Es klingt verlockend, was da in einer Broschüre für ausländische Studierende stand, die die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten im April diesen Jahres herausgab. Erziehung habe in der Schweiz "schon immer" oberste Priorität gehabt, heißt es da in englischer Sprache. Vom "herausragenden Niveau der Ressourcen" an Schweizer Schulen und Universitäten ist die Rede. Am Ende der 34-seitigen Broschüre folgt ein Telefonverzeichnis der Schweizer Hochschulen und Bildungsinstitutionen.

Die Botschaft ist eindeutig: Bewerben Sie sich – es lohnt sich. Dem Aufruf sind in der Vergangenheit gerade deutsche Abiturienten nur zu gerne gefolgt. Denn während hierzulande immer mehr Bewerber um Studienplätze konkurrieren und der Numerus Clausus vielerorts immer schärfer wird, ist der NC in der Schweiz nahezu unbekannt.

Doch was die Broschüre verschweigt: Der Traum vom kostengünstigen Studieren in der Schweiz könnte bald ausgeträumt sein. Wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet, planen diverse Universitäten gerade der deutschsprachigen Schweiz zum Teil drastische Erhöhungen der Studiengebühren für ausländische Studierende.

So kostet das Studium für Ausländer an der Uni Zürich ab dem kommenden Wintersemester umgerechnet 994 Euro statt wie bisher 653 Euro. Für Schweizer Studierende bleibt der Satz bei 571 Euro. Auch der Kanton Sankt Gallen will die Studiengebühren für ausländische Studierende von umgerechnet 969 Euro auf 1.770 Euro erhöhen. Einem entsprechenden Antrag stimmte der Kantonsrat bereits im Februar zu. Zu einer Umsetzung wird es wahrscheinlich nach einer weiteren Gesetzesanpassung durch den Kantonsrat kommen – womöglich Anfang 2012. Laut NZZ wird das Thema auch im Luzerner Kantonsrat lanciert.

Der Hintergrund: In den letzten Jahren sind immer mehr ausländische Studierende in die Schweiz gekommen. Laut dem Schweizerischen Bundesamt für Statistik kamen im vergangenen Wintersemester 22 Prozent der gut 130.000 Studierenden aus dem Ausland. Die mit Abstand größte Gruppe – mehr als 10.000 Studierende – sind die Deutschen. 1997 studierten erst 12.400 Ausländer an Schweizer Hochschulen – insgesamt. Bereits im August letzten Jahres sagte daher ein Sprecher der ETH Zürich, der Zustrom sei "nicht mehr steuerbar". Man wolle nicht die Grundausbildung für andere Länder übernehmen. Auch die Uni Zürich zeigte sich wenig begeistert vom immer größeren Zustrom gerade deutscher Bachelorstudenten.

Sollen die Gebühren also dazu dienen, vor allem die im Land teilweise ungeliebten Deutschen abzuschrecken? Schließlich erregte vor einigen Jahren schon die Vielzahl deutscher Professoren in der Schweiz die Gemüter. So will der Sprecher der Uni Zürich, Beat Müller, die Maßnahme nicht verstanden wissen. Er verweist auf das Schweizer Finanzierungsmodell für die Universitäten. Wenn Studierende aus anderen Schweizer Kantonen in Zürich studieren, kommen ihre Heimatkantone für die Ausbildung auf. Dieses Schweizer Prinzip des mitwandernden Geldes sei bei Nicht-Schweizern jedoch nicht möglich. Die dadurch entstehenden Löcher würden durch die neuen Gebühren zumindest ansatzweise gestopft, sagt Müller. Gemessen an den Kosten eines Studienplatzes für das Kanton seien die Gebühren auch "nicht sehr hoch". Die Kantone überweisen sich untereinander umgerechnet zwischen 8.000 und 40.000 Euro pro Student, je nach Standort und Studienfach.

Von einer "maßvollen Erhöhung" spricht daher auch der Antrag dreier Kantonsräte der konservativen SVP, auf den die Erhöhung an der Uni Zürich zurückgeht. Dass dieser die Neuregelung ausschließlich für Bachelorstudiengänge forciert, stößt bei der Uni auf Zustimmung: "Ausländische Studierende auf der Bachelorstufe sind für uns weniger interessant." Die UZH wolle primär auf der Master- und vor allem auf der Doktoratsstufe "für sehr gute Studierende aus dem Ausland" attraktiv sein.