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AUTOMOBIL REVUE | Sechs Stunden sind nicht genug

Sechs Stunden sind nicht genug

Jean-Claude Schertenleib | 16.05.2024

Langstrecken-WM Die 6 Stunden von Spa-Francorchamps endeten erst acht Stunden nach dem Start. Es gab Überraschungen, einen heftigen Unfall – und Ärger für Ferrari.

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Fast der Sensationssieg: Neel Jani lag in Spa-Francorchamps in Führung.

War es das verrückteste Rennen aller Zeiten? Bestimmt waren die 6 Stunden von Spa-Francorchamps (B), der dritte Lauf zur Langstrecken-WM, das verrückteste Rennen der jüngeren Vergangenheit. Ein paar Fakten: Der Start erfolgte um 13 Uhr – die Zielankunft kurz vor 21 Uhr. Weiter erlebten die fast 90 000 Fans an der Strecke den ersten Sieg eines Kundenteams in der Hypercar-Klasse. In Spa gab es ausserdem einen spektakulären Unfall, der zu einem Rennunterbruch von 1:45 Stunden führt. Den wohl grössten Ärger hatte aber wohl Ferrari.

Der Scuderia wurde von der Rennleitung die Poleposition gestrichen, weil der Ferrari 499P des Fahrertrios Fuoco/Molina/Nielsen in der Nachkontrolle unter dem Mindestgewicht lag. Die Poleposition ging an den Werks-Porsche mit Campbell/Christensen/Makowiecki. Der rollte aber noch vor Ablauf der Rennhälfte nach einer Kollision aus. Für Porsche glänzten die Kundenteams. Einerseits der Jota-Rennstall, der vor dem zweiten Werks-Porsche siegte. Andererseits das Proton-Team mit dem Berner Neel Jani, der mit seinem französischen Teamkollegen Julien Andlauer das Rennen ebenfalls anführte, am Ende aber Fünfter wurde.

Die Rennaction geht weiter

Denn der Unfall, der für den Rennunterbruch sorgte, hatte auch für Jani Folgen. Nach 17 Uhr touchierte Earl Bamber im Cadillac-Hypercar bei einem Überrundungsmanöver den GT3-BMW von Sean Galeal, worauf beide Autos an Mauern und Leitplanken zerschellten. Die Piloten blieben unverletzt, die Reparatur der Leitplanken und die Bergung der Wracks dauerte aber. Nach 19 Uhr wurde das Rennen fortgesetzt, die Rennleitung hatte sich überraschend dazu entschieden, obwohl die offizielle Rennzeit abgelaufen war.

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Hypercar-Klasse: Den Sieg in Spa holte der Porsche des Jota-Teams.

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Weltmeister Sébastien Buemi auf Toyota wurde nur Sechster.

Womit wieder Ferrari den Schaden hatte. Bei Rennabbruch lagen beide 499P vor dem Jani-Porsche in Führung, mussten aber nach der Wiederaufnahme des Rennens hinter dem Safetycar zur Notbetankung, die per Reglement nur fünf Liter erlaubt, an die Box. Der Jota-Porsche hingegen war schon vor dem Unterbruch wieder vollgetankt. Aber auch Jani hatte wenig Benzin, und der Crash von Bamber hatte auch das Heck des Porsche des Berners beschädigt. «Ich spürte hinten am Auto ­einen Schlag», sagte Jani später. Der Cadillac von Bamber wurde förmlich angesaugt vom Porsche. Die Schuld am Unfall gab die Rennleitung später Bamber.

Hauptprobe vor Le Mans

So wurde der Weg frei für den Kunden-Porsche von Jota vor dem zweiten Werks-Porsche und den beiden Ferrari. Die vom Pech verfolgte Scuderia stellte in Spa-Francorchamps, bei der Hauptprobe vor dem Saisonhöhepunkt, den 24 Stunden von Le Mans (F, 15./16. Juni), zweifellos die schnellsten Hypercars. Und Toyota mit Weltmeister Sébastien Buemi? Nicht siegfähig. Peugeot mit Nico Müller? Nicht zuverlässig und schnell genug. BMW mit Raffaele Marciello? Weiterhin enttäuschend.

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Lange Gesichter: Nico Müller (l.), mit 
Peugeot-Teamkollege Mikkel Jensen)...

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...und 
BMW-Pilot Raffaele Marciello (r.) erreichten 
in Spa nicht die erhofften Resultate.

Dafür mischten die Schweizer in der GT3-Klasse an der Spitze mit. Die Iron Dames um Rahel Frey eroberten die Poleposition, führten das Rennen lange und souverän an, hatten aber bei einem Boxenstopp Probleme beim Reifenwechsel und mussten zudem kurz vor dem Ziel noch Treibstoff fassen. Was blieb, war Rang fünf in der GT3-Klasse, gleich hinter dem McLaren mit Grégoire Saucy, der zwischenzeitlich auch geführt hatte. Der Sieg in der GT3-Klasse ging auch an Porsche, die männlichen Teamkollegen der Iron Dames, die Iron Lynx, holten den dritten Platz.

«Wir haben vermutlich eines der verrücktesten Sportwagenrennen der jüngeren Vergangenheit erlebt», meinte der Schweizer Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport Hypercars von Porsche. 

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Starke GT3-Schweizer: Rahel Frey (l.) 
freute sich mit den Teamkolleginnen 
über die Poleposition...

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...Grégoire Saucy 
wurde im Rennen Vierter.

Die Schweizer in der Übersicht

• Neel Jani, Porsche (5. Platz Hypercars): Der Porsche-Pilot des Kundenteams Proton lag lange an der Spitze, war dann in den Unfall verwickelt, der zum Rennunterbruch führte.

• Sébastien Buemi, Toyota (6.): Den Toyota GR010 Hybrid hatte nicht den Speed, um an der Spitze mitzuhalten.

• Nico Müller, Peugeot (10.): Die Arbeit für Peugeot geht weiter, vier Runden nach dem Start war bereits ein Boxenstopp nötig, weil das Hybridsystem des Peugeot mit der Nummer 94 einen Fehler meldete.

• Raffaele Marciello, BMW (11.): Während der erst dieses Jahr präsentierte Hypercar Alpine A424 überraschte, sind die BMW M Hybrid V8 noch weit von der Spitze entfernt.

• Grégoire Saucy, McLaren (4. Platz LMGT3): Der Jurassier führte die GT-Klasse bis 16 Minuten vor Schluss an. «Wir müssen noch kleine Dinge anpassen. Weit sind wir von den Klassenbesten aber nicht entfernt.»

• Rahel Frey, Lamborghini (5.): Der Lamborghini der Iron Dames führte lange Zeit die GT-Klasse an, musste aber in den letzten Minuten des Rennens zum Tankstopp an die Box. Herausragend war die Poleposition tags zuvor des Frauenteams um die Solothurnerin.

• Thomas Flohr, Ferrari (6.): Ein gleichmässiges Rennen, aber die Porsche, Lamborghini und der McLaren waren schneller. JCS

Fotos: WEC, Porsche

Resultate

Spa-Francorchamps (B). 3. Lauf. Gesamtklassement: 1. (1. Platz Kategorie Hypercars) W. Stevens/C. Ilott (GB), Jota-Porsche 963, 141 Runden, 5:57:31.542 Stunden. 2. K. Estre/A. Lotterer/L. Vanthoor (F/D/B), Penske-Porsche 963, 12.363 Sekunden zurück. 3. A. Fuoco/M. Molina/N. Nielsen (I/E/DK), Ferrari 499P, 1:14.020 Minuten zurück. 4. A. Pier Guidi/J. Calado/A. Giovinazzi (I/GB/I), Ferrari 499P, 1:17.710. 5. Neel Jani/J. Andlauer (CH/F), Proton-Porsche 963, 1:26.326. 6. Sébastien Buemi/B. Hartley/R. Hirakawa (CH/NZ/J), Toyota GR010 Hybrid, 1:34.955. Ferner: 10. M. Jensen/Nico Müller (DK/CH), Peugeot 9X8, 1 Runde zurück. 11. D. Vanthoor/Raffaele Marciello/M. Wittmann (B/CH/D), BMW M Hybrid V8, 1 Rd. 19. (4. LMGT3) J. Cottingham/N. Costa/Grégoire Saucy (GB/BR/CH), McLaren 720S, 11 Rdn. 20. S. Bovy/Rahel Frey/M. Gatting (B/CH/DK), Lamborghini Huracán, 11 Rdn. 21. Thomas Flohr/F. Castellacci/D. Rigon (CH/I/I), Ferrari 296, 11 Rdn. – 37 Autos gestartet, 29 klassiert.

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