Textbibel 1899 1Ein Maskil Asaphs. Vernimm, mein Volk, meine Unterweisung, neigt euer Ohr den Worten meines Mundes! 2Ich will meinen Mund zu Sprüchen aufthun, will Rätsel aus der Vorzeit verkünden. 3Was wir gehört und erfahren, und was unsere Väter uns erzählt haben, 4wollen wir ihren Kindern nicht verhehlen, indem wir dem nachfolgenden Geschlechte die ruhmwürdigen Thaten Jahwes erzählen und seine Macht und die Wunder, die er gethan hat. 5Er stellte ein Zeugnis in Jakob auf und gab eine Weisung in Israel, indem er unseren Vätern gebot, sie ihren Söhnen kundzuthun, 6damit das nachkommende Geschlecht sie erführe, die Söhne, die geboren würden, damit sie aufträten und ihren Söhnen davon erzählten, 7damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzten und der großen Thaten Gottes nicht vergäßen und seine Gebote hielten 8und nicht wie ihre Väter würden, ein abtrünniges und widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht, das nicht festes Sinnes war, und dessen Geist nicht treulich an Gott hielt. 9Die Söhne Ephraims, die Bogengerüsteten, kehrten am Tage des Kampfes um. 10Sie hielten den Bund Gottes nicht und wollten nicht nach seinem Gesetze wandeln. 11Sie vergaßen seine großen Thaten und seine Wunder, die er sie hatte schauen lassen. 12Vor ihren Vätern hatte er Wunder gethan in Ägypten, im Gefilde von Zoan. 13Er spaltete das Meer und ließ sie hindurchgehn und stellte die Wasser auf wie einen Damm. 14Er leitete sie tagsüber mit der Wolke, die ganze Nacht hindurch mit feurigem Schein. 15Er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie wie mit Fluten in Fülle. 16Er ließ Bäche aus dem Felsen hervorgehn und Wasser in Strömen herabfließen. 17Dennoch sündigten sie weiter gegen ihn, indem sie sich in der Wüste gegen den Höchsten empörten. 18Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, indem sie Speise für ihr Gelüsten forderten. 19Sie redeten wider Gott und sprachen: "Kann wohl Gott in der Wüste einen Tisch anrichten? 20"Wohl schlug er den Felsen, daß Wasser strömten, und Bäche sich ergossen; "vermag er wohl auch Brot zu geben oder seinem Volke Fleisch zu verschaffen?" 21Darum, als Jahwe das hörte, entrüstete er sich, und Feuer entzündete sich wider Jakob, und Zorn stieg herauf über Israel, 22weil sie Gotte nicht glaubten und auf seine Hilfe nicht vertrauten. 23Und er gebot den Wolken droben und öffnete die Thüren des Himmels, 24ließ Manna auf sie regnen, daß sie zu essen hätten, und verlieh ihnen Himmelskorn. 25Engelbrot hatte jedermann zu essen; er sandte ihnen Zehrung in Fülle. 26Er ließ den Ostwind am Himmel aufbrechen und führte durch seine Stärke den Südwind herbei. 27Er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub und beflügelte Vögel wie Sand am Meer. 28Mitten in sein Lager ließ er sie fallen, rings um seine Wohnung her. 29Da aßen sie und wurden gründlich satt, und er befriedigte ihr Gelüst. 30Noch hatten sie sich ihres Gelüstes nicht entschlagen - sie hatten ihre Speise noch im Mund - 31da stieg der Zorn Gottes über sie herauf und würgte unter ihren Fetten und streckte die Jünglinge Israels nieder. 32Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder. 33Darum ließ er ihre Tage wie einen Hauch dahinschwinden und ihre Jahre in bestürzender Schnelle. 34Wenn er sie würgte, so fragten sie nach ihm und wendeten sich zurück zu Gott 35und gedachten daran, daß Gott ihr Fels und Gott, der Höchste, ihr Erlöser sei. 36Sie beschwatzten ihn mit ihrem Munde und logen ihm mit ihrer Zunge; 37aber ihr Sinn war ihm gegenüber nicht fest, und sie hielten nicht treulich an seinem Bund, 38während doch er barmherzig war, Schuld vergab und sie nicht vertilgte, gar oft von seinem Zorn abließ und nicht seinen ganzen Grimm aufbot. 39Denn er gedachte daran, daß sie Fleisch seien, ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkommt. 40Wie oft empörten sie sich gegen ihn in der Wüste, betrübten sie ihn in der Einöde! 41Immer wieder versuchten sie Gott und kränkten den Heiligen Israels. 42Sie gedachten nicht an seine gewaltige Hand, an den Tag, da er sie vom Feinde befreit hatte, 43da er seine Zeichen in Ägypten hinstellte und seine Wunder im Gefilde von Zoan. 44Denn er verwandelte ihre Ströme in Blut und ihre Bäche, damit sie nicht trinken könnten. 45Er sandte Hundsfliegen gegen sie, die fraßen sie, und Frösche, die verderbten sie. 46Er gab ihr Gewächs dem Ungeziefer preis und was sie erarbeitet, der Heuschrecke. 47Er erschlug ihre Weinstöcke mit Hagel und ihre Maulbeerfeigenbäume mit Schloßen. 48Er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden den Blitzen. 49Er entsandte wider sie die Glut seines Zorns, Wut und Grimm und Drangsal, eine Schar von Unglücksengeln. 50Er ließ seinem Zorne freien Lauf, entzog ihre Seele nicht dem Tod und überlieferte ihr Leben der Pest. 51Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten, die Erstlinge der Manneskraft in den Zelten Hams. 52Und er ließ sein Volk ausziehen wie Schafe und leitete sie in der Wüste wie eine Herde. 53Er führte sie sicher, und sie brauchten sich nicht zu fürchten; ihre Feinde aber bedeckte das Meer. 54Er brachte sie in sein heiliges Gebiet, zu dem Berge, den seine Rechte erworben hatte. 55Er vertrieb vor ihnen Völker, verloste ihr Land zum erblichen Besitz und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen. 56Aber sie versuchten Gott, den Höchsten, und empörten sich gegen ihn und hielten seine Gebote nicht. 57Sie wandten sich ab und waren treulos wie ihre Väter, wandelten sich, wie ein trügerischer Bogen. 58Sie erzürnten ihn mit ihren Höhen und erregten seinen Eifer durch ihre Bilder. 59Da Gott das vernahm, entrüstete er sich und verwarf Israel völlig. 60Er gab die Wohnung zu Silo preis, das Zelt, wo er unter den Menschen wohnte, 61ließ seine Macht in die Gefangenschaft wandern und seine Zier in die Gewalt des Feindes. 62Er gab sein Volk dem Schwerte preis und entrüstete sich über sein Besitztum. 63Seine Jünglinge fraß das Feuer, und seine Jungfrauen blieben ohne Hochzeitslied. 64Seine Priester fielen durch das Schwert, und seine Witwen hielten keine Totenklage. 65Da erwachte der Herr wie ein Schlafender, wie ein Held, der vom Weine besiegt ward. 66Und er schlug seine Feinde zurück: ewige Schmach brachte er über sie. 67Und er verwarf das Zelt Josephs und erwählte nicht den Stamm Ephraim, 68sondern erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er liebgewonnen. 69Und er baute so fest wie die Himmelshöhen sein Heiligtum, wie die Erde, die er für die Ewigkeit gegründet hat. 70Er erwählte seinen Knecht David und nahm ihn von den Schafhürden hinweg. 71Von den säugenden Schafen holte er ihn weg, daß er sein Volk Jakob weide und Israel, sein Besitztum. 72Und er weidete sie in Herzenseinfalt und führte sie mit kluger Hand. Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |