmens, dass unter anderem Regierungen bei der Ausbildung und dem Aufbau ihrer Militärstreitkräfte und Polizeieinheiten berät. Als ihm ein Parteikollege während seiner Vorstellungsrede auf dem Landesparteitag vorwarf, als Rüstungslobbyist tätig zu sein, wiegelte er ab, seine Aufgaben seien andere. Viel konkreter wurde er jedoch nicht.
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Udo Hemmelgarn: 58 Jahre, Harsewinkel
- Beruf: Bauträger und Immobilien-Entwickler
- Funktion in der AfD: keine
In der EU sieht Udo Hemmelgarn eine "unendliche Wucherung", er will Brüssels Kompetenzen beschneiden und die Eurorettungspolitik der Bundesregierung aufkündigen. Darin ist er der frühen AfD unter Parteigründer Bernd Lucke verbunden. Seine knallharten Forderungen beim Thema Zuwanderung passen hingegen besser zur Partei, wie sie sich heute präsentiert: Hemmelgarn will die Sozialleistungen für Asylbewerber absenken, Wirtschaftsflüchtlinge abschieben und Grenzen sichern.
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Uwe Kamann: 59 Jahre, Aachen
- Beruf: Unternehmensberater
- Funktion in der AfD: Mitglied im Bundesfachausschuss Wirtschaft, Steuern und Haushaltspolitik
Thematisch ist Uwe Kamann in der AfD eine Besonderheit: Der Unternehmensberater widmet sich dem digitalen Wandel und dem Umgang mit künstlicher Intelligenz. Mit diesen Themen dürfte er in der Bundestagsfraktion wenig Konkurrenz bekommen.
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Michael Espendiller: 28 Jahre, Aachen
- Beruf: Mathematiker
- Funktion in der AfD: keine
Er fordert ein Ende der "Kuscheljustiz" und härtere Strafen bei körperlicher Gewalt gegen Polizisten: Der Mathematiker Michael Espendiller präsentierte sich im Interview mit dem WDR als harter Innenpolitiker, der beklagt, dass "linksradikale Idioten" nach den G20-Protesten in Hamburg nicht angemessen bestraft würden. Einer Lokalzeitung sagte er kürzlich, der Thüringer Landeschef Björn Höcke sei im Wahlkampf "eine Belastung".
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Stefan Keuter: 45 Jahre, Essen
- Beruf: Ehemaliger Geschäftsführer eines Online-Shops
- Funktion in der AfD: keine
Stefan Keuter soll 2015 bei drei Demonstrationen der islamfeindlichen Pegida-Bewegung in Duisburg als Redner aufgetreten sein. So berichtet es die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung". Danach befragt sagte Keuter jedoch: "Ich wollte eine bürgerliche Mitte ansprechen, musste aber feststellen, dass Pegida – anders als im Osten Deutschlands – im Westen nicht die bürgerliche Mitte erreicht." Nochmals dazu befragt, wollte er sich nicht äußern.
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Uwe Witt: 58 Jahre, Unna
- Beruf: unbekannt
- Funktion in der AfD: Früher Richter am Landesschiedsgericht der AfD in Schleswig-Holstein, heute Mitglied der Bundesprogrammkommission, außerdem Bundesvorsitzender der Alternativen Vereinigung der Arbeitnehmer.
Uwe Witt ist seit 2013 in der AfD, sein Schwerpunkt ist die Arbeits- und Sozialpolitik. "Wir sind der linke Flügel in der AfD", sagte Witt dem "Tagesspiegel". Witt hat durchgesetzt, dass ein Mindestlohn, die Bekämpfung der Leiharbeit und eine Verlängerung des Arbeitslosengeldes I für langjährig Beschäftigte ins Parteiprogramm aufgenommen wurden. Während des Bundesparteitags vor der Wahl forderte er, kein Spitzenteam aufzustellen.
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Roland Hartwig: 63 Jahre, Bergisch Gladbach
- Beruf: Bis 2016 Chefjurist der Bayer AG, heute freier Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: keine
Hartwig trat im Mai 2013 in die AfD von Bernd Lucke ein, weil ihm CDU und FDP zu weit nach links gerückt waren. Er bezeichnet sich selbst als liberal-konservativ und unterstützte zuletzt den Kurs von Frauke Petry. Im Bundestag will er sich im Rechts- und im Auswärtigen Ausschus engagieren: "Wir müssen Recht und Ordnung in unserem Land wiederherstellen." Von der Bedeutung des menschlichen Anteils am Klimawandel ist er "nicht überzeugt".
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Berengar Elsner von Gronow: 39 Jahre, Soest
- Beruf: eCommerce Manager, Reserveoffizier der Marine
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des AfD-Bundeskonvents, Sprecher der Alternativen Mitte NRW
Berengar Elsner von Gronow verfolgt einen wirtschaftsliberalen Kurs. Unter sozialer Gerechtigkeit versteht er, "wenn der Staat sich so wenig wie möglich in das Leben der Bürger einmischt". Seine Ziele: "Das Erhalten und Wiederherstellen persönlicher und gesellschaftlicher Freiheiten, deutscher Werte und Kultur, von Rechtsstaatlichkeit, innerer Sicherheit und sozialer Marktwirtschaft." In Nordrhein-Westfalen gründete er die Alternative Mitte, die sich vom nationalistischen Flügel der Partei abgrenzt. Elsner von Gronow will heimatlos gewordene Konservative gewinnen.
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Sebastian Münzenmaier: 28 Jahre, Mainz
- Beruf: Verkaufsleiter im Vertrieb
- Funktion in der AfD: Geschäftsführer des Landesverbands Rheinland-Pfalz
Bis 2012 war Sebastian Münzenmaier Mitglied der rechten Partei Die Freiheit. Heute spricht er sich gegenüber einer Lokalzeitung gegen den Parteiausschluss von Björn Höcke aus, der "arbeitet gut". Münzenmaiers Kandidatur wird von einer Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchten Raubes überschattet. Er soll 2012 zusammen mit anderen Mitgliedern der Ultra- und Hooliganszene aus Kaiserslautern eine Gruppe Ultras aus Mainz angegriffen haben.
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Heiko Wildberg: 65 Jahre, Kandel
- Beruf: Diplom-Geologe
- Funktion in der AfD: AfD-Franktionsvorsitzender im Kreistag Germersheim
Keine andere Partei ist in der AfD so verhasst wie die Grünen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Mitglieder der rheinland-pfälzischen AfD einen ehemaligen Grünen auf einen so aussichtsreichen Listenplatz wählten: Heiko Wildberg war in den Neunzigerjahren Mitglied der Öko-Partei. Inhaltlich hält sich Wildberg jedoch bislang zurück.
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Andreas Bleck: 29 Jahre, Dattenberg
- Beruf: Lehramststudent
- Funktion in der AfD: War Mitglied im Landesvorstand Rheinland-Pfalz, Mitarbeiter des AfD-Landtagsabgeordneten Jan Bollinger
Andreas Bleck sitzt im Bundesvorstand der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD. Inhaltlich hat Bleck bisher kaum von sich reden gemacht. Doch ein Blick auf seine Facebookseite gibt Aufschluss über die politischen Forderungen des 29-Jährigen: Massiv kritisiert er die Türkei, will "keine Kasernen für Erdoğan" und meint damit Moscheen des von der Türkei unterstützten Moscheeverbands Ditib. Die Rundfunkgebühren, die er "Zwangsgebühren für Staatsfunk" nennt, will er umgehend abschaffen.
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Nicole Hoechst: 47 Jahre, Speyer
- Beruf: Regierungsschuldirektorin beim Pädagogischen Landesinstitut
- Funktion in der AfD: Mitglied der Bundesprogrammkommission
Nicole Hoechst ist auf Facebook so aktiv wie kaum ein anderer Kandidat der AfD. Ein einheitliches politisches Profil lässt sich jedoch nicht erkennen: Auf ihrer privaten Seite teilt sie Beiträge der rechten Verschwörungswebsite "PI-News" und postet Videos des TV-Kabarettisten Volker Pispers, auf ihrem öffentlichen Profil wirbt sie sie sowohl für Parteichefin Frauke Petry als auch für ihren Rivalen und Co-Vorsitzenden Jörg Meuthen.
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Christian Wirth: 54 Jahre, Neunkirchen
- Beruf: Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: keine
Christian Wirth ist Teil in einer Burschenschaft, der Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken. Deren aktive Mitglieder sorgten 2011 für einen Skandal, nachdem die "Frankfurter Rundschau" über rassistische und antisemitische Äußerungen während einer internen Versammlung berichtet hatte. Bei seiner Wahl zum Spitzenkandidaten der Saarland-AfD vertrat Wirth stramm rechte Positionen: Die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung führe dazu, dass Hunderttausende muslimische Männer in Deutschland "Lebensraum für sich und ihre Religion erobern".
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Jens Maier: 55 Jahre, Dresden
- Beruf: Richter am Landgericht
- Funktion in der AfD: Richter am Landesschiedsgericht
Jens Maier war bis 1986 Sozialdemokrat. Im April 2013 wurde er eines der ersten AfD-Mitglieder. In Dresden tritt er auf gemeinsamen Demonstrationen der Partei mit Pegida auf, die Abgrenzungsbeschlüsse der Partei kümmern ihn nicht. Aufsehen erregte er, als er auf Antrag der NPD als Richter am Landgericht Dresden dem Politologen Steffen Kailitz untersagte, Forschungsergebnisse zur NPD weiter öffentlich zu verbreiten. Gemeinsam mit Björn Höcke erklärte er auf einer Veranstaltung der Jungen Alternative den "Schuldkult" für beendet, und warnte vor "Mischvölkern". In einer Rede beim neurechten "Compact-Magazin" relativierte er die Tat des norwegischen Rechtsterroristen Anders Breivik, indem er sagte, Breivik sei aus "Verzweiflung" über Kulturfremde zum Massenmörder geworden. Sachsens Landeschefin Petry beantragte Maiers Parteiausschluss.
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Siegbert Droese: 48 Jahre, Leipzig
- Beruf: Hotelkaufmann
- Funktion in der AfD: Stellvertretender Landesvorsitzender Sachsen
Siegbert Droese gehört zur AfD-Gruppierung Der Flügel um Björn Höcke. Aus der Patriotischen Plattform trat er dagegen 2015 aus. Seinen ultrarechten Parteikollegen Jens Maier verteidigte er gegen einen drohenden Parteiausschluss. Pegida bezeichnete er öffentlich als "Bereicherung des politischen Diskurses".
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Detlef Spangenberg: 73 Jahre, Radebeul
- Beruf: Steuerberater
- Funktion in der AfD: keine
Detlev Spangenberg saß nach einem missglückten Fluchtversuch aus der DDR 1969 ein Jahr lang in Haft. Nach 1980 studierte er in Westdeutschland Betriebswirtschaft. Nach Sachsen zurückgekehrt, gründete er 2010 den Landesverband Sachsen des Bündnisses für Freiheit und Demokratie, das Nationalstaatlichkeit fördern wollte und die EU-Integration verteufelte. 2014 für die AfD in den Landtag gewählt, hätte er die Legislaturperiode als Alterspräsident eröffnen sollen. Doch dann wurde bekannt, dass Spangenberg in weiteren rechten Vereinen aktiv gewesen war. Die anderen Landtagsfraktionen verhinderten seinen Auftritt. Anfang 2016 geriet er unter Stasiverdacht, was aber ohne politische Folgen blieb – ein Ausschluss aus der Fraktion hätte die AfD Sitze in Ausschüssen gekostet.
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Tino Chrupalla: 41 Jahre, Gablenz
- Beruf: Maler- und Lackiermeister
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Kreisverbands Görlitz, Mitglied im AfD-Mittelstandsforum Sachsen
Tino Chrupalla baute die AfD im sächsischen Weißwasser auf, einer grenznahen Region, er ist dort Kreisvorsitzender. Einbruchskriminalität sei zum Alltag geworden, beklagt er, eines seiner Hauptthemen im Wahlkampf war die Grenzsicherung.
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Heiko Heßenkemper: 61 Jahre, Großschirma
- Beruf: Professor für Glastechnik an der TU Bergakademie Freiberg
- Funktion in der AfD: Mitglied im Kreistag Mittelsachsen
Der Sohn eines westfälischen Bergmanns trat 2014 in die AfD ein, weil er der Meinung ist, dass Thilo Sarazzin wegen seiner Thesen von Medien "fertiggemacht" wurde. So kämpft er nun gegen die "ideologisierten Medien" und will sich dafür einsetzen, die Rundfunkstaatsverträge zu kündigen.
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Ulrich Oehme: 57 Jahre, Chemnitz
- Beruf: Versicherungsmakler
- Funktion in der AfD: Mitglied im Bundesvorstand der Christen in der AfD, Beisitzer im Landesvorstand der AfD Sachsen
Oehme fiel im Wahlkampf damit auf, dass er Plakate mit dem Wahlspruch der SA, "Alles für Deutschland", aufhängen ließ, dessen Verwendung verboten ist. Das habe er nicht gewusst, sagte er. Oehme ließ den Satz überkleben, sagte aber auch, dass er weiter zu der Aussage stehe und alles für Deutschland tun wolle. Bevor er in die AfD eintrat, war Oehme Mitglied der rechtsradikalen Partei "Die Freiheit". In der AfD gehört er zum "Flügel".
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Karsten Hilse: 53 Jahre, Lohsa
- Beruf: Polizist
- Funktion in der AfD: Mitglied im Kreisvorstand Bautzen
Hilse ist Polizist in Hoyerswerda. Er wurde wegen der Euro-Rettungspolitik in der AfD aktiv. 2015 trat er in die Partei ein. Er gründete die Ortsgruppe Hoyerswerda mit und ist Mitglied im Kreisvorstand. Bei der Bundestagswahl errang er eines der drei Direktmandate.
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Verena Hartmann: 43 Jahre, Stadt Wehlen
- Beruf: Verwaltungswirtin, Oberkommissarin
- Funktion in der AfD: Vorstandsmitglied im Kreisverband Sächsische Schweiz/Osterzgebirge
Hartmann fordert ein Recht auf Meinungsfreiheit ein und wehrt sich gegen die "Nazi-Keule" gegen ihre Partei. Sie spricht sich "gegen eine Willkommenskultur für Menschen aus dem arabischen Raum" aus und verlangt eine "Willkommenskultur für Kinder". Sie kündigte an: Die "Altparteien jagen wir vor uns her."
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Lars Herrmann: 40 Jahre, Parthenstein
- Beruf: Polizeioberkommissar
- Funktion in der AfD: Vorsitzender des Kreisverbands im Landkreis Leipzig
"Herrmann profiliert sich politisch vor allem über seiner Arbeit als Polizist im Drogenmilieu und bei Abschiebungen. Er spricht sich für sofortige Rückführungen von Ausländern ohne Aufenthaltserlaubnis aus – auch ohne finanzielle Anreize, ""um keine Begehrlichkeiten zu wecken"". Im Hinblick auf Straftäter plädiert er für "Abschreckung, Vergeltung, Sühne und Wiedergutmachung statt Kuscheljustiz".
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Christoph Neumann: 53 Jahre, Leipzig
- Beruf: Polizist, dann Verwaltungsbeamter, schließlich PR-Berater
- Funktion in der AfD: Seit 2014 Stadtrat in Leipzig, Mitglied der Programmkommission der AfD in Sachsen und auf Bundesebene
Neumann will die Wehrpflicht wieder einführen und die Ausgaben für die Bundeswehr erhöhen. Auslandseinsätze lehnt er ab, will aber nicht aus der Nato austreten. Er ist der Ansicht, dass das Grundgesetz "von den alliierten Siegermächten genehmigt wurde" und dass Deutschland eine neue Verfassung benötigt. Er will die Grenzen besser schützen und Einwanderung stärker regulieren, damit nur die Menschen kommen, "die uns nützen". In seinem Lebenslauf betont er seinen Bezug zu Russland, wo er mehrere Jahre lang lebte. Neumann betreibt eine Relocation-Agentur, die unter anderem Menschen aus dem Ausland hilft, nach Deutschland zu ziehen.
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Martin Reichardt: 47 Jahre, Hermsdorf/Börde
- Beruf: Früher Berufssoldat, heute Angestellter in einem Unternehmen für Baustellenabsicherung
- Funktion in der AfD: Mitglied im Landesvorstand Sachsen-Anhalt
Martin Reichhardt ist ein enger Verbündeter des ultrarechten Landeschefs André Poggenburg. Im Wahlkampf riss der geübte Rhetoriker Reichardt die Zuhörer mit seinen Reden mit. Innerhalb der AfD sympathisiert er mit dem Parteiflügel um Poggenburg und Björn Höcke. Früher war Reichhardt in der SPD, dort fehlte ihm jedoch das Patriotische, wie er der "Magdeburger Volksstimme" sagte. Die Republikaner verließ er wieder, die FDP wurde ihm zu beliebig.
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Frank Pasemann: 57 Jahre, Magdeburg
- Beruf: Diplom-Ökonom
- Funktion in der AfD: Landesschatzmeister
Auf einer Mitgliederversammlung der AfD-nahen Patriotischen Plattform im November 2016, die Frank Pasemann als Tagungspräsident leitete, diskutierten Mitglieder, ob man Nazis negativ beurteilen dürfe, und warben für die Einbeziehung von Rechtsextremisten. Zur Landtagswahl 2014 kandidierte Pasemann erfolglos. Danach arbeitete er im Landtag für die Fraktion, später im Wahlkreis für den Abgeordneten Oliver Kirchner, der wie Pasemann selbst zur Patriotischen Plattform gehört. Pasemann ist einer der Verbindungsleute in die Identitäre Bewegung, er soll maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die IB-Aktivisten Melanie Schmitz und Till-Lucas Wessels auf einer AfD-Kundgebung vor dem Landtag auftraten. Ein Datenleak von 2010 enttarnte Pasemann als Kunden des von Rechtsradikalen geschätzten Onlineshops Thor Steinar.
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Matthias Büttner: 26 Jahre, Stendal
- Beruf: IT-Systemkaufmann
- Funktion in der AfD: keine
Büttner war bisher Büroleiter des Landtagsabgeordneten Ulrich Siegmund. Er versicherte in der Rede nach seiner Nominierung als Kandidat, er wolle sich im Bundestag "für die Interessen unserer Heimat" einsetzen. Der auf dem Reichstagsgebäude angebrachte Schriftzug "Dem Deutschen Volke", müsse "endlich wieder mit Leben gefüllt werden“.
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Andreas Mrosek: 59 Jahre, Dessau-Roßlau
- Beruf: Ingenieur für Schiffsführung, Kanalsteurer auf dem Nord-Ostsee-Kanal
- Funktion in der AfD: Mitglied im Landtag von Sachsen-Anhalt, zweiter Stellvertreter des Fraktionsvorsitzenden André Poggenburg
Bis Mrosek 2016 in den Landtag gewählt wurde, steuerte er Schiffe durch den Nord-Ostsee-Kanal. Verkehr ist daher daher eines seiner politischen Themen, er leitet im Landtag den Verkehrsausschuss. Nach eigener Aussage denkt er national-konservativ. Allerdings war Mrosek 2002 Mitglied der Freiheitlich Deutschen Volkspartei, einer Abspaltung der rechtsextremen DVU. Und er gründete eine WhatsApp-Gruppe, deren geleakte Chatprotokolle wegen der rechsextremen Äußerungen einiger Mitglieder im Juni 2017 für Ärger sorgten.
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Bruno Hollnagel: 69 Jahre, Hoisdorf
- Beruf: Bau- und Wirtschaftsingenieur sowie Portfoliomanager
- Funktion in der AfD: Mitglied der Bundesprogrammkommission
Bislang konnte die AfD in Schleswig-Holstein keine großen Erfolge feiern. Bei der Landtagswahl im Mai brachte es die Partei nur auf 5,9 Prozent. Im Bundestagswahlkampf hat sich der schleswig-holsteinische Spitzenkandidat Hollnagel den Wählern nun als weitsichtiger Wirtschaftswissenschaftler präsentiert. Sein Kernthema ist die Kritik am Euro: Die Gemeinschaftswährung mindere den Wohlstand und führe zu "Unfrieden".
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Axel Gehrke: 75 Jahre, Grönwohld
- Beruf: Facharzt für Rehabilitation und Hochschullehrer
- Funktion in der AfD: keine
Im Kurz-Interview mit dem NDR präsentiert sich Gehrke als Sozialpolitiker, seine Themen seien Altersarmut und die Bekämpfung prekärer Arbeitsverhältnisse.
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Stephan Brandner: 51 Jahre, Gera
- Beruf: Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: Stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Landtag
Stephan Brandner lässt nichts aus, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen. Wegen Beleidigungen flog er im Mai 2016 aus einer Landtagssitzung. Er hatte zu einem CDU-Mann gesagt, dass er auch für eine Verkleinerung des Parlaments sei, wenn er ihn sehe. Im Wahlkampf trat er mit dem AfD-Kandidat Jürgen Pohl als "Die Volksanwälte" auf. Kürzlich reagierte er auf einen Zuruf einer Grünen-Abgeordneten, sich die Hosen hochzuziehen: "Frau Henfling, wenn ich Sie sehe, dann ziehe ich die Hose das nächste Mal runter."
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Jürgen Pohl: 53 Jahre, Mühlhausen
- Beruf: Elektriker, Rechtsanwalt
- Funktion in der AfD: keine
Pohl war lange Wahlkreismitarbeiter von Björn Höcke. Er bezeichnet sich als "Patriot", geriert sich als Anwalt der kleinen Leute und will sich für gerechte Löhne und Renten für Handwerker, Sozialhilfempfänger, Kleinunternehmer, Azubis, Leiharbeiter und Senioren engagieren. Er ist Mitgründer der neuen Gewerkschaft Alternativer Arbeitnehmerverband Mitteldeutschland (Alarm!). Mit Stephan Brandner macht er Wahlkampf als "Die Volksanwälte".
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Marcus Bühl: 40 Jahre, Ilmenau
- Beruf: Informatiker, Inhaber einer Medienagentur
- Funktion in der AfD: Mitarbeiter der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag
Bühl hat die AfD in Thüringen mit aufgebaut und betreut für den Landesverband die sozialen Medien. Er nennt Innere Sicherheit und Infrastruktur als seine Themen, will sich für den Breitbandausbau des Internets in Deutschland einsetzen. Sein jüngerer Bruder Andreas ist CDU-Mitglied und sitzt im Landtag. Bühl gilt als Vertreter des Höcke-Lagers.
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Robby Schlund: 50 Jahre, Gera
- Beruf: Facharzt für Orthopädie
- Funktion in der AfD: Mitglied im Landesvorstand, stellvertretender Landessprecher Thüringen
Schlund war Offizier bei der NVA, nach der Wende wurde er Sportmediziner. Nach einem Jahr in der FDP trat er 2013 aus Protest gegen den Euro in die AfD ein. Heute sagt er über sich, mit der "Alternativen Mitte" könne er sich nicht identifizieren: "Ich gehöre zum Flügel und stehe hinter Gauland und Höcke. Die sind konsequenter." Er ist mit einer Russin verheiratet und hat den Kosaken-Brauchtumsverein "Staniza Integral" in Gera gegründet.
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Anton Friesen: 32 Jahre, Erfurt
- Beruf: Politikwissenschaftler
- Funktion in der AfD: Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Mitglied im Landesvorstand der Jungen Alternative
Friesen wurde in der Sowjetunion geboren und kam 1995 als Spätaussiedler nach Deutschland. Er promovierte über das Scheitern der Sowjetunion im Afghanistankrieg und leitete die Integrationsagentur in Nordrhein-Westfalen. Migration und Innere Sicherheit nennt er als seine wichtigsten Themen. Er ist bisher als ruhiger, fleißiger Fraktionsmitarbeiter weder politisch, noch rhetorisch besonders in Erscheinung getreten.
Der Beitrag enthielt ursprünglich die 69 AfD-Mitglieder, die in den Bundestag eingezogen wären, wenn die Partei zehn Prozent der Stimmen bekommen hätte. Wir haben ihn um diejenigen ergänzt, die aufgrund des höheren Wahlergebnisses hinzugekommen sind. Gleichzeitig wurden die Abgeordneten Petry und Mieruch aus der Übersicht entfernt.
Falls Sie Ungenauigkeiten oder Fehler in unserer Übersicht entdecken, freuen wir uns über einen Hinweis. Informationen können Sie gerne in den Leserkommentaren hinterlassen oder uns über unseren anonymen Briefkasten zuschicken.
Mitarbeit: Christian Fuchs, Sascha Venohr
Die AfD sitzt im Bundestag, mit 92 Abgeordneten. Die Parteivorsitzende Frauke Petry kündigte am Montag nach der Bundestagswahl an, nicht Mitglied der Fraktion werden zu wollen. Am 4. Oktober erklärte zudem der nordrhein-westfälische Abgeordnete Mario Mieruch seinen Rückzug. Beide begründeten ihre Entscheidung mit der mangelnden Abgrenzung der Partei zu extrem rechten Positionen und Funktionären.
Am heutigen Dienstag kommt der neu gewählte Bundestag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Mit der AfD ist zum ersten Mal seit den Fünfzigerjahren eine Partei im Parlament vertreten, die sich inhaltlich deutlich rechts der CSU positioniert, die sich nationalistisch, homophob und fremdenfeindlich äußert. Doch wie viel Extremismus sitzt ab heute im Bundestag? Redakteure von ZEIT ONLINE und DIE ZEIT sind den politischen Vorhaben und Netzwerken dieser Politiker nachgegangen, haben Wahlkampfveranstaltungen besucht, Facebook-Profile und interne Dokumente ausgewertet, sich an der AfD-Basis umgehört und mit Sicherheitsbehörden gesprochen.