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Runder Tisch – Wikipedia

Runder Tisch

symbolische Sitzordnung

Ein Runder Tisch wird oft als symbolische Sitzordnung eingesetzt, bei der keine Hierarchie, sondern die Gleichberechtigung aller Teilnehmer herausgestellt wird. Er wird eingesetzt zur Klärung abweichender Interessen oder zur Bewältigung von Krisen, um einen von allen Seiten anerkannten Kompromiss zu finden.

Ein geschichtliches Beispiel sind die Runden Tische, an denen die Revolutionen im Jahr 1989 ausgehandelt wurden.[1]

Der Begriff ist verwandt mit der legendären Tafelrunde am Hofe von König Artus (französisch table ronde, englisch round table) und umfasst sowohl die mittelalterliche als auch die moderne Bedeutung.

Der Runde Tisch ist zudem eine Form der Bürgerbeteiligung in Dialog- und Beteiligungsforen, um Zusammenarbeit zwischen gesellschaftlichen Institutionen und Bürgerschaft zu fördern.[2]

Verwendung beim Zusammenbruch des Ostblocks

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Gespräche am Runden Tisch in Polen 1989

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Die erste Verwendung als eigenständiger Begriff bezeichnete die Gespräche am Runden Tisch in Polen, die in der Übergangsphase vom sozialistischen Staat zur demokratischen Republik zwischen dem 6. Februar und dem 5. April 1989 stattfanden. Teilnehmer waren Vertreter der regierenden Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP), der oppositionellen Gewerkschaft Solidarność, der katholischen Kirche und anderer Gruppen. Das erste Treffen am Runden Tisch fand am 6. Februar 1989 statt.[3]

Diese Ergebnisse der Gespräche leiteten nicht nur das sanfte Ende der kommunistischen Parteiherrschaft in Polen ein, sondern hatten auch eine größere Katalysatorfunktion und trugen maßgeblich zum Untergang des Kommunismus in den Staaten Mittel- und Osteuropas bei.[4]

Der damals verwendete runde Tisch ist heute im Präsidentenpalast zu sehen. Er hat einen Durchmesser von neun Metern und bietet 57 Personen Platz.[5]

Zentraler Runder Tisch in der DDR 1989/1990

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In der Deutschen Demokratischen Republik wurde auf Initiative von „Demokratie Jetzt“ im Zuge der friedlichen Revolution ein Zentraler Runder Tisch eingerichtet. Dieser orientierte sich in der Symbolik der Bezeichnung am Runden Tisch in Polen, übernahm aber nicht die runde Form, sondern war rechteckig. Er trat am 7. Dezember 1989 zum ersten Mal zusammen und beeinflusste in der Zeit bis zur Volkskammerwahl im März 1990 stark die Arbeit der Regierung Modrow. Einer der ersten und wichtigsten Verhandlungspunkte am Zentralen Runden Tisch war die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bzw. dessen Nachfolger das Amt für Nationale Sicherheit (ANS). Neben dem Zentralen Runden Tisch gab es 1989/90 auch in Großbetrieben, der Deutschen Reichsbahn und den Bezirken der DDR sowie auf kommunaler Ebene Runde Tische.[6]

Runder Tisch in Ungarn 1989/1990

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In Ungarn entschied die Führung im Februar 1989, ein Mehrparteiensystem einzuführen. Mit der Entscheidung, die Grenze nach Österreich zu öffnen, leitete die ungarische Führung den Fall des Eisernen Vorhangs und den Zusammenbruch des Ostblocks ein. Verhandlungen mit der ungarischen Opposition am Runden Tisch führten zu den ersten freien Wahlen am 25. März 1990.

Runder Tisch in Bulgarien 1990

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In Bulgarien regierte jahrzehntelang Todor Schiwkow als Parteichef und Vorsitzender des Staatsrates. Unter dem Eindruck der Wende in den Nachbarstaaten wurde er im November 1989 gestürzt. Die KP einigte sich Anfang 1990 mit der Opposition auf einen Runden Tisch. Die Gespräche führten im Juni 1990 zu den ersten freien Wahlen. Bei diesen errang die Nachfolgepartei der KP die absolute Mehrheit; neuer Ministerpräsident wurde im Dezember 1990 der parteilose Dimitar Popow. Bei den zweiten Wahlen im Oktober 1991 gewann das Bündnis der Opposition.

Weitere sogenannte Runde Tische

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Literatur

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  • Philipp Goll: Der wundertätige Tisch, in: Kultur & Gespenster, Nr. 16: Sos Fantômes (2015).
  • Timothy Garton Ash: We the people. The Revolution of '89 Witnessed in Warsaw, Budapest, Berlin and Prague. London 1999.
  • Hannes Bahrmann, Christoph Links: Chronik der Wende. Bd. 1, ISBN 3-86153-081-3, Bd. 2 ISBN 3-86153-095-3.
  • Uwe Thaysen (Hrsg.): Der Zentrale Runde Tisch der DDR. Wortprotokoll und Dokumente. Bd. I–V, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-12756-X.
  • Uwe Thaysen: Der Runde Tisch. Oder: Wo blieb das Volk? Opladen 1990, ISBN 3-531-12228-2.
  • André Hahn: Der Runde Tisch: das Volk und die Macht – politische Kultur im letzten Jahr der DDR. Berlin 1998, ISBN 3-932180-43-7.
  • Tadahisa Izeki: Das Erbe der Runden Tische in Ostdeutschland – bürgerorientierte Foren in und nach der Wendezeit. Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-34840-1.
  • Peter Wensierski: Schläge im Namen des Herrn. Deutsche Verlags-Anstalt: München 2006, ISBN 3-421-05892-X
  • Claudia Kundigraber: Polens Weg in die Demokratie: der Runde Tisch und der unerwartete Machtwechsel. Göttingen 1997, ISBN 3-89712-024-0.
  • Klemens Semtner: Der Runde Tisch in der DDR. München 1992, ISBN 3-88073-420-8.
  • Andreas S. Schmidt[-Schweizer]: Die politischen Auseinandersetzungen am „Nationalen Runden Tisch“ in Ungarn (1989). Systemtransformation „auf dem Verhandlungsweg“? In: Südosteuropa, 46 (1997) 1/2, S. 37–64.
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Commons: Runder Tisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Timothy Garton Ash formulierte, um die Gewaltlosigkeit der Revolutionen von 1989 zu betonen, zugespitzt: „Was die Guillotine für die Revolution vom Typ 1789 war, das ist der Runde Tisch für die von 1989.“ (T. G. Ash: Jahrhundertwende. Weltpolitische Betrachtungen 2000–2010, München 2010, S. 88)
  2. Handbuch für eine gute Bürgerbeteiligung. (PDF; 2,6 MB) Planung von Großvorhaben im Verkehrssektor. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 27. März 2012, S. 97, archiviert vom Original am 13. September 2013; abgerufen am 19. November 2013.
  3. Die herbeigeredete Revolution. Spiegel Online
  4. Runder Tisch in Polen: Der Anfang vom Ende des Ostblocks. DiePresse.com, 2. April 2009
  5. Der 'Runde Tisch' hat immer frische Nelken. Polskie Radio, 6. Februar 2009
  6. Francesca Weil: Verhandelte Demokratisierung. Die Runden Tische der Bezirke 1989/90 in der DDR (= Berichte und Studien des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Band 33). V&R unipress, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-881-2.
  7. Runder Tisch Familie und Beruf, April 2011 auf bmg.bund.de