Geisha
Als Geisha (jap.
Geishas sind für ihre aufwendige Maskerade und prachtvolle Kostümierung bekannt, sie gelten weltweit als Schönheitsideal und, neben Mikos, Samurai und Tennō, als „das Kultursymbol Japans schlechthin“. Bis heute wird das Bild der Geisha mit Begriffen wie „Anmut“, „Eleganz“ und „Exotik“ verbunden, sie gelten auch als Symbol von Kultur, Tradition und Exklusivität. Entgegen hartnäckiger Klischees und Gerüchte bieten Geishas keine sexuellen Dienstleistungen an, sie sind keine Prostituierten. Der Beruf der weiblichen Geisha lässt sich bis in die japanische Frühzeit zurückverfolgen, wurde aber erst im 17. Jahrhundert offiziell anerkannt. Seit der Shōwa-Zeit ist der Beruf wieder stark rückgängig. Heute gilt es als Zeichen von Wohlstand und Prestige, eine Geisha engagieren zu können, um sie bei Feiern und Veranstaltungen auftreten zu lassen.[1]
Etymologie
BearbeitenDer Begriff Geisha setzt sich aus zwei Schriftzeichen zusammen, die jeweils ursprünglich der traditionellen chinesischen Schrift entstammen. Das Ideogramm
Geschichte
BearbeitenDer Beruf der Geisha lässt sich bis in die Asuka-Zeit im 6. Jahrhundert zurückverfolgen. Zu dieser Zeit wurden Mädchen im Alter von 7–9 Jahren als sogenannte Saburuko (サブル
Aufgaben und Darbietungen
BearbeitenModerne Geishas sind, wie bereits eingangs erwähnt, keine Prostituierten. Obwohl die Zeremonie des Mizuage (
Geishas treten für gewöhnlich in Teehäusern, den sogenannten Chaya (
Zu den gängigen Darbietungen gehört das Singen und Musizieren. Geishas spielen bevorzugt drei Instrumente: die Shamisen (
Tracht
BearbeitenWie bereits eingangs erwähnt, sind Geishas für ihre aufwendige, makellos wirkende Maskerade und ihre prachtvollen Kimonos bekannt. Die gesamte Ausstaffierung ist stets perfekt aufeinander abgestimmt und unterliegt strengen und strikten Regeln. Allein für das Schminken gibt es genaueste Vorgaben, welches Makeup in welcher Reihenfolge wie aufzutragen ist. Auch die Accessoires müssen zur Kleidung und sogar zur Jahreszeit passen. Dabei wird dem aufmerksamen Betrachter nicht entgehen, dass vollwertige Geishas und Hōkan deutlich bescheidener aufgemacht sind als Maikos. Der Grund dafür ist der Umstand, dass Maikos mit ihrer natürlichen Jugend und Schönheit ihre Geisha-Gilde besonders gut repräsentieren können – je kunstvoller, schöner und anmutiger eine Maiko auftritt, desto höher steigt das Ansehen der Gilde und desto mehr wohlhabende Kunden kann sich das Haus davon erhoffen. Maikos sind also gewissermaßen das Aushängeschild der Geishas und ihrer Gilden.[8][9]
Make-up
BearbeitenDas Auftragen und Kombinieren des Makeups nimmt das Meiste der Vorbereitungszeit in Anspruch. Bis zu 3 Stunden kann es dauern, bis die Maskerade vollständig und ebenmäßig aufgetragen ist. Die präzise und strikte Einhaltung der Reihenfolge sowie eine ruhige Hand sind unerlässlich für ein makelloses Ergebnis.[8][9]
Bis in die Kamakura-Zeit benutzten Kurtisanen, Oiran, Maikos und Geishas ein weißes Puder, das stark bleihaltig war – mit katastrophalen Konsequenzen für ihre Haut und Gesundheit. Das hochgiftige Blei vernarbte mit der Zeit nicht nur die Haut, sondern führte auch zu schleichenden Vergiftungserscheinungen. Und weil die Frauen mit zunehmendem Alter verzweifelt bemüht waren, ihre Hautschäden zu vertuschen, benutzten sie immer mehr Puder. Dies führte zu einer erhöhten Sterberate, bis man in Japan auf das Geheimnis der Bleivergiftung kam. Fortan benutzten die Frauen Reispulver und feine Kreide als natürliche Grundlage für ihr Makeup. Heute wird spezielles Makeup als hautfreundliches Fertigprodukt vertrieben.[8][9]
Karriere und Beruf
BearbeitenKarriere
BearbeitenSeit der Shōwa-Zeit muss eine Frau mindestens 16 Jahre alt sein, um mit der Ausbildung zur Geisha beginnen zu dürfen. Wenn eine junge Frau sich dazu entschließt, eine Geisha zu werden, lässt sie sich dazu in einer Art „Geisha-Schule“ ausbilden, die als Ryū-ha (
Zu den schwierigsten Künsten, die eine Maiko erlernt, gehören das Musizieren, das Auswendiglernen der Lied- und Gedichttexte und die Teezeremonie. Die Ausbildung wird von einem speziellen Meister, Iemoto (
Ausübung
BearbeitenDas Engagieren einer Geisha ist heute für gewöhnlich nur ausgesuchten Gästen vorbehalten. Die Buchung erfolgt bei einem Kemban (
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten die meisten Geishas einen Dan'na (
Berufsrisiken
BearbeitenZu der Zeit, als weibliche Geishas als offizielle Berufsgruppe anerkannt wurden, erlebten das Nō-, Bunraku- und Kabukitheater ihre erste Blütezeit. Allen vorgenannten Berufsgruppen (Kurtisane, Oiran, Hōkan, Geisha und Schauspieler) ist gemeinsam, dass die ausübenden Personen kunstvoll geschminkt und aufwendig kostümiert sind. Dabei können bestimmte Maskeraden, Frisuren und Kostümierungen, aber auch bestimmte Gesten und Mimiken als „erotisch“ bis „anzüglich“ empfunden werden. Für die Darsteller und Schauspieler birgt dies die Gefahr der Übergriffigkeit bis hin zur Vergewaltigung. Da Hōkan, Geishas und Theaterschauspieler aber keine Prostitution ausüben dürfen und dies in den allermeisten Fällen auch gar nicht wünschen, bedarf es des besonderen Schutzes dieser Personengruppen. Die Verwechslung von Hōkan und Geishas (seltener Theaterschauspieler) mit Oiran und Kurtisanen in der westlichen Welt rührt daher, dass diese im Altertum auch Kimonos trugen und ähnlich geschminkt waren. Oiran und Geishas waren (und sind) beide gleichermaßen dem Risiko der Vergewaltigung ausgesetzt. Dadurch drohten ungewollte Schwangerschaften, die nicht nur das Ende der Karriere für die Damen bedeuteten: Ungewollte Schwangerschaften bei Prostituierten und Geishas sorgten regelmäßig für Skandale, Familienfehden bis hin zu Morden und Suiziden. Auch dies sollten scharfe Gesetze und einschneidende Auflagen verhindern. Aus diesen Gründen wurde am 24. Mai 1956 ein besonderes Anti-Prostitutionsgesetz eingeführt. Vergewaltigungen und ungewollte Schwangerschaften sind bis heute ein Problem und werden nicht selten tabuisiert, weshalb in Japan regelmäßig Aufklärungskampagnen stattfinden.[12][5]
Geishas in der Moderne
BearbeitenGeishas gelten in Japan heute als Bewahrerinnen althergebrachter Traditionen und Bräuche. Man verbindet sie mit alten Künsten und Kulturen wie dem Nō-Theater und dem Kabuki, aber auch mit den alten Schulen des Tanzes. Geishas sind es auch, die dazu beitragen, dass Künste wie das Ikebana, das Herstellen von Perücken und Kimonos und die Teezeremonie erhalten bleiben und nicht vergessen werden. In der westlichen Welt gelten sie, wie bereits angemerkt, noch heute als Sinnbild von unvergänglicher Schönheit und Jugend, Schmink-Tutorials sind zeitlos populär. In der breiten Öffentlichkeit gelten Geishas aber auch noch immer als Erotik-Ikonen und als „verführerisch“. Dies stellt für heute noch arbeitende Geishas häufig ein gewisses Problem bis Risiko dar, Übergriffe sind nicht selten. In den Vierteln, in denen Geishas auftreten, den sogenannten Hanamachi (
Im Dezember 2007 debütierte in Tokio zum ersten Mal eine westliche Frau als Geisha unter dem Namen Sayuki.[14] Seit 2012 gibt es zwei Ausländerinnen, die als Geisha in Japan arbeiten und den japanischen Geisha-Verbänden angehören: Ibu, eine Geiko ukrainischer Abstammung, die in Anjō auftritt,[15] und Fukutaro (Isabella Onou), rumänische Staatsangehörige, die im Bezirk Izu-Nagaoka in Shizuoka arbeitet.[16]
Literatur
Bearbeiten- D.E. De Becker: The Nightless City of The Geisha. Taylor and Francis, Hoboken 2012, ISBN 978-1-136-18339-3.
- Melissa Hope Ditmore: Encyclopedia of Prostitution and Sex Work, Vol. 1. Greenwood Publishing Group, Westport (Con.) 2006, ISBN 978-0-313-32968-5.
- Bonnie G. Smith: The Oxford Encyclopedia of Women in World History, Volume 1. Oxford University Press, Oxford (UK) 2008, ISBN 978-0-19-514890-9.
- Kelly M. Foreman: The Gei of Geisha: Music, Identity and Meaning. Taylor & Francis, London 2017, ISBN 978-1-351-54409-2.
- Lesley Downer: Women of the Pleasure Quarters: The Secret History of the Geisha. Broadway Books, New York 2001, ISBN 978-0-7679-0972-3.
- Allison Lowery: Historical Wig Styling: Victorian to the Present. Routledge, New York 2020, ISBN 978-0-429-74968-1.
Weblinks
Bearbeiten- Ausführliches Glossar ( vom 25. Oktober 2007 im Internet Archive) (englisch)
- Historische Fotografien von Maikos aus Gion Kobu, ca. 1950 (japanisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bonnie G. Smith: The Oxford Encyclopedia of Women in World History, Volume 1. Oxford (UK) 2008, S. 350–352.
- ↑ Kelly M. Foreman: The Gei of Geisha. London 2017, S. 4–6 u. 19.
- ↑ Sibylle Herden: Die Rolle der Frau in Japan. GRIN, Leipzig 2008, ISBN 978-3-640-16725-8, S. 4–7.
- ↑ D.E. De Becker: The Nightless City of The Geisha. Hoboken 2012, S. 301–303.
- ↑ a b D.E. De Becker: The Nightless City of The Geisha. Hoboken 2012, S. 3–7.
- ↑ D.E. De Becker: The Nightless City of The Geisha. Hoboken 2012, S. 67–74.
- ↑ a b c Kelly M. Foreman: The Gei of Geisha. London 2017, S. 16–19, 32–35 u. 72.
- ↑ a b c Allison Lowery: Historical Wig Styling. New York 2020, S. 311–316.
- ↑ a b c Lesley Downer: Women of the Pleasure Quarters. New York 2001, S. 28–32.
- ↑ a b Lesley Downer: Women of the Pleasure Quarters. New York 2001, S. 33, 52–56.
- ↑ James Davies: 12 Things You Didn’t Know About Geisha. Internetartikel vom 8. August 2022 auf tsunagujapan.com. (englisch).
- ↑ Susan L. Burns, Barbara J. Brooks: Gender and Law in the Japanese Imperium. University of Hawaii Press, Honolulu 2013, ISBN 978-0-8248-3919-2, S. 48–53.
- ↑ Melissa Hope Ditmore: Encyclopedia of Prostitution and Sex Work, Vol. 1. Westport (Con.) 2006, S. 181–186.
- ↑ Edan Corkill: Sayuki: Aussie geisha speaks out. In: The Japan Times. Internetartikel vom 29. Juni 2008 auf japantimes.co.jp (englisch).
- ↑ Chūnichi Shimbun, 1st of October 2011, 3rd opening
- ↑ Rob Gilhooly: Romanian woman thrives as geisha, The Japan Times, 23. Juli 2011. Abgerufen am 16. Dezember 2014 (englisch).