Als erste Partei hat die CSU einer möglichen neuen großen Koalition den Koalitionsvertrag gebilligt. Als letztes Parteigremium stimmte die CSU-Landtagsfraktion in München für den Vertrag mit CDU und SPD, wie ein Fraktionssprecher mitteilte. Der Vertrag sei ohne eigentliche Abstimmung gebilligt worden.

Zuvor hatten sich die CSU-Landesgruppe und der CSU-Vorstand einstimmig für die Vereinbarung ausgesprochen. Parteichef Horst Seehofer sagte, vor allem mit der Ressortverteilung sei der Vorstand sehr zufrieden gewesen, sagte Seehofer. Er sprach von einer sehr harmonischen Sitzung. Das Ergebnis zeige, wie schlagkräftig die CSU auch in der Bundeshauptstadt agiere. Einen eigenen Parteitag wie bei der CDU oder eine Mitgliederbefragung wie bei der SPD ist bei der CSU nicht geplant.  

In den kommenden Wochen würden einige CSU-Politiker und -Politikerinnen darauf achten, dass die vereinbarten Formulierungen auch im Sinne der Partei ausgelegt würden, kündigte Seehofer an. Auch die Koalitionspartner hätten in den kommenden Jahren viel zu tun. Er könne sich an keinen Koalitionsvertrag erinnern, der eine höhere Dichte an politischen Vorhaben formuliert hätte.

Seehofer machte auch erste Angaben zum seinem neuen Ressortbereich Heimat, der in dem von ihm geführten Innenministerium angesiedelt sein soll. Es gehe dabei nicht nur um Dirndl und Lederhosen. Der Heimatbereich betreffe natürlich die kulturellen Gewohnheiten der Deutschen. Genauso gehe es ihm aber um strukturelle Fragen, etwa um die Lebensqualität im ländlichen Raum. Die Einrichtung des Ressortbereichs im bayerischen Finanzministerium sei ein "prächtiger Erfolg" gewesen, sagte Seehofer. Und was in Bayern funktioniere, könne nur gut sein für Deutschland.

Dobrindt bietet Auftritte bei SPD-Veranstaltungen an

Auch Landesgruppenchef Alexander Dobrindt zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. Die CSU habe sich nie vor ihrem "Verantwortungsauftrag" gedrückt, sagte er. Auch er wies darauf hin, wie erfolgreich die CSU bei der Verteilung der Ministerien abgeschnitten habe. Die CSU habe dadurch die Gestaltungsmacht bei nahezu allen großen Zukunftsthemen, sagte der frühere Verkehrsminister. "Digitalisierung als Megathema" falle in den Verantwortungsbereich der Bayern.

Den Sozialdemokraten wünschte Dobrindt viel Erfolg bei der Mitgliederbefragung zum Koalitionsvertrag. Er habe der SPD erneut angeboten, auch auf ihren Veranstaltungen für den Vertrag zu werben – die habe jedoch erneut darauf verzichtet.