„Erzählperspektive“ – Versionsunterschied
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== Grundlagen ==
Erzählen ist für
Der [[Autor]] kreiert einen Erzähler, der dem [[Lesen|Leser]] die Erzählung versprachlicht präsentiert. Dabei ist die [[Relation (Philosophie)|Beziehung]] des Erzählers zur erzählten Geschichte bedeutsam. In der deutschsprachigen Narratologie werden die Termini „Standpunkt“ oder
== Begriffe ==
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* Introspektion
* Wertung.
Ihnen können attributiv qualitative Eigenschaften zugeordnet werden, etwa dem Blickpunkt externer oder intern, dem Blickwinkel breit oder eng, der Blickdistanz fern oder nah, der Wahrnehmung Erzähler oder Figur, dem Wissenshorizont unbeschränkt oder beschränkt, der Introspektion Außensicht oder
Die Innenperspektive ist die Position des homodiegetischen (i.S. von Genette) oder diegetischen Erzählers (i.S. von Schmid), er erzählt und berichtet aus der Perspektive der Figur heraus, indem er Selbsterlebtes und Eigenes als nicht „Fremdes“ versprachtlicht.
Der heterodiegetische oder nichtdiegetische Erzähler (primär, sekundär etc.) erzählt in einer Außenperspektive „Fremdes“, also aus einer Position des nicht
== Ansätze ==
Zeile 47:
Ein konkretes Beispiel, das sich in Stanzels Typenkreis sehr nahe an dem idealtypischen Modell der Personalen Erzählung orientiert, wäre die [[erlebte Rede]], in der keine Erzählerstimme von der Figurenrede zu unterscheiden ist. Hier wäre der Erzähler zwar nicht mit der Figur identisch, wie in der Ich-Erzählung, hätte aber eine Innenperspektive.
[[Datei:Stanzels kleiner Typenkreis.png|mini|400px|Darstellung von [[Franz K. Stanzel]]s kleinem Typenkreis, modifiziert aus ''Theorie des Erzählens.'' (1995)<ref>[[Franz K. Stanzel]]: ''Theorie des Erzählens.'' (=UTB 904), 6. unveränderte Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-8252-0904-0, S. 81</ref> <small>Die '''Konstituenten''' sind die kräftigeren Linien, welche die Kreissehnen bilden.
=== Unterschiedliche Erzählperspektiven ===
Zeile 53:
* Ich-Erzählsituation<ref>weist Ähnlichkeiten zu dem Modell von [[Gérard Genette]] auf, hier als [[Fokalisierung#Nullfokalisierung|Nullfokalisierung]]</ref>, lässt sich [[Paraphrase (Sprache)|paraphrasieren]] mit den [[Stichwort (Dokumentation)|Stichwörtern]]: Handlungsfigur, Erzähler steht im Vordergrund, nur begrenzte Perspektive, emotionale Nähe
* auktoriale Erzählsituation<ref>Ähnlichkeiten zum Modell von Gérard Genette, hier [[Fokalisierung#Interne Fokalisierung|Interne Fokalisierung]]</ref>, lässt sich umschreiben mit: gewissermaßen allwissend, distanziert, alle Zeitebenen, wendet sich an den Leser
* personale Erzählsituation, lässt sich umschreiben mit: [[Reflektor (Literatur)|Reflektorfigur]] steht im Vordergrund, ist innerhalb des Geschehens, keine Erläuterungen
Für die ausführliche Beschreibung dieser Grundtypen: siehe [[typologisches Modell der Erzählsituationen]].<ref> Schema und [[Entscheidungsbaum]] (''decision tree'') im Sinne der Stanzelschen Terminologie [https://www.xn--prfung-ratgeber-0vb.de/wp-content/uploads/2013/05/erzaeler.png]</ref>
Zeile 60:
* „Neutraler“ Erzähler („Neutrale Erzählform“)<ref>Ähnlichkeiten zum Modell von Gérard Genette, hier [[Fokalisierung#Externe Fokalisierung|Externe Fokalisierung]]</ref>, umschrieben mit: nicht wahrnehmbar, scheinbar nicht wertend, mit einem gewissen Grad an „Objektivität“
Der neutrale Erzähler tritt meistens in sachlichen Texten auf. Er kommentiert weder das aktuelle Geschehen, noch überblickt er Vergangenheit und Zukunft der dargestellten Welt. Ein neutraler Erzähler befindet sich meist in Texten, in denen die direkte Rede überwiegt (Beispiel: „Ich habe Ihnen aber doch gestern das Formular gegeben“, ''sagte er mit einem besorgten Gesicht.''). Weiterhin ist dieser Erzählertyp kein Teil der Figurenwelt und beschreibt lediglich, was äußerlich sichtbar ist. Eine solche Erzählsituation liegt in aller Regel im Drama vor. Durch seine große Zurückhaltung ist dieser Erzähler unauffällig und wird bei der Suche nach der Bedeutung einer Geschichte – gerade in der Dramatik – für weniger relevant erachtet.
=== Erzählperspektive bei Genette ===
{{
[[Gérard Genette]] unterscheidet, im Gegensatz zu Stanzel, zwischen Modus (''Wer sieht?'') und Stimme (''Wer spricht?''). Die Begriffe Distanz und [[Fokalisierung]] beziehen sich dabei auf den Modus, der Begriff der [[Diegese]] auf die Stimme. Die Fokalisierung bezeichnet, was der Erzähler über die Figur und die
Der Erzähler kann nach Genette in der Handlung als Figur vorkommen, also Teil der Diegese sein, oder nicht. Beide Erzählsituationen können jeweils weiter unterschieden werden in „von innen-analysierte Ereignisse“ und „von außen beobachtete Ereignisse“:<ref>Gérard Genette: ''Die Erzählung''. UTB, Stuttgart 1998, S. 132</ref>
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Mit der personalen oder figuralen Perspektive wird die Übernahme der Sichtweise einer oder mehrerer Figuren auf das zu erzählende Geschehen beschrieben, es wird damit zum Bericht aus deren persönlichen, individuellen und subjektiven Sicht auf die Welt.
Ein Vergleich zum Genetteschen Begriff der „internen Fokalisierung“ bietet sich an. In diesem Fall ist die Wahrnehmung auch an eine Figur gebunden, über den Erzähler werden Informationen zum „Innenleben“ der Figur gegeben. Damit nimmt der Erzähler ebenso viel oder genauso wenig wahr wie die präsentierte Figur. Im Schmidschen Sinne schließt die Übernahme der Sicht durch eine Figur
In der narrationalen Perspektive übernimmt der Erzähler nicht komplett die Sicht einer Figur. Die narrationale Perspektive ist immer anwesend, auch dann, wenn der Erzähler „objektiv“ zu sein scheint. Deshalb gibt es im Schmidschen Modell keine „neutrale Perspektive“.
Die personale und narrationale Perspektive treten sowohl im [[Erzähltheorie#
* Ein narrational nichtdiegetischer Erzähler entwickelt eine eigene Perspektive. Die Erzählinstanz kann durchaus in die Personen hineinschauen, was aber keine zwangsläufige Voraussetzung ist. Entscheidend ist, dass er nicht Teil der Diegese ist und seine Wiedergabe (idealerweise) unabhängig von der Wahrnehmung durch die Figuren bleibt.
Zeile 113:
* Perzeptive Perspektive: Wessen Sichtweise wird angenommen (im Sinne einer [[Perspektivenübernahme]])? Übernimmt der Erzähler die „Sicht“ eines Subjekts, einer Figur? Eine Beschreibung des „Inneren“ einer Figur kann aber nicht gleichgesetzt werden damit, dass der Erzähler die Sicht der Figur gänzlich übernimmt, also sie ebenfalls vertritt. Die perzeptive Perspektive zeigt nur, ob Erzähler und Figur dieselbe Meinung, Sicht- oder Denkweise auf die erzählte Welt haben oder eben nicht.
** Personal/figural: Die Sichtweisen von Erzähler und Figur sind identisch.
** Narratorial: Die Sicht des Erzählers weicht von der
* Ideologische Perspektive: Beobachtende Subjekte, die der gleichen Ereignisse gewahr werden, nehmen es aufgrund ihres „Inneren“ unterschiedlich wahr.
** Personal/figural: Übernahme des Erzählers aus den Wertungen der Figur. Konsistenz der Werte
** Narratorial: Der Erzähler entwickelt seine eigenen Wertungskriterien.<ref>[[Meinhard Mair]]: ''Erzähltextanalyse. Modelle, Kategorien, Parameter.'' ibidem, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8382-0719-3, S. 164–165</ref><ref>Silke Lahn, Jan Christoph Meister: ''Einführung in die Erzähltextanalyse.'' J.B. Metzler, Stuttgart 2008. (3., aktual. Auflage. 2016, ISBN 978-3-476-02598-2, S. 121–126)</ref>
Zeile 154:
<references />
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[[Kategorie:Literaturwissenschaft]]
[[Kategorie:
[[Kategorie:Literarischer Begriff]]
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