Gaijin
Das japanische Wort gaijin (japanisch
Historischer Hintergrund
BearbeitenHistorisch gesehen handelt es sich bei gaijin nicht um eine Kontraktion von gaikokujin. Die ältesten Belege für das aus dem Chinesischen – chinesisch
Dem 1603 von portugiesischen Jesuiten in Nagasaki gedruckten „Vocabulario da Lingoa de Iapam“ zufolge schloss „Guaijin“ semantisch auch Menschen aus anderen Ländern ein, doch benutzte man seit dem 16. Jahrhundert in Anlehnung an chinesische Wortwahl für die als fremd empfundenen Europäer eine Reihe spezifischer Termini wie „Südbarbaren“ (nambanjin,
Die meisten dieser Ausdrücke verschwanden nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem allgemeinen Sprachgebrauch. Nambanjin und kōmōjin dienen heute als Fachtermini der Geschichtsschreibung; ersterer hat im Alltagsjapanischen durch das Andenken- und Kunstgewerbe inzwischen gar eine romantisierende Konnotation erhalten. Mit der Zunahme der ausländischen Wohnbevölkerung in Japan stieg auch unter den Einheimischen das Bewusstsein für den leicht pejorativen Beiklang von gaijin. Diverse Zwischenfälle und Prozesse beschleunigten diesen Vorgang. Großes Aufsehen erregte im Jahr 2001 der Fall des in den USA geborenen japanischen Staatsbürgers Debito Arudou und seiner Familie, dem in Otaru (Hokkaidō) der Zugang zu einer Therme verweigert wurde. Arudo und zwei weitere Kläger führten einen Prozess bis zum Obersten Gerichtshof, in dem der Betreiber der Therme zu einer Schadensersatzzahlung von jeweils einer Million Yen (ca. 8000 Euro) an jeden der Kläger verurteilt wurde. Die Bezeichnung erscheint noch heute in Publikationen westlicher Autoren – zumeist, um auf die exponierte Stellung westlicher Ausländer in Japan hinzuweisen.[17]
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑
外人 . In: Wadoku. Abgerufen am 20. August 2020. - ↑ Edwin O. Reischauer: Japan: the Story of a Nation. Hrsg.: Alfred A. Knopf. 3. Auflage. Alfred A. Knopf Inc., New York 1981, ISBN 0-394-51362-2, S. 255 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – online im Internet Archive).
- ↑ Endymion Wilkinson: Japan versus Europe: a History of Misunderstanding. überarbeitete Auflage. Penguin Books, Harmondsworth, Middlesex 1983, ISBN 0-14-022469-6, S. 126 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – online im Open Library).
- ↑
放送 禁止 用語 一覧 – Überblick der in Funk- und Druckmedien verbotenen Wörter (japanisch) - ↑
外国 人 . In: Wadoku. Abgerufen am 20. August 2020. - ↑
Begriff „
外人 – wairen“. In: leo.org. Abgerufen am 20. August 2020 (chinesisch, deutsch). - ↑
Begriff „
外人 – wairen“. In: zdic.net. Abgerufen am 20. August 2020 (chinesisch, englisch). - ↑ Nihon kokugo daijiten. Shogakukan, 2000-2002. Einige im 16. Jahrhundert redigierte Versionen des klassischen Zeichenlexikons Setsuyōshū ersetzen das zweite Schriftzeichen
人 (Mensch, Person) durch das gleichlautende仁 (Menschlichkeit) und schreiben gaijin als外 仁 . - ↑ Vgl. auch Georg Simmels „Exkurs über den Fremden“ (1908)
- ↑
南蛮 人 . In: Wadoku. Abgerufen am 20. August 2020. - ↑
紅毛 人 . In: Wadoku. Abgerufen am 20. August 2020. - ↑
紅毛 . In: Wadoku. Abgerufen am 20. August 2020. - ↑
異人 . In: Wadoku. Abgerufen am 4. Juli 2022. - ↑
異 邦人 . In: Wadoku. Abgerufen am 4. Juli 2022. - ↑
異国 人 . In: Wadoku. Abgerufen am 4. Juli 2022. - ↑
内国 人 . In: Wadoku. Abgerufen am 4. Juli 2022. - ↑ Siehe z. B. Martin B. Stanzeleit: Neugierig auf Japan: Entdeckungen und Erlebnisse eines Gaijin im Land der aufgehenden Sonne. Wiesenburg, 2013, S. 32–36.